Bundesliga

Union erwartet das größte Gastspiel der Klubhistorie

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Michael Färber
Union-Stürmer Sebastian Andersson (2.v.l.) sorgt gegen Borussia Dortmund für die Entscheidung. Sein Torriecher ist auch gegen die Bayern wieder gefragt.

Union-Stürmer Sebastian Andersson (2.v.l.) sorgt gegen Borussia Dortmund für die Entscheidung. Sein Torriecher ist auch gegen die Bayern wieder gefragt.

Foto: Matthias Koch / picture alliance / Matthias Koch

Aufsteiger Union tritt am Sonnabend beim FC Bayern an. Nie war die Bühne größer, auf der sich die Köpenicker präsentieren konnten.

Berlin. Seit dem 18. August, seit dem ersten Spieltag in dieser Saison, reiht der 1. FC Union Premiere an Premiere. Das liegt in der Natur der Sache eines kompletten Bundesliga-Neulings. Doch das Gastspiel der Köpenicker bei Bayern München am Sonnabend (15.30 Uhr, Sky) ist mehr als einfach „nur“ eine Premiere.

Nicht weil Union in der Münchner Arena antritt, die kennt man schon durch die Zweitliga-Duelle mit einem gewissen TSV München von 1860. Sondern weil auf die Mannschaft von Trainer Urs Fischer die größtmögliche Plattform wartet, die die Liga zu bieten hat.

Es geht zum Rekordmeister, zum Titelträger der vergangenen sieben Spielzeiten, zu jenem Klub, der seinem 2500. Heimtor entgegenfiebert (fünf Treffer fehlen noch). Es ist das Duell der mit Abstand erfolgreichsten Mannschaft in der gut 56 Jahre dauernden Bundesliga-Historie gegen das Schlusslicht. Mehr geht nicht.

Union startet in sehr wichtige Woche

Zumal es den Beginn einer der wichtigsten Wochen in der Vereinsgeschichte Unions einläutet. Nur drei Tage nach dem Auftritt in München geht es am Dienstag in der 2. Runde des DFB-Pokals zum SC Freiburg, der nach seinem 0:2 vor einer Woche bei Union sicher einiges gutzumachen hat.

Und dann wartet natürlich am darauffolgenden Sonnabend (18.30 Uhr, Alte Försterei) nichts Geringeres als das Derby gegen Hertha BSC. Das sind drei echte Herausforderungen für Fischer und seine Mannschaft.

Wie stark das Spiel beim 29-maligen deutschen Meister den DDR-Pokalsieger von 1968 tatsächlich elektrisiert, zeigen nicht nur jene gut 7500 Fans, die das zumindest auf dem Papier ungleiche Duell live im Stadion miterleben werden. Viele von ihnen haben sich kurz vor halb sechs Uhr morgens per Sonderzug auf die gut acht Stunden lange Reise gemacht.

7500 Fans stärken Union den Rücken

Auch abseits des Platzes fiebert man bei Union der Partie entgegen. „Natürlich freuen wir uns darauf“, bestätigte Christian Arbeit, Unions Stadionsprecher und Geschäftsführer Kommunikation, „wir waren in diesem Stadion schon öfter, aber noch nie gegen den FC Bayern.“

Natürlich sei dies im Vorfeld auch mit reichlich Aufwand verbunden, sagte Arbeit, „aber dass 7500 Leute da hinfahren, zeigt, wie groß die Freude ist, aber auch die Unterstützung“.

Und die Unterstützung im Stadion wird auch hörbar sein, ist doch das Münchner Publikum als Operettenpublikum verschrien, das nur wenig Stimmung während der 90 Minuten macht. Unterstützung, die Union den Rücken stärken wird.

Union kennt Atmosphäre wie in München

„Natürlich versuchen wir im Vorfeld, einen gewissen Einfluss auszuüben, aber am Schluss ist es ein Fußballspiel“, sagte Trainer Fischer und forderte die Seinen auf: „Versuche, dich nicht verrückt zu machen, nicht aus dem Tritt zu bringen, weil das Stadion etwas größer ist.“ Immerhin spielt Union nicht jeden Tag vor 75.000 Zuschauern.

Helfen könnte, dass Union unter Fischer bereits in Liga zwei ähnliche Rahmenbedingungen hatte. Das Pokalspiel in Dortmund etwa, oder die Liga-Partien beim Hamburger SV oder 1. FC Köln. „Spiele, die du im Hinterkopf hast, in denen du es nicht schlecht gemacht und im Falle Hamburg und Köln auch etwas mitgenommen hast. Aber München...“, Fischer muss kurz durchatmen, um dann festzustellen: „Wir sollten das Ganze jetzt nicht größer machen, als es ist.“

Das hat schon Bayern-Boss Karl-Heinz-Rummenigge getan, der nach dem Münchner Sieg in der Champions League in Piräus unter der Woche die Bayern in die Pflicht nahm, gegen Union mit höchster Konzentration anzutreten. Fischer überrascht das nicht. Der Schweizer weiß aus seiner Zeit beim FC Basel genau, wie schwer es sein kann, nach der Königsklasse wieder in den Liga-Alltag zu finden.

Boateng kehrt in Bayern-Startelf zurück

Doch auch den Bayern ist die Entwicklung des Aufsteigers nicht entgangen. „Union hat auf Dreier- bzw. Fünferkette umgestellt, da ist eine defensive Stabilität zu sehen. Wir erwarten, dass Union engmaschig stehen wird“, sagte Bayern-Coach Niko Kovac: „Die Lösung ist: Wir müssen leichte Ballverluste verhindern und Geduld mitbringen.“

Dabei helfen soll Jérome Boateng, der aufgrund der Ausfälle von Niklas Süle und Lucas Hernandez in die Startelf rückt. „Er wird beweisen, dass er ein qualitativ guter Spieler ist. Und sollte er gut spielen, kann er sich auch wieder für ganz andere Aufgaben empfehlen“, erklärte Kovac. Fragezeichen stehen hingegen hinter den Einsätzen von Serge Gnabry und Javi Martinez (beide Knieprobleme).

Doch selbst dann, wenn auch Gnabry und Martinez ausfallen sollten, wird in München ein klarer Sieg der Bayern erwartet, und zwar ohne Gegentor. Der Unruhe beim Favoriten nach zuletzt wenig überzeugenden Leistungen steht Fischer skeptisch gegenüber. „Ich lese natürlich Zeitung, schaue auch mal Fernsehen, aber ob solch eine Unruhe bei Bayern herrscht – da bin ich mir unsicher“, sagte der Union-Trainer: „Ich glaube schon, die wissen, was sie wollen. Die werden so auftreten: Das Spiel gewinnen wir.“

Union gleichauf mit den Bayern

Ob angesichts der großen Unterschiede zwischen beiden Klubs und beiden Mannschaft ein Punktgewinn für Union schon eine Sensation wäre, wurde Fischer gefragt. „Dann machen wir ein ganz tolles Spiel. Und Robert Lewandowski versemmelt die eine oder andere Chance“, antwortete der Union-Coach.

Immerhin eine Kategorie gibt es, in der kann Union dem großen FC Bayern das Wasser reichen. Genau wie die Münchner sind die Köpenicker noch nie aus der Bundesliga abgestiegen.

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