Berlin. Felix Kroos hat sich bei Zweitligist Union seinen Platz in der Offensive zurückerobert und sammelt Pluspunkte für einen neuen Vertrag.

An Selbstvertrauen hat es ihm nie gemangelt. Auch nicht in dieser Saison, in der es für ihn meist nur zu Teileinsätzen reichte, oft von Beginn an, aber eben selten bis zum Abpfiff. Dennoch wird sich der Auftakt ins Fußballjahr 2019 für Felix Kroos wie ein kleiner Neustart anfühlen, dabei endet seine Zeit beim 1. FC Union – Stand Februar – im Sommer. So stehen die Spiele des Berliner Fußball-Zweitligisten ganz im Zeichen der Bestätigung, für ihn selbst, aber auch für den Klub, dessen Geschäftsführer Oliver Ruhnert erst gerade wieder über Kroos sagte: „Felix ist ein wichtiger Faktor in der Mannschaft.“

Wie wichtig, dafür reicht ein Blick in die Statistik. 90 Minuten gegen Sandhausen (2:0), zuvor 90 Minuten beim FC St. Pauli (2:3) – und hätte Verteidiger Ken Reichel im ersten Spiel des Jahres gegen Köln (2:0) nicht mit Gelb-Rot vom Platz gemusst, hätte Kroos wohl auch hier die volle Distanz erhalten, anstatt von Trainer Fischer für einen neuen Defensivspieler „geopfert“ zu werden. „Das Gefühl hatte ich auch“, sagt Kroos. Zufriedenheit ist in seinem Gesicht abzulesen, nicht jene, die man beim Erreichen eines Ziels offenbart, sondern jene, die dokumentiert, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet.

„Natürlich ist das auch Bestätigung dafür, dass ich mir den Platz erarbeitet habe. Und natürlich gibt das einem ein gutes Gefühl. Es ist auch wichtig, den Rhythmus zu haben. Wie oft werden Spiele in der Schlussphase entschieden. Dann immer noch auf dem Platz zu stehen, das freut mich.“ Keine Selbstverständlichkeit im Union-Jahrgang 2018/19. Weil Trainer Urs Fischer vorn gern mal rotieren lässt, während in der Defensive auch personell Stabilität Trumpf ist.

Der 27-Jährige wirkt fit wie nie

So ist Kroos die derzeitige Konstante in der Offensive der Köpenicker. Aus guten Gründen. Der Mittelfeldspieler wirkt fitter denn je, selbst in der Schlussphase ist er sich nicht zu schade, den Gegner noch einmal in vollem Tempo anzulaufen. Das war in der Hinrunde noch zu selten der Fall.

„Ich brauchte in der Hinrunde vielleicht ein bisschen, um die neue Position anzunehmen“, erklärt Kroos, dazu komme das neue Spielsystem unter Fischer. „Aber ich denke, ich habe mich jetzt darauf eingestellt, mache viele Wege, gehe in Situationen rein, in die ich vorher vielleicht auch nicht reingegangen wäre“, erzählt Kroos, sei es im gegnerischen Strafraum oder eben beim Zurückerobern des Balles.

Selbstvertrauen in Kombination mit dem Vertrauen des Trainers lassen ihn auch Pässe wieder präziser an den Mann bringen. Bestes Beispiel war die Szene gegen Sandhausen in der 37. Minute. Über Carlos Mané und Sebastian Andersson kam der Ball zu Kroos. Dessen Querpass auf Suleiman Abdullahi folgte im richtigen Moment mit dem richtigen Tempo. Ein Beleg für seine Fertigkeiten mit dem Ball. „Ich bin auch näher zum Tor, habe ein, zwei Abschlussaktionen mehr, das fällt dann auch noch auf“, sagt Kroos: „Und es fühlt sich momentan richtig gut an.“

Kroos hofft auf baldige Planungssicherheit

Für den 27-Jährigen kommt das Hoch keinen Tag zu früh. Sein Vertrag bei Union endet nach dreieinhalb Jahren im Sommer. Also wann, wenn nicht jetzt, macht es Sinn, auf sich aufmerksam zu machen, ob für Union oder auch einen neuen Klub? Ein Thema, bei dem sich Kroos gewohnt entspannt gibt.

„Mir bleibt ja nichts anders übrig, als auf dem Platz Leistung zu bringen“, erklärt der gebürtige Greifswalder: „Wenn das der Fall ist, wird sich alles andere auch leichter regeln lassen, egal, in welche Richtung es geht. Ob es ein Wechsel ist oder ich bei Union bleibe, spielt in dem Moment ja keine Rolle. Wenn ich auf dem Platz stehe, denke ich nicht über einen Vertrag nach, sondern nur an den nächsten Pass oder den nächsten Zweikampf.“

Was nicht bedeutet, dass ihn die derzeitige Vertragssituation privat nicht doch beschäftigt. „Dass man Pläne über den Sommer hinaus hat, da brauche ich niemandem etwas vorzulügen. Das geht ja über das Sportliche hinaus“, so Kroos, „wenn ich meine Freundin sehe, die in Berlin ihren Job hat – ab einem gewissen Zeitpunkt muss es da ja auch eine Planungssicherheit geben.“

„Der Aufstieg wäre der größte Erfolg meiner Karriere“

Der Sprung in die Bundesliga würde ohne Zweifel helfen. „Der Aufstieg wäre der größte Erfolg meiner Karriere, egal, wie es danach weitergeht. Das ist ein Ziel, das ich seit meinem Wechsel zu Union auch immer wieder formuliert habe und auch realisieren will.“ Doch auch hier zeigt sich Kroos mannschaftsdienlich: „Wir wollen nicht groß darüber reden. Man hat ja gerade erst gegen Sandhausen gesehen, wie viel Arbeit hinter einem Sieg steckt.“

Dass sich Arbeit lohnt, hat Kroos in den vergangenen Wochen erfahren. Der Wechsel des Kapitänsamtes im vergangenen Sommer von ihm zu Christopher Trimmel, die Umstellung von Voll- auf Teilzeit auf dem Rasen – Kroos hat dies alles weggesteckt, inklusive der taktischen Auswechslung gegen Köln. Kann Kroos auch in den kommenden Wochen weiter überzeugen, dürfte ein neuer Vertrag nur Formsache sein. Ob bei Union oder einem anderen Klub.

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