Berlin. Es war still geworden um Sebastian Polter. Vielleicht zu still. Doch warum soll der Stürmer des 1. FC Union in den vergangenen Wochen ein Thema sein, wo der Berliner Fußball-Zweitligist doch auch ohne ihn seine ausgezeichnete Position im Aufstiegsrennen gehalten hat.
Jetzt, auf der Zielgeraden einer Saison, die so ausgeglichen ist wie noch keine Zweitliga-Saison zuvor, könnte er der alles entscheidende Trumpf für Union werden, den lange gehegten Traum von der Bundesliga im Sommer endlich zu erfüllen.
Der verletzte Mittelfuß ist ausgeheilt. Das ist die Botschaft, die Polter in den Trainingseinheiten der vergangenen Tage vermittelt. „Sebastian konnte sich in der Woche steigern, er hat auch schon komplette Einheiten mitgemacht“, sagte Urs Fischer, Unions Trainer. Und erzählte sogleich, wie weit der Angreifer tatsächlich schon wieder genesen ist. „Zweikämpfe, Schüsse, alles konnte er mitmachen“, so der Schweizer.
Polter muss im Training überzeugen
Wer Polter kennt, der weiß, dass er sich nicht schont, dass er so schnell wie möglich wieder in den Kader zurück will, in die Mannschaft, auf den Platz, um seinen Teil zum Traum erste Liga beizutragen. Es mag daran liegen, dass der Körper des Profis, der am Montag 28 Jahre alt wird, schwere Verletzungen gut zu heilen weiß.
Schon seinen Achillessehnenriss, Anfang März vergangenen Jahres beim Aufwärmen vor dem Spiel in Kaiserslautern zugezogen, hatte Polter schneller verarbeitet, als man hätte vermuten können. Knapp sieben Monate später stand er wieder auf dem Rasen.
Und auch jetzt, vor dem Heimspiel gegen den SC Paderborn am Sonnabend (13 Uhr, Alte Försterei) ist seine erneute Rückkehr nicht mehr bloßes Wunschdenken. „Ob es für ihn für Paderborn schon reicht, werden wir in den letzten Trainingseinheiten sehen“, sagte Fischer vieldeutig.
Polter mit Tor des Monats beim ersten Comeback
Viel wird in den letzten Wochen dieser Spielzeit davon abhängen, wer die besten Nerven besitzt. Polter dürfte dazu beitragen, dass man diese bei Union nicht wieder verliert. Was der Publikumsliebling auslösen kann, wurde bei seinem ersten Comeback in dieser Saison deutlich.
Es war ein Dienstagabend im September, an dem Union sich gegen Holstein Kiel mühte. Trainer Fischer wechselte eine Viertelstunde vor dem Ende Polter für Sebastian Andersson ein, der sich in der Kieler Defensive aufgerieben hatte.
Was folgte, fällt ohne Zweifel in die Kategorie Fußballmärchen. Nicht nur, dass Polter den Führungstreffer in der 90. Minute durch Grischa Prömel vorbereitete – sein Fallrückzieher zum 2:0 in der Nachspielzeit, später zum Tor des Monats gekürt, machte den Wahnsinn komplett. Die Euphorie, die an jenem Abend wie eine Explosion durch die Alte Försterei fegte, stärkte den Glauben an den Aufstieg im Lager der Köpenicker.
Andersson wird durch Polter motiviert
Zugleich kann Polters Rückkehr ein erneuter Ansporn für Andersson sein. Der Schwede kehrte gerade mit wenig guten Eindrücken von seiner Nationalmannschaft zurück. In den beiden EM-Qualifikationsspielen gegen Rumänien (2:1) und in Norwegen (3:3) kam er lediglich für eine Minute gegen die Skandinavier zum Einsatz.
Und er musste – entscheidend irritiert vom norwegischen Torhüter Rune Jarstein (Hertha BSC) – hilflos mitansehen, wie der Ball in der Nachspielzeit zum Ausgleich für die Norweger ins Netz ging. „Er ist natürlich nicht ganz glücklich, aber damit muss er umgehen“, sagte Trainer Fischer.
Polter wird schon mit seiner Rückkehr dafür sorgen, dass Andersson nicht allzu viel Zeit zum Nachdenken hat.
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