Dresden. Urs Fischer, der Trainer des 1. FC Union, hatte es schon vor dem Ostderby bei Dynamo Dresden gesagt. Auch in den vergangenen Wochen, im Grunde genommen seit Beginn dieser Zweitliga-Saison. Die Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln und Hamburger SV sind die klaren Favoriten auf den Aufstieg, dahinter kämpfen eine ganze Reihe Mannschaften um Relegationsplatz drei, auch seine Mannschaft.
Es scheint, als wollten die Profis der Köpenicker ihren Trainer bestätigen. Die Hoffnungen, in diesem engen Aufstiegsrennen vielleicht doch für eine Überraschung zu sorgen, haben durch das 0:0 in Dresden jedenfalls den nächsten Dämpfer erhalten. Trotz famoser Unterstützung von mehr als 3000 mitgereisten Fans, trotz optischer Überlegenheit.
Viel war in den vergangenen Tagen auch vom Spielglück die Rede, das man braucht, um erfolgreich zu sein, und das Union offenbar im Endspurt abhanden gekommen ist. So sah Innenverteidiger Florian Hübner im zwölften Unentschieden in dieser Spielzeit „zwei verlorene Punkte. Wir haben ein gutes Auswärtsspiel gemacht, hatten Torchancen, aber wir treffen derzeit das Tor nicht.
Union muss auf Magdeburg hoffen
Fertig ist das dritte Spiel ohne Sieg in Folge, das den Abstand zu den Verfolgern SC Paderborn und Holstein Kiel zwar auf drei Zähler anwachsen ließ, dem Hamburger SV auf Platz zwei aber am Montagabend (20.30 Uhr, Sky) die Möglichkeit eröffnet, mit einem Sieg gegen den 1. FC Magdeburg das Polster zu Union auf sechs Punkte zu vergrößern.
Völlig unbeeindruckt davon strebt der 1. FC Köln unaufhaltsam der Bundesliga entgegen. Das 2:0 (2:0) beim 1. FC Heidenheim durch die Tore von Dominick Drexler (10.) und Jhon Cordoba (21.) war der sechste Kölner Sieg hintereinander. Dabei konnte es sich der Spitzenreiter sogar erlauben, Torjäger Simon Terodde (27 Treffer) erst in der 66. Minute einzuwechseln.
Auch bei Union wurde Torjäger Sebastian Polter im zweiten Spiel nach seiner Mittelfußverletzung erst in der Schlussphase eingewechselt. Bewirken konnte er in einem Derby, das nur selten hielt, was man sich von ihm versprochen hatte, jedoch nichts mehr. „Die erste Hälfte war positiv, da waren wir dominant und müssen in Führung gehen“, analysierte Trainer Fischer: „Die zweite Hälfte war ausgeglichener, wir hatten dennoch genug Chancen. Du musst aber das Tor treffen. Das ist der Vorwurf an uns. Schlussendlich können wir mit dem Punkt leben.“
Unions Gogia verschludert die Führung
Union startete konzentriert, hatte viel Ballbesitz, fast 70 Prozent in den ersten 25 Minuten – und nach knapp zwei Minuten die Riesenchance zur Führung. Ken Reichel hatte von links zurück in den Strafraum gelegt, wo Joshua Mees Dynamo-Torwart Markus Schubert prüfte. Den Abpraller verstolperte der völlig freistehende Akaki Gogia. Ein Auftakt, der einen verheißungsvollen Union-Auftritt versprach, im Grunde aber nur aufzeigte, wie die Partie wirklich verlaufen sollte. Union versuchte viel, doch in den entscheidenden Momenten gelang wenig.
„So lange wir unter den ersten Drei sind, ist das auch egal“, sagte Felix Kroos: „Wir wollten gewinnen, aber ein Remis ist immer noch besser, als zu verlieren.“ Doch wo ein Sieg den Druck auf den HSV noch einmal erhöht hätte, muss ein Unentschieden zu wenig sein. „Dresden hat tiefgestanden, es war schwer durchzukommen. Wenn du nicht durchkommst, musst du wenigstens einen Punkt mitnehmen“, so der Mittelfeldspieler weiter.
Dabei hatte Fischer sein Team auf vier Positionen umgestellt, um endlich wieder einen Sieg einzufahren. Mees und Gogia besetzten die offensiven Außenbahnen anstelle von Carlos Mané (Bank) und Suleiman Abdullahi (angeschlagen). Im Zentrum spielte Felis Kroos für Robert Zulj, Ken Reichel ersetzte Christopher Lenz links in der Abwehr.
Bei Union fehlt der letzte Pass
Doch „im Moment fehlt uns etwas, der letzte Pass kommt nicht an. daran müssen wir arbeiten“, erklärte Kroos, dessen Schuss nach 22 Minuten ebenso harmlos war wie Florian Hübners Kopfball unplatziert (34.).
Nach der Pause traf Sebastian Andersson nur das Außennetz (49.). Es war die beste Aktion des Schweden, der nach 75 Minuten für Polter weichen musste – und die Verärgerung über seine Auswechslung an einem unschuldigen Handtuch ausließ.
Dresden witterte nun die Chance, dass mehr möglich ist gegen Berliner, die zu wenig Ideen entwickelten, um das Dynamo-Bollwerk zu knacken. Ein Freistoß von Niklas Kreuzer segelt am langen Pfosten vorbei (51.), dann prüfte Haris Duljevic Union-Torwart Rafal Gikiewicz (54.). Schließlich hatte Union Glück, dass die Sachsen eine 3:1-Überzahl sensationell schlecht verspielten (76.).
Unions Zulj vertändelt den Ball fahrlässig
Auf der Gegenseite vertändelte der eingewechselte Robert Zulj den Ball fahrlässig bei einem Konter (85.). „Aber wir müssen nichts schlechtreden, sondern das Selbstbewusstsein mitnehmen, dass wir uns erarbeitet haben in dieser Saison“, forderte Kroos für das nächste Heimspiel am Freitag (18.30 Uhr, Alte Försterei) gegen Jahn Regensburg.
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