Berlin. Im Moment des größten Vereinserfolgs zeigten die Profis des 1. FC Union, wie Fair Play geht. Während auf den Rängen der Alten Försterei das 3:0 (2:0) gegen den 1. FC Magdeburg ein perfekter Heimspiel-Abschluss und das Erreichen des Relegationsplatzes gefeiert wurde, versuchten die Köpenicker zuerst, die Gästespieler ein wenig aufzurichten.
Durch die eigene Niederlage und dem gleichzeitigen Sieg des FC Ingolstadt (3:0 gegen Darmstadt) ist Magdeburg abgestiegen.
Ausschreitungen im Magdeburger Fan-Block
Fair Play, das es in den Fanblöcken eher weniger zu sehen gab. Angesichts des bevorstehenden Abstiegs und des Umstands, dass Union-Fans ein Magdeburger Fan-Banner als „Beute“ in ihrem Fan-Block präsentierten, brannten bei einigen Chaoten im Gäste-Block die Sicherungen durch.
Mit Tritten, Stangen und Absperrgittern wurde versucht, die Plexiglas-Wände zwischen Heim- und Gästebereich zu zertrümmern. Dass die Magdeburger dabei auch von Union-Anhängern provoziert wurden (unter anderem flogen volle Bierbecher), gibt dem Sonntagnachmittag einen faden Beigeschmack.
Paderborn schlägt den Hamburger SV 4:1
Denn gerade aus Union-Sicht muss nach einer insgesamt überzeugenden Vorstellung festgehalten werden: Der direkte Aufstieg in die Bundesliga, Rang zwei hinter Meister 1. FC Köln, ist immer noch möglich. Union braucht dafür am letzten Spieltag beim VfL Bochum einen Sieg und muss auf einen Ausrutscher des SC Paderborn in Dresden hoffen.
Die Mannschaft von Trainer und Ex-Unioner Steffen Baumgart ließ beim 4:1 (1:0) im Aufstiegsduell gegen den Hamburger SV nichts anbrennen. Angesichts des Drei-Punkte-Rückstandes und der um 21 Treffer schlechteren Tordifferenz wird sich der HSV auf ein weiteres Zweitliga-Jahr einstellen müssen.
Union-Stürmer Polter trifft doppelt
Ein solches Jahr will Union unter allen Umständen verhindern. Deshalb sei es wichtig gewesen, „dass wir gegen Magdeburg den ersten Grundstein dafür gelegt haben“, sagte Sebastian Polter, gegen Magdeburg doppelter Torschütze. Rang drei sieht der Stürmer „als Riesenschritt für den Verein, wenn man weiß, wo Union in der vergangenen Saison stand“.
Nur zur Erinnerung: Nach einem Jahr voller Irrungen und sogar Abstiegssorgen sprang am Ende der achte Platz heraus. Von solchem Mittelmaß ist Union in dieser Spielzeit weit entfernt, wie der Sieg gegen Magdeburg wieder bestätigte.
Union spielt wieder mit Raute im Mittelfeld
Union-Trainer Fischer vertraute der gleichen taktischen Formation wie schon in den vergangenen beiden Spielen gegen den HSV (2:0) und in Darmstadt (1:2). Personell gab es im 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld und zwei Stürmern jedoch drei Änderungen. Florian Hübner kehrte erwartungsgemäß für Michael Parensen in die Innenverteidigung zurück, Sebastian Polter ersetzte im Angriff Suleiman Abdullahi und Joshua Mees im Mittelfeld Julian Ryerson.
Grischa Prömel, sonst eher im Zentrum unterwegs, rückte dafür auf die rechte Seite. Eine Maßnahme, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Prömel nutze den Raum auf der Außenbahn, trieb seine Mannschaft an, klärte vor dem eigenen Tor, erlaubte dem Gegner nicht mal einen Einwurf – und war zur Stelle, als es darum ging, endlich mal wieder eine frühe Führung zu erzielen.
Kapitän Christopher Trimmel schlug eine herrliche Flanke in den Magdeburger Strafraum, den Kopfball von Sebastian Andersson konnte FCM-Torwart Giorgi Loria noch abwehren, bei Prömels Nachsetzen war er jedoch machtlos (8.).
Union profitiert von Magdeburger Fehlern
Für die 22.012 Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften Alten Försterei gab es kein Halten mehr. Schon vor dem Anpfiff war das Stadion ein Tollhaus, nicht zuletzt wegen der unverbesserlichen Magdeburger Anhänger, die den Gäste-Fanblock direkt nach dem Anpfiff komplett in weißen Rauch hüllten.
Magdeburg kämpfte verzweifelt gegen den Abstieg – und produzierte Fehler. Rico Preißingers total misslungener Rückpass auf Timo Perthel wurde von Andersson erlaufen, dessen Flanke Polter mit ein wenig Glück zum 2:0 verwertete (31.).
„Ich habe ein Union gesehen, das griffig war in der ersten Halbzeit und sehr effizient vor dem Tor. Das brauchten wir auch. Die frühe Führung spielte uns in die Karten“, war Coach Fischer zufrieden, aber: „Nach der Pause haben wir eher in den Verwaltungsmodus geschaltet, das hat mir nicht so gut gefallen.“
Nachdem Polter einen mustergültigen Angriff, eingeleitet von Andersson und Mees, noch ungenutzt ließ (67.), musste Union bis in die Nachspielzeit warten, bis Polter die Partie endgültig entscheiden konnte (90.+5). Rang drei ist sicher, doch nicht nur Polter will jetzt natürlich mehr: „Natürlich wollen wir am liebsten Zweiter werden, aber das können wir nicht bestimmen.“
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