Berlin. Relegationsrang drei ist dem 1. FC Union nur noch theoretisch zu nehmen, mit einem Sieg am Sonntag beim VfL Bochum (15.30 Uhr, Sky) kann der Berliner Fußball-Zweitligist sogar noch direkt aufsteigen, sollte der SC Paderborn gleichzeitig bei seinem Gastspiel in Dresden nicht gewinnen.
Die Mannschaft von Trainer Urs Fischer steht vor dem Sprung in die Bundesliga. Die Morgenpost erklärt, was sich für die Köpenicker zur kommenden Saison alles ändern würde.
Unions Etat steigt enorm
In den vergangenen drei Jahren hat Union seinen Etat kontinuierlich gesteigert. Die nun zu Ende gehende Saison hatten die Köpenicker mit gut 47 Millionen Euro geplant, so viel wie nie zuvor. Diese Summe dürfte sich mit dem Sprung in die Bundesliga locker auf 80 Millionen Euro steigern. Zum Vergleich: Hertha BSC hatte das Geschäftsjahr 2017/18 mit einem Umsatz von 152 Millionen Euro abgeschlossen.
Zahlen, von denen man an der Alten Försterei bei der Rückkehr in die Zweite Liga nur träumen konnte. 2009 war Union als Aufsteiger noch mit einem Etat von 12,2 Millionen Euro angetreten.
Verdoppeln wird sich vor allem der größte Einnahmepunkt in den Etatzahlen, die Fernsehgelder. Im dritten Jahr des aktuellen TV-Geldtopfes werden für alle 36 Erst- und Zweitligisten 1,16 Milliarden Euro ausgeschüttet. Da Union für 2019/20 im wichtigsten Kriterium der TV-Geldrangliste, der Bestandssäule (sie beinhaltet die Fünfjahreswertung), als Erstligist bewertet würde, werden rund zehn Millionen Euro mehr in die Klubkasse gespült. Insgesamt werden sich die TV-Einnahmen von derzeit gut 15 Millionen auf rund 30 Millionen Euro steigern.
Union bekommt neue Sponsoren
Mit dem Ende dieser Spielzeit endet auch der Vertrag mit der Layenberger Nutrition Group als Hauptsponsor. Das Engagement hat dem Klub in den vergangenen drei Jahren rund 800.000 Euro pro Jahr gesichert. In der Bundesliga wird der Klub mit einem neuen Hauptsponsor die Eine-Million-Euro-Marke knacken.
Neben dem Hauptsponsor unterstützen derzeit neun Top- und 20 Premium-Sponsoren den Klub. Insgesamt engagieren sich mehr als 400 Geldgeber bei den Köpenickern. Tendenz steigend.
Welchen Stellenwert Union schon jetzt besitzt, beweist der neue Ausrüstervertrag, der ab Sommer greifen wird. Mit dem Sportartikelhersteller Adidas haben die Rot-Weißen eine sechsjährige Zusammenarbeit vereinbart.
Schon ab der kommenden Spielzeit werden die Profis und alle weiteren Union-Mannschaften Schuhe der Marke mit den drei Streifen tragen. Ab 2020/21 werden auch die Trikots und alle anderen Ausrüstungsgegenstände von dem Unternehmen aus Herzogenaurach gestellt.
Das Sportbusiness-Portal „Sponsors“ bewertete das Engagement der Weltmarke bei Union mit einer Summe von rund 700.000 Euro jährlich. Neben Union würde in der Bundesliga nur noch der FC Bayern München von Adidas ausgerüstet.
Erstes Bundesliga-Derby mit Hertha BSC
Man muss lange zurückschauen, bis man ein Berliner Derby in der Bundesliga findet. Zurück bis in die Saison 1976/77, als mit Hertha BSC und Tennis Borussia – wie schon in der Spielzeit 1974/75 – zwei Hauptstadtklubs in der deutschen Eliteliga vertreten waren.
Diese schon über vier Jahrzehnte dauernde Wartezeit hätte mit Unions Aufstieg ein Ende. Zugleich würden mindestens zwei neue Kapitel in der bislang noch so dünnen Derby-Historie von Union und Hertha im Profifußball geschrieben werden.
Die bisherigen vier hatten es alle in sich, wenn auch nur in der Zweiten Liga. Das erste Duell im September 2010 endete 1:1 . Es folgte Unions legendärer Sieg im Olympiastadion vor 74.200 Zuschauern mit Union-Kapitän Torsten Mattuschka als Derby-Held. Sein Freistoß-Treffer zum 2:1 traf Hertha im Februar 2011 bis ins Mark.
Gut eineinhalb Jahre später revanchierte sich Hertha in der Alten Försterei mit einem 2:1, zuletzt hieß es im Olympiastadion 2:2 – nachdem Union bereits 2:0 geführt hatte.
Union-Tickets werden begehrter – und teurer
Wer Union live erleben will, muss zwischen elf und 13 Euro für einen Stehplatz oder zwischen 28 und 40 Euro für einen Sitzplatz ausgeben – wenn er denn ein Ticket bekommt. Der Heimbereich ist mit knapp 19.000 Plätzen – insgesamt fasst das Stadion 22.012 Zuschauer – nahezu bei jedem Spiel ausverkauft.
Doch nur Mitglieder erhalten ein Vorkaufsrecht auf die Tickets, die in der Bundesliga noch ein Stück begehrter sein werden. Derzeit zählt Union 22.180 Mitglieder (Stand: März 2019). Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl weiter steigen wird, um an Tickets für die Gastspiele von Bayern München, Borussia Dortmund und Co. zu kommen.
Auch einen moderaten Anstieg der Preise dürfte es geben. Allein bei einem Preisanstieg von durchschnittlich drei Euro pro Ticket und einer stets ausverkauften Alten Försterei kann Union mit einer Mehreinnahme von einer Million Euro rechnen.
Alte Försterei erhält Ausnahmegenehmigung
Union plant eine größere Alte Försterei, in der 37.000 Zuschauer Platz finden sollen. Die Klub-Verantwortlichen um Union-Präsident Dirk Zingler erhoffen sich das Baurecht noch in diesem Jahr. Doch Zingler machte auch auf der vergangenen Mitgliederversammlung deutlich, dass es einen Baubeginn nur im Einklang mit der sportlichen Situation geben werde: „Auf einer Baustelle zu spielen, macht wenig Sinn“, sagte Zingler. Erst recht in der Bundesliga.
Derzeit erfüllt das Stadion nicht die Voraussetzungen für die Bundesliga, wie sie die Deutsche Fußball Liga (DFL) vorgibt. 8000 Sitzplätze werden im Oberhaus verlangt, Union kann nur mit 3500 Sitzplätzen dienen. Eine temporäre Aufstockung der Sitzplatz-Kapazität wird es jedoch nicht geben, Union wird dank einer Sondergenehmigung spielen können.
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