Bundesliga

Wo Union herkommt – und was Union ist

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Marcel Stein und Jens Anker
Weihnachtssingen 2017 in der Alten Försterei

Weihnachtssingen 2017 in der Alten Försterei

An Weihnachten 2017 gab es zum 15. Mal das Weihnachtssingen in der Alten Försterei. Viele bekamen Gänsehaut: Ein ganzes Stadion sang unter anderen "O Tannenbaum".

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Der 1. FC Union hat eine ganz spezielle Bindung zu seinen Fans. Das liegt in der Geschichte des Klubs begründet.

Berlin. Vereine, die in der Fußball-Bundesliga aktiv sind, haben oft mehr als einen lokalen Bezug. Sie verfügen über Fans im ganzen Land, oder sie sind zumindest weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Der 1. FC Union spielte zwar bislang nicht ganz oben mit, die Bekanntheit des Klub wuchs dennoch beständig mit den Jahren. Weil die Berliner zu jener Sorte von Klubs gehören, die sich in dieser Form nicht überall finden lassen. Die einen ganz besonderen Charakter haben.

„Das Miteinander mit den Fans ist einmalig bei Union. Was die Fans für Union machen und Union umgekehrt wiedergibt“, sagte Wolfgang Matthies, früher Torwart und bis heute Klub-Legende, einst der Morgenpost.

Union Berlin in der DDR: Eine Legende nahm ihren Lauf

Die Geschichte von Union begann recht diffus, Von 1906 datieren die Anfänge der Vorgänger, aber erst 1966 wurde der Klub unter heutigem Namen neu gegründet. Bei den Oberen der DDR war Union nicht gut gelitten, wurde klein gehalten, aus politischer Willkür stark beschnitten in seinen Möglichkeiten. Anders als der BFC Dynamo, der Stasiklub aus Hohenschönhausen.

Nach dem Aufstieg 1976 in die Oberliga wurde der BFC zweimal geschlagen. Zweimal 1:0. Eine Legende nahm ihren Lauf, ein Mythos begann zu leben. Diese Siege trugen einiges zum Image des Klubs bei. Immer mehr Zuschauer kamen in das Stadion an der Alten Försterei. Union wurde zu einem Hort der Unangepassten. Fans und Verein fanden eine besondere Basis, die sich über die Generationen weitertrug. Die zum Markenkern des 1. FC aus Köpenick wurde.

Die nach der Wende, als der Klub im chronischen Geldmangel das eine oder andere Mal unterzugehen drohte und bis in die vierte Liga abtauchte, dazu führte, dass die Fans beim Stadionumbau mithalfen, in der größten Finanznot ihr Blut gaben, um Geld zusammen zu bekommen. Die den Klub bis heute dazu bewegt, die Belange der Fans so oft es geht über die allgemeine Kommerzialisierung des Fußballs zu stellen.

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Union im Jahr 2001 gegen Schalke im DFB-Pokalfinale

Schon zwei Jahre nach der Gründung gelang Union einer der größten Triumphe der Klubgeschichte. Eine Tafel neben der Stadioneinfahrt erinnert an den Sieg im FDGB-Pokal 1968. Mit 2:1 wurde der damalige DDR-Meister Jena bezwungen. In der Saison 1970/71 gelang den Köpenickern mit Platz fünf die beste Platzierung in der Oberliga, der höchsten Spielklasse der DDR. In den Jahren danach pendelte Union immer wieder zwischen erster und zweiter Liga.

Auf einer zweiten Tafel neben dem Stadiontor zeigen Bilder die unvergesslichen Momente des DFB-Pokalfinales von 2001. Zwar unterlag man als Drittligist Schalke 04 mit 0:2, trotzdem durfte Union in der nächsten Saison im Uefa-Pokal antreten und schafft es sogar in die zweite Runde. Dort schied man gegen Litex Lowetsch aus Bulgarien aus.

Nach drei Spielzeiten in der Zweiten Liga folgen schwere Jahre, ehe 2009 der Wiederaufstieg in die zweithöchste Klasse gelang. Seither entwickelte sich der Klub kontinuierlich fort und krönte dies mit dem Aufstieg in die Bundesliga.

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Alte Försterei: Erweiterung des Stadions längst geplant

Das Stadion an der Alten Försterei steht wie kein anderes für die enge Bindung von Verein und Fans. Etliche halfen beim Bau, etliche kauften anschließend Stadionaktien. Inzwischen ist die Arena längst zu klein mit ihren 22.012 Plätzen. Die Erweiterung auf 37.000 ist längst geplant.

„Wir haben uns zunächst über Union gefreut“, sagte Sportsenator Andreas Geisel (SPD) am Dienstag nach der Sitzung im Senat. „Jetzt geht es darum, das Stadion zu ertüchtigen.“ Während Union für den Ausbau selbst aufkommt, beteiligen sich der Bund und das Land am Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Der Bund übernehme 80 Prozent der Kosten für die Verlängerung der Südost-Verbindung bis zum Stadion, das Land übernehme 20 Prozent.

Gleichzeitig verhandele Union mit der BVG über den Ausbau des ÖPNV. Es müsse klar sein, dass das Stadionticket auch für die BVG gelte, so Geisel, damit der Individualverkehr rund ums Stadion nicht vollständig kollabiere.

Eines hielt Union-Präsident Dirk Zingler aber bereits fest: „Es wird keinen Bau im ersten Bundesliga-Jahr geben. Sicher werden wir ein paar Anpassungen vornehmen müssen, aber nichts, was unsere Zuschauer-Kapazität erhöht.“