Berlin. Unions Sturmtank fehlt Monate wegen seines Achillessehnenrisses, auch Parensen fällt lange aus. Und Leistner steht vor dem Abschied.

Auch am Sonnabend schien über dem Stadion an der Alten Försterei die Sonne. Die Stimmung beim 1. FC Union war von einem Hoch aber weit entfernt. Die Niederlage vom Freitagabend in Kaiserslautern (3:4), beim Schlusslicht der Zweiten Liga, schmerzte, das Saison-Aus von Sebastian Polter noch um einiges mehr. Dem Stürmer war beim Warmmachen die rechte Achillessehne gerissen.

Steven Skrzybski, Doppeltorschütze in Kaiserslautern, machte deutlich, wie wichtig sein Sturmpartner für Union ist. „Polter ist nicht nur ein wertvoller Spieler, sondern auch als Mensch ein überragender Charakter“, sagte Skrzybski: „Er schweißt die Mannschaft in der Kabine zusammen und geht mental voran. Wir können nur hoffen, dass der Heilungsverlauf optimal verlaufen wird und er ganz schnell wieder zurückkommt.“

Um wirklich nachvollziehen zu können, welchen Stellenwert Polter nicht nur in der Mannschaft, sondern im gesamten Verein besitzt, ist ein kurzer Blick zurück hilfreich. Januar 2017, Flughafen Alicante: Wie einen Messiahs empfingen zahlreiche Union-Fans den Rückkehrer, als personifizierte Hoffnung, doch in die Bundesliga aufsteigen zu können. Wenn schon nicht vorige Spielzeit, dann wenigstens in dieser. Und Polter selbst hatte immer den Glauben daran, es wirklich schaffen zu können, als einen Grundpfeiler für die Motivation angesehen, für sich selbst, vor allem aber für die gesamte Mannschaft.

„Engagement und Emotion haben gestimmt“

„Jedem wird da wieder bewusst, wie schnell es im Fußball gehen kann und wie komfortabel es ist, wenn man gesund ist. Wir versuchen, ihn mit allen Kräften zu unterstützen, aber wir wissen auch, dass er uns weiter unterstützt. Es ist dieses Geben und Nehmen, das eine intakte Mannschaft ausmacht“, erklärte Skrzybski.

Wie die Köpenicker den Ausfall Polters durchaus kompensieren können, zeigten sie in Kaiserslautern. Skrzybski, mit 13 Toren neben dem Kieler Marvin Ducksch bester Schütze der Liga, hat derzeit einen Lauf. Und Philipp Hosiner, der wegen Polter ins zweite Glied rücken musste, wirkte bei seinem ersten 90-Minuten-Einsatz in dieser Saison so, als müsste man ihn nur von der Leine lassen.

Überhaupt stimmten „Engagement, Einstellung, Motivation, Emotion war wie bei einem Heimspiel, wir haben uns nur nicht belohnt“, sagte Trainer André Hofschneider. Weil mit Torwart Daniel Mesenhöler ausgerechnet der zuletzt beständigste Unioner patzte.

Torwart Mesenhöhler spricht nach Fehler von einer Lektion

„Das war die schlechte Lösung, die gewählt wurde. Beim Stand von 3:3 in der 85. Minute und diesen Platzverhältnissen sollte man den Ball rausschlagen. Für mich eine wertvolle Lektion“, entschuldigte sich Mesenhöler für seinen fatalen Fehlpass vor dem 3:4.

Doch auch für ihn stand die Verletzungsmisere von Kaiserslautern im Vordergrund: „Die schmerzvollste Nachricht war die von Polter. Die Gesundheit eines Spielers geht immer vor, das ist extrem bitter für ihn, aber auch für die gesamte Mannschaft. Dass du dann auf einen Schlag gleich zwei Stammspieler verlierst, ist einfach bitter. Die Ausfälle wiegen viel schwerer als mein Fehler.“ Neben Polter muss Union offenbar auch länger auf Defensivmann Michael Parensen (Knieverletzung) verzichten.

Eines steht jetzt schon fest: Polter wird mit seinem Kumpel Toni Leistner bei Union wohl nicht mehr zusammenspielen. Der Abwehrspieler hat das finale Angebot für einen neuen Vertrag abgelehnt, Union daraufhin die Gespräche mit Leistner abgebrochen. Leistners derzeitiger Kontrakt endet im Sommer und verlängert sich nur beim Aufstieg.