Berlin. Die bevorstehende Länderspielpause dürfte dem 1. FC Union ohne Zweifel ganz gelegen kommen. Auch wenn es nicht nur wegen der dritten Saisonniederlage am Freitagabend ist, wie Urs Fischer betonte.
„Ich glaube, es ist gut, dass eine Pause kommt. Es ist auch wichtig für die Jungs, ein paar Tage frei zu bekommen, um nochmal bereit zu sein für die letzten acht Spiele“, erklärte der Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten: „Von daher wäre es falsch, wenn ich sagen würde, der Zeitpunkt wäre gut nur aufgrund der Niederlage.“
Dennoch werden die Köpenicker etwas mehr Zeit brauchen, um das 1:2 in Heidenheim zu verarbeiten. Weil 15 Minuten nach der Pause gereicht haben für einen unerwarteten Dämpfer im Aufstiegsrennen. „Wir haben die Organisation nicht so hinbekommen wie in der ersten Hälfte“, monierte Fischer. Anders als vor zwei Wochen in Kiel (2:0) konnte Union den Gegner nicht entscheidend vom eigenen Tor fernhalten.
Union-Trainer Fischer moniert fehlende Ruhe
„Solche Drucksituationen musst du überstehen können, da hatten wir nicht mehr die Ruhe vor allem mit dem Ball“, erklärte der Schweizer. Es gab „zu viele Abspielfehler, der Ball wurde zu viel weggeschlagen“. Dass vor allem diese Viertelstunde noch einmal gründlich aufgearbeitet werden muss, steht außer Frage. „Wer werden versuchen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und daraus zu lernen.“
Mit Blick auf die Konkurrenz wird deutlich, wie bitter die Niederlage gewesen ist. Denn dem Hamburger SV gelang es tatsächlich, beim 2:3 gegen Darmstadt einen 2:0-Vorsprung zu verspielen. Union wäre mit einem Sieg vorbeigezogen und bis auf einen Punkt an Spitzenreiter 1. FC Köln herangerückt, dessen Partie am Sonntag in Duisburg wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt wurde.
Und da Verfolger St. Pauli in Sandhausen das nächste 0:4 kassierte, bleibt es beim Abstand von vier Punkten (statt sieben) zu Platz vier. Dennoch muss Union den Traum von der Bundesliga längst noch nicht begraben, wie folgende Gründe belegen.
Unions Mannschaft ist gefestigt
Union hat in dieser Spielzeit schon oft zeigen können, dass man sich durch Rückschläge nicht mehr aus der Ruhe bringen lässt. Dank erfahrener Stützen wie Manuel Schmiedebach im defensiven Mittelfeld oder Abwehrmann Florian Hübner finden die Köpenicker ihre Balance wieder.
Spiele gegen Arminia Bielefeld (1:1), auch das Hinspiel gegen Heidenheim (1:1) oder der Auftritt in Duisburg (3:2) – alles Partien, die frühere Union-Jahrgänge noch verloren hätten. Auch nun in Heidenheim waren die Berliner nach dem Rückstand nicht die schlechtere Mannschaft. Was fehlte, war die Effektivität vor dem Tor. Chancen wurden genug herausgearbeitet. Das macht mut für die letzten acht Saisonspiele.
Restprogramm spricht für Union
Anders als noch vor zwei Jahren, als Union schon einmal kräftig an die Tür zur Bundesliga geklopft hatte, kann der Spielplan den Köpenickern in diesem Jahr in die Karten spielen. 2017, als Union sogar als Spitzenreiter in die letzten neun Spieltage gestartet war, warteten noch die Gastspiele in Hannover, Stuttgart und Braunschweig. Gegen das Trio, das schließlich die ersten drei Plätze belegen sollte, gingen alle Partien verloren, am Ende standen sogar fünf Niederlagen.
Nun wartet auf das Fischer-Team mit dem HSV am 28. April nur noch ein Kracher, noch dazu zu Hause. Alle anderen Gegner sind zwar unbequem, haben jedoch nicht die Qualität wie die Konkurrenz an der Spitze.
Und: Zwei Wochen vor dem Gastspiel in der Alten Försterei muss der HSV erst noch in Köln zum Zweitliga-Gipfel antreten. Verliert der HSV beide Begegnungen, kann Union der lachende Dritte im Kampf um die zwei direkten Aufstiegsplätze sein.
Union hat immer noch die beste Defensive
Auch wenn es in Heidenheim die Gegentore 22 und 23 setzte – Union hat immer noch die beste Defensive der Liga. Ein Verdienst von Trainer Fischer, der die Vorgaben des Klubs im Sommer, vor allem die Abwehr zu stabilisieren, erfolgreich umgesetzt hat. Es gilt, sich im Saisonendspurt an solch souveräne Auftritte wie vor zwei Wochen in Kiel zu erinnern.
Einer, der dafür sorgen wird, ist Rafal Gikiewicz. Der Torwart entschärfte nicht nur in Heidenheim zahlreiche Chancen, sondern ist auch einer, der Union Spiele gewinnen oder wichtige Punktgewinne sichern kann. Zudem ist der Pole extrem ehrgeizig. Schon früh formulierte er die Bundesliga als sein persönliches Ziel.
Und er will unbedingt seinen persönlichen Rekord von Zu-Null-Spielen brechen. Der steht bei zwölf Partien, noch aus seiner Braunschweiger Zeit (2015/16). Nun sollen es 15 werden. Mindestens. Derzeit steht Gikiewicz bei elf Partien. Klar, dass Gikiewicz nun zürnte: „Wir haben immer das gleiche Problem. In den ersten Minuten der ersten Halbzeit und dann vor allem in der zweiten sind wir nicht wach.“
Union testet gegen Erfurt
Zwei Wochen, inklusive eines Testspiels am Mittwoch beim Regionalligisten Rot-Weiß Erfurt (18 Uhr), hat Union nun Zeit, an diesem Problem zu arbeiten, bevor dann am 30. März gegen den SC Paderborn (13 Uhr, Alte Försterei) der Endspurt beginnt.
Mehr über Union lesen Sie hier.