Berlin. Man kann es sich natürlich einfach machen: Kaum steht Michael Parensen in der Startelf, schon bleibt der 1. FC Union in der Fußball-Bundesliga ohne Gegentor. Ein Fakt, der doch nur für ihn sprechen kann, oder? „Immer“, antwortet Parensen und grinst dabei.
Überhaupt kam der Profi aus dem Grinsen kaum mehr heraus. Wer kann schon von sich behaupten, mit 33 Jahren sein Debüt in der höchsten deutschen Spielklasse feiern zu können? Parensen kann es, seit vergangenem Sonnabend, seit dem 2:0 gegen den SC Freiburg.
Erst kurz vor dem Spiel war klar, dass der Traum, den so viele Profis hegen, nun auch für ihn wahr werden wird. Weil Neven Subotic kurzfristig ausfiel, griff Trainer Urs Fischer zur Allzweckwaffe in der Defensive und beorderte Parensen in die Dreierkette.
Michael Parensen wollte das Spiel genießen
„Ich hatte mir vorgenommen, das Spiel zu genießen, egal, wie es ausgeht oder in welcher Situation wir gerade sind“, erzählt Parensen – unaufgeregt, dafür mit reichlich Stolz in der Stimme: „Heute waren es viele Spieler, die es genossen haben zu arbeiten, gemeinsam auf dem Platz zu stehen und füreinander da zu sein, Fußball zu spielen, Zweikämpfe zu gewinnen, zu laufen – dann kommt so ein Ergebnis zustande.“
Es spricht für ihn, dass er seinen Anteil am zweiten Bundesliga-Sieg der Köpenicker als nicht groß erachtet. Sein Wert für die Mannschaft, überhaupt für den Verein, ist dafür umso größer. Nicht nur weil er seit fast elf Jahren für Union aufläuft.
Im Januar 2009 kam Parensen von der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln nach Berlin. Ein halbes Jahr später, als die Rückkehr in die Zweite Liga vollbracht war, hatte man ihn auf dem Aufstiegsshirt, das die Namen aller Spieler trug, glatt vergessen. Es sollte die Geburtsstunde eines Publikumslieblings werden.
Parensen engagiert sich für soziale Projekte
Dabei spielt es keine Rolle, dass er schon seit Jahren nicht mehr zu jenen zählt, die als erste für die Startelf genannt werden. Parensen ist da, wenn man ihn braucht. Mehr noch: Er bringt die Leistung, die man dann von ihm erwartet. Solide, kompromisslos. Das kommt an im Union-Kosmos.
„Ich habe immer betont, das ist der Weg: Egal in welcher Situation du bist, weiter zu arbeiten“, erklärt Parensen: „Ich habe mir für diese Saison meine ganz persönlichen Ziele gesetzt und daraus meine Motivation gezogen.“
Nie hat sich Parensen als bloßer Fußball-Profi gesehen. Er wirkt stets reflektiert, vielleicht auch, weil er in seiner Karriere immer wieder mit schweren Verletzungen zu kämpfen hatte. Ob Wirtschafts-Management-Studium mit Schwerpunkt Sport, ob seine Engagements in der Union-Stiftung oder bei der Integration von Flüchtlingen – Parensen, dessen früherer Berufswunsch Stadtplaner gewesen ist, lebt den Teamgedanken auch außerhalb des Platzes.
Teamkollegen voller Respekt für Parensen
Folglich war er sich auch seiner sportlichen Situation bei Union bewusst, als er seinen Vertrag kurz nach dem Bundesliga-Aufstieg um ein Jahr bis 2020 verlängerte.
„Mir war klar, dass es schwierig wird, von Anfang an Spiele zu machen, aber im Endeffekt ist es dann Arbeit, die sich auszahlt. Da ist jetzt auch viel zusammengekommen mit der Verletzung von Neven“, sagt Parensen: „Am Ende bin ich davon überzeugt, dass sich Dranbleiben immer auszahlt. Das war das, was ich leisten kann und jeden Tag leisten muss. Das mache ich auch.“
Der Respekt nicht nur seiner Teamkollegen ist ihm gewiss. „Er ist schon so lange dabei und hat sich das verdient. Er ist immer da, wenn man ihn braucht“, lobt Union-Kapitän Christopher Trimmel: „Wenn man so routiniert ist, dann weiß man, worauf es ankommt. Micha zeigt das immer wieder, wenn er spielt, da muss man sich überhaupt keine Sorgen machen. Im Gegenteil, man hat immer das sichere Gefühl, dass hinten nichts passiert.“
„Er ist eine Union-Legende“
Ähnlich sieht es auch Trainer Fischer: „Über die Leistung muss man nicht groß diskutieren. Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Dass er immer bereit steht, ist für mich nichts Neues, entsprechend verhält er sich auch in den Trainingseinheiten. Es kam mir in einigen Situationen so vor, dass er jünger war, als er eigentlich ist. Micha ist immer eine Option.“ Und für Verteidiger Keven Schlotterbeck ist Parensen schlicht „eine Union-Legende“.
Eine sehr menschliche obendrein. Von seinen Emotionen überwältigt, musste Parensen nach dem Schlusspfiff gegen Freiburg sogar die eine oder andere Träne wegwischen. „Ich habe mich natürlich wahnsinnig gefreut. Jeder, der meinen Weg hier verfolgt hat, weiß, dass ich sehr lange dafür gearbeitet habe. Und dass es jetzt so aufgeht, mit einem Sieg, und dann noch zu Null das erste Spiel zu machen, ist für mich natürlich wunderschön. Jetzt in allen drei Ligen für Union gespielt zu haben, ist schon etwas besonderes.“
Parensen ist Unions Rekordspieler
207 Mal lief Parensen für Union in der Zweiten Liga auf, keiner spielte im Unterhaus öfter für die Köpenicker. Bleiben also noch 206 Einsätze, um diese Zahl auch im Oberhaus zu erreichen. „Es geht ja erst los, meine Bundesliga-Karriere hat ja gerade erst angefangen“, sagt Parensen. Und grinst dabei.
Mehr über Union lesen Sie hier.