Berlin. Trotz der prekären Situation, in der sich der 1. FC Union befindet, ist André Hofschneider immer noch zu Scherzen aufgelegt. Sollte man beim Berliner Fußball-Zweitligisten jetzt tatsächlich noch enger zusammenrücken und Klubchef Dirk Zingler am Sonnabend im Teambus den Weg zum Kellerduell beim FC St. Pauli (13 Uhr, Sky) antreten, bekäme dies eine „ganz andere Bedeutung, wenn er neben mir sitzt“, sagte der Union-Trainer also.
Dass der Klubchef in Hamburg vor Ort sein wird, ist unstrittig. Ebenso wie die Gründe, warum Union den Klassenerhalt trotz der nur drei Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16 schaffen kann.
Da ist zum einen der Gegner selbst. Die derzeitige Union-Mannschaft erlebte vergangene Saison im Millerntor-Stadion mit dem ersten Sieg überhaupt beim FC St. Pauli (2:1) einen Moment, der dem gesamten Klub einen Schub verlieh und ihn in die Lage versetzte, um den Aufstieg mitzuspielen. Kann sich der im Vergleich zum Vorjahr verunsicherte Kader diesen Moment in Erinnerung rufen, könnte bei den Kiezkickern der so wichtige Befreiungsschlag im Abstiegskampf gelingen. Zumal St. Pauli mit gerade einmal drei Heimsiegen wenig furchteinflößend ist.
Gegen direkte Konkurrenz alles selbst in der Hand
Überhaupt hat Union alles selbst in der Hand. Nach St. Pauli warten mit Heidenheim, Darmstadt und Dresden direkte Konkurrenten im Ligakeller. Vor allem im Heimspiel gegen Heidenheim am nächsten Sonnabend kann ein großer Schritt zu einem versöhnlichen Saisonende getan werden. Denn trotz der Misere unter Hofschneider (nur zwei Siege in 13 Spielen) reisen die Gegner immer noch ziemlich respektvoll in die Alte Försterei. Ein Sieg bei St. Pauli dürfte diesen Respekt weiter wachsen lassen.
Und was für die Konkurrenz gilt, gilt auch für Union: Irgendwann reißt jede Serie einmal. Während die Konkurrenten wie Braunschweig, Dresden oder Fürth an den vergangenen fünf Spieltagen immer wieder mal einen Sieg einstreuen konnten, schaffte Union nur drei Unentschieden. Voraussetzung für ein Ende der Talsohle ist, vor dem Tor wieder kaltschnäuziger zu agieren.
„Wir hatten trotz alledem in jedem Spiel genug Torchancen. Und wir glauben daran, dass eine Mannschaft, die sich durchweg mehr Chancen erarbeitet, auch irgendwann mehr Chancen verwertet“, macht Hofschneider in Optimismus, etwas anderes bleibt ihm ja auch kaum übrig. Neben Steven Skrzybski, mit 13 Treffern Unions bester Torschütze in dieser Saison, jedoch seit Anfang März erfolglos, darf sich vor allem Philipp Hosiner (lediglich ein Tor) angesprochen fühlen.
„Das nächste Spiel ist das Endspiel“
Zu guter Letzt muss sich Union an den kleinen Dingen aufrichten. Dass es gegen Duisburg endlich mal wieder zu Null hieß, sollte das Selbstbewusstsein gestärkt haben, dass man es auch ohne Gegentor schafft. „Wir haben zuletzt sehr gut gegen den Ball verteidigt“, sagte denn auch Hofschneider.
Fazit: Trotz des großen Absturzes nach dem Trainerwechsel Anfang Dezember vom vierten auf den elften Platz braucht Union noch nicht alles schwarz zu sehen. Voraussetzung dafür, dass es so bleibt, ist jedoch ein Sieg beim FC St. Pauli. Oder wie es Hofschneider bezeichnete: „Für uns ist das nächste Spiel das Endspiel.“