Zweite Liga

Unions Mesenhöler auf dem Weg zur Nummer eins

| Lesedauer: 5 Minuten
Michael Färber
Union-Torwart Daniel Mesenhöler macht mit guten Leistungen auf sich aufmerksam

Union-Torwart Daniel Mesenhöler macht mit guten Leistungen auf sich aufmerksam

Foto: imago sportfotodienst / imago/osnapix

Union-Torwart Daniel Mesenhöler tritt als Busk-Vertreter wie ein Stammkeeper auf. Mit der Reservistenrolle hatte er erst zu kämpfen.

Berlin.  Diesen Platz in der Historie des 1. FC Union hat Daniel Mesenhöler also verspielt. „Muss ich nun meine Karriere beenden?“, fragt der Torwart. Mesenhöler ist noch jung, 21 Jahre, da wird sich schon etwas anderes finden lassen. An Kilian Pruschke, Unions einzigem Torwart ohne Gegentor in der Zweiten Liga, kommt er jedenfalls nun nicht mehr vorbei.

Es ist schon erstaunlich, mit welcher schon an Abgezocktheit grenzenden Ruhe Mesenhöler Frotzeleien dieser Art hinnimmt. Nicht nur hinnimmt, sie kontert. Als könnte den Vertreter von Stammtorhüter Jakob Busk (Oberschenkelverletzung) nichts erschüttern, weder sein Gegentor beim Sieg auf St. Pauli (2:1), noch die Lobeshymnen nach der zweiten ausgezeichneten Leistung im Anschluss an das Würzburg-Spiel (2:0). Mesenhöler ist der Profi der Stunde beim Team der Stunde in Liga zwei.

Nicht zuletzt dank seiner Qualitäten haben sich die Köpenicker in die Position gebracht, in der es um den direkten Aufstieg gehen muss und nicht mehr nur um Relegationsplatz drei. „Schön, dass wir schon darüber sprechen können. Vor drei, vier Wochen war das noch nicht so selbstverständlich. Wenn wir weiter so spielen, haben wir gute Chancen“, sagt Mesenhöler ganz ruhig.

Ungewohnte Rolle als Nummer zwei

Dabei war es Unruhe, die ihn wochenlang umgetrieben hat. Der Umstand, dass er nach seinem Wechsel vom 1. FC Köln im vergangenen Sommer eben nicht mehr Spieltag für Spieltag zwischen den Pfosten steht wie noch zuvor im Regionalliga-Team der Rheinländer, „war relativ neu für mich. Da musste ich erstmal viel beobachten und lernen“. Und seine Gefühlswelt unter Kontrolle bringen.

Es brauchte einen ruhenden Pol, um Mesenhöler in seiner Bahn zu halten. Bei Union gibt es ihn, in Gestalt eines Österreichers. „Ich rede viel mit Michael Gspurning“, erzählt Mesenhöler. Unions dritter Torwart, der sich mit seinen 35 Jahren eher als Motivator denn als Konkurrent versteht, „hat immer ein offenes Ohr, wenn mich etwas stört oder ich mir über etwas Gedanken mache“. Dass beide in der Kabine nebeneinander sitzen, stärkt jene gefühlte „Vater-Sohn-Beziehung“, die Mesenhöler Rückhalt gibt. „Er hat immer einen Rat und weiß, wie man in der Situation am besten handelt“, so Mesenhöler: „Es ist geil, die Mischung zu finden zwischen ‚Ich will spielen‘ und ‚Scheiße, ich spiele nicht‘.“ Inzwischen zieht er daraus seine „Motivation, mich im Training weiter anzubieten“.

Mit seiner fokussierten Art zählt Mesenhöler (ebenso wie mit seiner modischen Scheitel-Frisur) zur neueren Torwart-Generation. Natürlich kennt er auch das sich längst verselbstständigte Zitat der Trainerlegende Max Merkel: Torhüter und Linksaußen haben eine Macke. „Das trifft aber extrem auf die ältere Torwartgeneration wie Oliver Kahn zu“, wirft Mesenhöler ein: „Ich finde sein Verhalten früher total interessant, aber wenn man sich jetzt Manuel Neuer anschaut, ist es ganz anders. Das ist vielleicht auch etwas, was mich ausmacht, dass ich eher Ruhe anstatt Nervosität ins Spiel bringe.“

Poster von Kahn und Neuer in seinem Zimmer

Selbstredend hatte er Poster, zunächst von Kahn, dann von Neuer, in seinem Zimmer zu hängen. Damals, als der gebürtige Engelskircher mit drei, vier Jahren begann, Fußball zu spielen, ehe er mit zwölf Jahren zum 1. FC Köln wechselte.

„Da musste ich das Torwartspiel neu lernen, was das Fußballerische angeht“, erzählt Mesenhöler. In jedem Fall wollte er in der Lage sein, „den Ball kontrolliert herausschlagen zu können. Ob er jetzt punktgenau auf den Mitspieler kommt, wird nicht immer klappen, aber ein gewisses Niveau sollte man schon haben.“

Dass er sich seinerzeit für den Platz zwischen den Pfosten entschied, hatte ganz profane Gründe. „Normalerweise ist es ja immer der, der am wenigsten läuft oder am längsten ist. Ich habe mich sofort ins Tor gestellt, weil ich Lust darauf hatte, die Bälle zu halten.“ Oder weil er doch eher lauffaul gewesen ist? Der Union-Profi zögert kurz, bevor er loslacht: „Das weiß ich nicht, das kann schon ein.“

„Aufmerksamkeit schaffen, ist immer gut“

Mesenhöler (Vertrag bis 2018) genießt die Ovationen der vergangenen Tage. Und er weiß, dass starke Leistungen auch Begehrlichkeiten wecken. Was ist, falls Union tatsächlich aufsteigt, aber ein ambitionierter Zweitligist anfragt? Reicht ihm der Bankplatz in der Bundesliga, oder zieht er den Stammplatz eine Klasse tiefer vor?

„Ein bisschen Aufmerksamkeit schaffen, ist immer gut“, sagt der 1,87 Meter-Mann sympathisch kess: „Letztlich spiele ich aber momentan bei Union, und natürlich möchte ich auch weiterspielen.“

Und wenn er wieder auf die Bank muss, schon gegen Nürnberg (20.3.) oder dann nach der Länderspielpause in Hannover (1.4.), weil Busk wieder fit ist? „Dann spielt Jakob.“ Sagt es und bleibt die Ruhe selbst. Seine Profikarriere hat ja gerade erst angefangen.