Berlin. Das freie Wochenende, das Trainer Urs Fischer den Profis des 1. FC Union spendierte, hatten sie sich redlich verdient. Nicht nur wegen des zweiten Auswärtssieges in Folge oder des Sprungs auf Platz zwei in der Tabelle. Vor allem die Art und Weise, wie die Köpenicker das 2:0 bei Holstein Kiel einfuhren, wurde vom Coach belohnt.
„Es war eine gute Mischung – gut zu stehen und immer wieder für Gefahr zu sorgen. Die Räume, die Kiel sonst immer bekommt, haben wir gut zugestellt“, freute sich Fischer. Warum Union dies am Freitagabend besser hinbekam als noch zuvor gegen Bielefeld (1:1), erklärte Florian Hübner. „Wenn nur einer oder zwei nicht mitgezogen hätten, hätten wir das nicht so hingekriegt“, sagte der Innenverteidiger.
Kiels Trainer stichelt gegen Union
Union zeigte in Kiel einen Auftritt, der die Mannschaft bis zum Saisonende im Aufstiegsrennen halten kann. Und der die Konkurrenz zunehmend nervt, wie Kiels Trainer Tim Walter nach der Partie offenbarte.
„Ich kann mit meiner Mannschaft zufrieden sein, weil sie versucht, Fußball zu spielen. Ich betone: Fußball. Wenn man nur die effektive Spielzeit betrachtet, also wie lange der Ball nicht im Spiel war aufgrund von diversen Auszeiten, dann tun wir uns schwer“, sagte Walter noch betont zurückhaltend.
Im Fernsehinterview legte Walter jedoch richtig los: „Wenn ich mich bei jedem Foul hinlege und gefühlt 45, 50 Sekunden am Boden liege, das sind wir einfach nicht gewöhnt. Wir müssen lernen, dass wir auch gegen solche Truppen, die mit Fußball nicht viel am Hut haben, einfach etwas abgezockter spielen.“
Kölns Geschäftsführer Veh meckert
Schon zum Jahresauftakt hatte Armin Veh, Geschäftsführer Sport beim 1. FC Köln, nach dem 2:0 der Köpenicker gegen den Bundesliga-Absteiger gemeckert.
Was die Unioner mit Stürmer Jhon Cordoba „in der ersten Hälfte gemacht haben, ist eine Frechheit. Es gab ständig Fouls und Provokationen. Egal ob Hübner oder Friedrich – sie konnten Jhon einfach nicht halten. Und eigentlich hätten wir 15 Minuten nachspielen lassen müssen, weil ständig jemand am Boden lag. Mit Fußball hatte das Nichts zu tun.“
Beide Kritiken waren sicher auch noch durch die Enttäuschung direkt nach dem Spiel geleitet. Dass sowohl Veh als auch nun Walter sich die Rollen als schlechte Verlierer erlauben, zeigt, wie ernst Union in dieser Saison als Aufstiegskandidat genommen wird.
Union entzaubert den Ballbesitzfußball
Dabei tun die Köpenicker unter Coach Fischer nichts anderes, als jenem Trend zu folgen, der spätestens nach der WM 2018 in Russland nicht mehr aufzuhalten war: Die Abkehr vom Ballbesitzfußball – wie ihn auch Köln und Kiel gern praktizieren – hin zum schnellen Umschaltspiel.
Zu sehen war dies beim Führungstreffer von Felix Kroos, der einem Konter über Grischa Prömel entsprang. „Ein eingeübter Spielzug“, wie Prömel zugab. Zusammen mit der starken Defensivleistung in Halbzeit zwei ein Beleg dafür, wie es Union gelingt, den Ballbesitzfußball auf einfache, aber konzentrierte Art zu entzaubern.
Und der Vorwurf, dass Union nicht Fußball spielen mag, wurde allein durch die ersten 20 Minuten entkräftet.
Herthinho bringt schon die Meisterschale
Einen Klub gibt es jedoch, der Union kräftig die Daumen drückt: Hertha BSC. In einem Youtube-Video wird Maskottchen Herthinho gezeigt, wie es in „geheimer“ Mission die Meisterschale der Zweiten Liga an der Alten Försterei, Unions Stadion, abstellt.
Der Clip endet mit den Worten „Viel Erfolg im Aufstiegsrennen“ und „Wir freuen uns auf euch“ sowie einer Szene, in der Ronny per Freistoß den Siegtreffer für Hertha in der Alten Försterei erzielt.
Mehr Motivation, um den Sprung in die Bundesliga zu schaffen, kann es kaum geben.
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