Mannheim/Berlin. Nach zusätzlicher Arbeit steht dem Team des 1. FC Union im Moment nicht gerade der Sinn. Die Belastung mit Bundesliga, Europa Conference League und DFB-Pokal ist an sich groß genug, drei englische Wochen in Folge müssen die Berliner Fußballprofis absolvieren. Doch der willige Drittligist Waldhof Mannheim machte es dem Fünften der Eliteklasse sehr schwer in der zweiten Pokalrunde. Die Süddeutschen zwangen den Favoriten in einen langen Kampf, den Union erst in der Verlängerung für sich entscheiden konnte. Mit 3:1 (1:1, 1:1) setzten sich die Köpenicker schließlich durch.
Damit steht das Team von Trainer Urs Fischer im Achtelfinale. „Wir hätten uns vielleicht die Verlängerung ersparen können, aber man muss Mannheim ein Kompliment machen. Am Ende geht es darum weiterzukommen“, sagte Verteidiger Timo Baumgartl nach dem mühevollen Erfolg: „Wir wussten, was auf uns zukommt.“ Kevin Behrens (18./118.) und Taiwo Awoniyi (94.) trafen für die Berliner.
Unions Gegner entlässt den Sportchef vor dem Spiel
Pokalspiele sind Fußballfeste. Doch bei den Mannheimern hatte man zunächst nicht den Eindruck, dass sie wirklich feiern wollten. Wenige Stunden von dem Spiel entließen die Kurpfälzer überraschend ihren Sportlichen Leiter Jochen Kientz. „Es gab einen Vorfall“, sagte Mannheims Präsident Bernd Beetz vor dem Anpfiff. Auf die Frage, ob es mit den 17 Coronafällen im Team zu tun habe, wegen denen Mitte Oktober ein Spiel verlegt werden musste, sagte er: „Es hat damit etwas zu tun. Ich möchte nicht weiter auf Details eingehen.“
Sportlich schien das Team davon ungerührt, die Mannheimer legten ordentlich los gegen Union. Bei den Berlinern hatte Fischer die Mannschaft an vier Stellen verändert im Vergleich zum 1:1 beim VfB Stuttgart am Sonntag. Frederik Rönnow durfte ins Tor, Bastian Oczipka gab auf der linken Seite sein Pflichtspieldebüt für die Köpenicker, Kevin Behrens und Andreas Voglsammer bildeten diesmal zusammen mit Sheraldo Becker ein Sturmtrio. Im Angriff war zunächst aber Waldhof zu sehen.
Nach einer Ecke brachte Marc Schnatterer den Ball sehr scharf vor das Tor, Rönnow konnte nur abklatschen. Die Kugel fiel direkt vor die Füße von Alexander Rossipal, der zwar umringt war von vielen Berliner Verteidigern. Die jedoch hielten sich an die Coronaregeln, also Abstand, was es dem Mannheimer leicht machte, den ersten Treffer des Abends zu erzielen (4.). Gut für viele Waldhof-Fans, dass der Anpfiff um zehn Minuten nach hinten verlegt worden ist, weil um 18.30 Uhr noch viele Anhänger wegen Einlassproblemen draußen standen.
Behrens gelingt der schnelle Ausgleich für Union
Es wirkte, als seien die Köpenicker in der zweiten englischen Woche in Folge gedanklich nicht mehr ganz so frisch. Waldhof präsentierte sich überaus motiviert, wollte nach dem Überraschungserfolg in der ersten Runde gegen Eintracht Frankfurt (2:0) den nächsten großen Gegner aus dem Weg räumen. Im Ballbesitz preschten die Mannheimer schnell nach vorn, wollten Lücken reißen. Ohne Ball waren sie schnell am Gegenspieler. Doch da setzte sich Union mit individueller Klasse durch. Becker schlug in Bedrängnis eine Flanke von rechts, Voglsammer leitete den Ball per Kopf zu Behrens weiter, der direkt zum Ausgleich einschoss (18.).
Mehr Gelegenheiten ergaben sich aber kaum. Union konnte nicht die Souveränität des Stuttgarter Auftritts in sein Spiel bringen. In der ersten Hälfte schürte lediglich Becker mit seinen Hereingaben etwas Gefahr. Ansonsten blieb vieles hektisch, auf beiden Seiten häuften sich die Ballverluste. Zu Beginn der zweiten Hälfte sahen sich die Berliner wieder einem impulsiven Start der Mannheimer ausgesetzt und gerieten sogar unter Druck. Nach guten Chancen von Adrien Lebeau (46.) und Gillian Jurcher (53.) hätte Union durchaus erneut in Rückstand geraten können.
Awoniyi trifft zu Beginn der Verlängerung für Union
Mannheims Schwung konnten die Berliner erst brechen, als Trainer Fischer Rani Khedira ins Mittelfeld einwechselte und dafür Voglsammer herausnahm (57.). Union stellte das System um von 3-4-3 auf 3-5-2, gewann dadurch mehr Kontrolle. Wesentliche Vorteile vor dem Tor ergaben sich allerdings nicht, die Köpenicker konnten ihre Hektik gegen einen zähen Gegner kaum ablegen. Robin Knoches abgefälschter Schuss und ein Konter über den eingewechselten Taiwo Awoniyi und Grischa Prömel wurden abgewehrt.
So ging es in die Verlängerung, die sich Mannheim redlich verdient hatte, in der Union aber schnell alles klar machte. Prömel passte an den Strafraum, Awoniyi zog ab und traf flach ins Tor. Der siebte Treffer des Nigerianers im sechsten Spiel in Folge beruhigte die Partie aus Sicht der Berliner. Zu kaputt war Mannheim, um Union noch einmal zu überraschen. Behrens vollendete schließlich das Werk der Köpenicker mit einem Schuss von der Strafraumgrenze. „Es war ein schweres Stück Arbeit. Wir haben nicht unseren besten Fußball gezeigt, es war ein typischer Pokalfight“, sagte der Doppeltorschütze.
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