Berlin. Die Diffamierungen von Teilen der Union-Fans gegen Dietmar Hopp im Bundesliga-Spiel gegen den VfL Wolfsburg haben ein Nachspiel für den Aufsteiger. Die Berliner Polizei hat nach den Vorfällen kurz vor der Pause beim 2:2 am Sonntagnachmittag Ermittlungen aufgenommen.
Es werde gegen Unbekannt „wegen des Verdachts der Bedrohung im Zusammenhang mit einem Spruchband und einem Porträtplakat“ des Mehrheitseigners des Ligakonkurrenten TSG 1899 Hoffenheim ermittelt, sagte ein Polizeisprecher.
Es werde unter anderem untersucht, ob die Plakate den Tatbestand der Bedrohung erfüllen würden und wer die Plakate gezeigt sowie angefertigt habe, hieß es weiter. Dazu werde unter anderem das zur Verfügung stehende Videomaterial ausgewertet.
Union-Trainer Fischer hinterfragt Drei-Stufen-Plan
Union-Fans hatten auf einem Plakat Hopp im Fadenkreuz gezeigt, dazu ein großes Transparent mit der Aufschrift „Hurensohn“. Schiedsrichter Bastian Dankert hatte die Partie deshalb zum zweiten Mal unterbrochen. Erstmals war das Spiel für wenige Momente unterbrochen worden, nachdem die Union-Fans die Wiederaufnahme von Kollektivstrafen durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) scharf kritisiert hatten.
„Man hat sich ja irgendwo für einen Weg entschieden, für diese drei Phasen. Ich bin glücklich, dass es die dritte nicht gegeben hat“, sagte Union-Trainer Urs Fischer am Montag mit Blick auf den dadurch entstehenden Spielabbruch.
Zugleich stellte er auch die derzeitige Regelung in Frage. „Es fragt sich, braucht es überhaupt Phase eins und zwei. Jeder muss sich fragen, ob es überhaupt erst dazu kommen muss.“
Union Berlin kündigt Gespräche mit Fans an
In einer Stellungnahme hatte die Union-Ultragruppierung „HammerHearts 2004“ die Plakate gerechtfertigt. Der Protest mit Hopp im Fadenkreuz sei „keine Morddrohung. Er ist aber ganz klar provokant und kritisiert eine Person und eine stetige Entwicklung. Heute steht er jedoch vor allem entgegen schleichender Zensur und für die Ausdrucksfreiheit der Kurven.“
Union hat die Aufarbeitung der Vorfälle angekündigt. „Wir werden auf diese Gruppe zugehen und das Gespräch mit dieser Gruppe führen. Und es wird ein ernstes und deutliches Gespräch sein“, sagte Christian Arbeit, Unions Geschäftsführer Kommunikation. Die Gespräche hätten bereits am Sonntag nach dem Spiel begonnen und „werden rund um die Uhr geführt“, so Arbeit.
Noch während der Hopp-Diffamierungen hatten die Besucher auf der Haupttribüne und Gegengeraden versucht, den Union-Block mit lautstarken „Aufhören, Aufhören“-Rufen dazu zu bringen, die Plakate herunterzunehmen. Eine Spaltung der immer wieder beschworenen Union-Familie befürchtet Arbeit nicht. „Wenn man es einfach laufen ließe, besteht die Gefahr einer Trennung, Aber das war noch nie unser Ansatz. Die Einheit unseres Stadions ist eine Qualität, die viele sehr zu schätzen und zu verteidigen wissen“, sagte Arbeit.
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