Zweite Liga

Union hat gelernt, auf jede Art zu gewinnen

| Lesedauer: 5 Minuten
Michael Färber
Die Mannschaft des 1. FC Union ist nach dem Sieg gegen Würzburg in Partylaune

Die Mannschaft des 1. FC Union ist nach dem Sieg gegen Würzburg in Partylaune

Foto: Maurizio Gambarini / dpa

Für Union rückt der Aufstieg immer näher, weil der Zweitligist bislang die richtigen Antworten findet, um einen Sieg einzufahren.

Berlin.  Die Fans hatten ihren Spaß, nicht nur wegen der glänzenden Situation, in die sich der 1. FC Union in der Rückrunde manövriert hat. Vereinzelt sah man mit rot-weißen Utensilien verzierte Radkappen als Synonym für die Schale, die der Zweitliga-Meister am Saisonende bekommt.

Und mit ihrem humorigen Statement „Scheiße...wir steigen auf“, noch dazu gesungen mit der Melodie von Frank Zanders Hertha-Hymne „Nur nach Hause geh’n wir nicht“, schickten sie bereits einen Derby-Gruß in Richtung Westend.

Vielleicht waren sie auch nur erstaunt über die hellseherischen Fähigkeiten von Steven Skrzybski. Der Stürmer hatte Anfang Februar, nach dem 0:0 in Dresden, auf die Frage, wie viele der zwölf möglichen Punkte in den nächsten Wochen zu erwarten seien, ohne einen Augenblick zu zögern geantwortet: „Zwölf.“ So sollte man es schreiben, so sollte es geschehen.

„Gute Balance zwischen Arbeit und Lockerheit“

Doch es sind nicht nur die vier Siege, die Union gegen Bielefeld (3:1), in Karlsruhe (2:1), gegen 1860 München (2:0) und nun am Freitagabend gegen Würzburg (2:0) geholt hat. Die Köpenicker haben jedes Spiel in einem anderen Stil gewonnen. „Diese Qualität, gepaart mit Glück, ist sicher eine gute Kombination“, weiß Unions Kapitän Felix Kroos, dass diese Voraussetzung unweigerlich zum Aufstieg führen wird.

Emanuel Pogatetz, der gegen Würzburg die Lücke in der Viererkette in Halbzeit zwei füllte, nachdem Roberto Puncec mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war, sprach von einer „guten Balance zwischen Arbeit und Lockerheit“, die es in der Mannschaft gebe. Eben diese vier Partien haben gezeigt, dass der Österreicher recht hat mit seiner Einschätzung.

Stichwort Geduld. Viele Chancen hatten die Berliner gegen Bielefeld vergeben, waren nur mit einem 1:1 in die Pause gegangen. Doch die Ruhe verloren sie nicht, sondern warteten beharrlich auf jene Möglichkeiten, die schließlich den Sieg bringen sollten.

Spielerische Klasse und Konzentration in Unterzahl

Stichwort dreckiger Sieg. In Karlsruhe stemmte sich das Team von Trainer Jens Keller bis zur letzten Sekunden gegen den drohenden Ausgleich. Die spielerische Leistung? Nicht der Rede wert. Dafür aber die kämpferische Einstellung. Eine Partie, die gezeigt hatte, wie schwer sich Union tut, wenn die Elf auf dem Platz nicht alles abruft.

Stichwort spielerische Klasse. Die Münchner „Löwen“ beherrschte Union mit seinen technischen Qualitäten derart, dass die Gäste über weite Strecken des ungleichen Duells gar nicht wussten, wie ihnen geschah. Es war die wohl beste Vorstellung eines Union-Teams in dieser Spielzeit in fußballerischer Hinsicht. Und der letzte Beleg dafür, dass sich die Köpenicker in dieser Rückrunde mit großen Schritten zu einer echten Spitzenmannschaft entwickelt haben.

Und Stichwort Konzentration. In Unterzahl ein Spiel zu gewinnen, wie am Freitagabend gegen Würzburg, ist eine Sache. Dem Gegner trotz eines Spielers weniger auf dem Platz jedoch nicht eine Torchance zuzugestehen, zeigt, „dass wir in den vergangenen Wochen sehr viel richtig machen“, sagte Stürmer Sebastian Polter.

Arbeitermentalität immer weiter vorleben

„In Unterzahl so ein Spiel abzuliefern, ist einfach supergut“, fügte Damir Kreilach hinzu: „Wir haben im 4-4-1 richtig gut verteidigt“. Tatsächlich war die Abwehrleistung alles andere als konfus. Wenn Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach zu verstehen gibt, dass es seinen Kickers nicht gelungen ist, über die Außen durchzukommen („Wir haben den Ball nicht vor das Tor gebracht“), dann lag das an den richtigen Laufwegen der Hausherren und dem richtigen Zeitpunkt, sich aus dem Defensivverbund zu lösen, um einen Pass abzufangen.

Dabei halfen auch Offensivspieler wie Skrzybski in seinem 100. Zweitligaspiel mit. Für Polter nur selbstverständlich. „Union kommt aus Köpenick, und Köpenick ist ein Arbeiterbezirk“, sagte der Angreifer, „wir müssen das nur immer weiter vorleben.“

Mit dieser Einstellung, sich ständig zu erden, hat es Union geschafft, die Schlüsselspiele im Aufstiegsrennen zu gewinnen. Wie wichtig es ist, sich gerade gegen die Mannschaften schadlos zu halten, die in der Tabelle hinter einem stehen, musste Eintracht Braunschweig leidvoll erfahren. Als Spitzenreiter waren die Niedersachsen ins Jahr gestartet, sechs Punkte und vier Plätze vor Union. Nun sind sie Vierter, vier Zähler hinter den Köpenickern.

Hannover patzt in Karlsruhe, Union ist Zweiter

Union wiederum wird als Tabellenzweiter in den nächsten Spieltag gehen, weil sich Hannover mit 0:2 in Karlsruhe die Blöße gab – einer Mannschaft im Abstiegskampf. Zuletzt hatten die Berliner am zehnten Spieltag dort gestanden.

„Am besten könnte man die Saison jetzt beenden“, sagte Kroos. Und bewies dabei selbst hellseherische Fähigkeiten. Denn der Kapitän sprach die Worte, noch bevor die Partie in Karlsruhe angepfiffen worden war.

Kein Prophet muss man sein, dass Union auf St. Pauli kommenden Freitag (18.30 Uhr) ein heißer Tanz erwartet. Die Hamburger gehen nach dem 2:1 in München mit vier Siegen aus fünf Spielen in das Duell. Legt man aber die vergangenen Auftritte zugrunde, so wird Union auch in Hamburg nicht um eine Antwort verlegen sein.