Malmö/Berlin. Der 1. FC Union Berlin meldet sich mit dem 1:0 in Malmö in der Europa League zurück, muss aber Krawalle aufarbeiten.
Der 1. FC Union Berlin meldet sich auf der kontinentalen Bühne zurück: Weil Sheraldo Becker den Torbann in dieser Europa-League-Saison nach 248 Minuten Flaute durchbrach, sind die „Eisernen“ nach dem 1:0 (0:0) bei Malmö FF in der Vorrundengruppe D wieder im Geschäft. Das war es aber schon mit den guten Nachrichten dieses Fußballabends in Südschweden, der die Schlagzeilen auf der falschen Seite des Spielfeldes schrieb.
Es waren 57 Minuten gespielt, als die bis dahin so stimmungsvolle Atmosphäre im mit rund 16.000 Zuschauern - davon rund 1000 Berliner - gefüllten Eleda Stadion zu Malmö kippte. Waren bis dahin hier und da Rauchtöpfe eine nervige Begleiterscheinung, artete es auf den Rängen aus: Ein Transparent mit „Berlin ist blau weiß“ als Provokation aus dem schwedischen Block Richtung Union-Anhang, Leuchtraketen aus beiden Lagern, schließlich ein heftiger Böller aus einer Ecke in der Berliner Kurve sorgten dafür, dass es Schiedsrichter Halil Umut Meler zu bunt wurde; der türkische Referee beorderte beide Mannschaften in die Kabinen.
27 Minuten lang, in denen unweigerlich Erinnerungen an die Krawalle beim Champions-League-Match zwischen Olympique Marseille und Eintracht Frankfurt vor wenigen Wochen wach wurden, blieb das auch so. 27 Minuten, in denen sich wohl nicht nur die friedlichen Zuschauer zu Malmö fragten, welche Auswüchse Fanausschreitungen im Fußball noch nehmen sollen. 27 Minuten, in denen diverse Funktionäre im Stadion darüber berieten, ob aufgrund der kriminell anmutenden Selbstinszenierung einiger Unverbesserlicher mit einem Spielabbruch ein Statement gesetzt werden solle.
Unions Geschäftsführer appelliert an Fans: „Haben noch genau eine Chance“
Doch dazu sollte es nicht kommen. Schließlich ergriff nämlich Unions Geschäftsführer Kommunikation Christian Arbeit das Mikrofon und appellierte an den Gästeanhang: „Unioner, wir haben noch genau eine Chance: Das Spiel wird angepfiffen, und dann fliegt nichts mehr auf das Spielfeld! Wir können das!“ Und sie konnten es, auch weil die Feuerwerkskörper laut einer ersten Meldung von Unions Presseabteilung von in schwarz gekleideten Vermummten geworfen worden seien, die weder dem schwedischen noch dem Berliner Lage zuzuordnen waren.
Ein Nachspiel werden die Geschehnisse so oder so haben, sportlich wusste Union die unfreiwillige Pause allerdings zu nutzen, um sich trotz Unterzahl nach Rote Karte gegen Andras Schäfer (Notbremse nach eigenem Blackout kurz vor der Halbzeit) und lange biederer Vorstellung beider Teams seinen ersten Dreier in Europa in der Spielzeit 2021/2022 zu sichern. Die nächste Runde ist nun wieder greifbar.
45-minütige Unterzahl ist Berlinern nicht anzumerken
Beim Treffer des Tages hatte der in die Startelf zurückgekehrte Robin Knoche nach einem Fehlpass Oscar Lewickis schnell geschaltet und Sheraldo Becker übers halbe Feld geschickt, wobei der Niederländer bei seinem Abschluss ins lange Eck bei hitziger Stimmung Eiseskälte bewies (68.). Der schwedische Meister enttäuschte vor allem nach dem Rückstand komplett, brachte den souveränen Frederik Rönnow im Union-Tor so überhaupt nicht in die Bredouille.
Ungeachtet des aus seiner Sicht nicht unverdienten Erfolgs war Union-Präsident Dirk Zingler nach dem Spiel zwiegespalten: „Ich bin stinksauer. Pauschal aber 1200 Leute zu verurteilen, so etwas mache ich nicht.“ Man müsse die Geschehnisse in Ruhe auswerten. Trainer Urs Fischer, gerade von Corona genesen und kurzfristig noch nach Malmö nachgereist, fand es „beschämend, dass es eine Minderheit einfach immer wieder hinbekommt, dass es nicht mehr um den Sport geht.“