Zweite Liga

Wie Schlagmann Keller Union flottmacht

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Michael Färber
Union-Trainer Jens Keller (2.v.r.) gab den Schlagmann beim Drachenbootrennen. Neben ihm Co-Trainer Sebastian Bönig

Union-Trainer Jens Keller (2.v.r.) gab den Schlagmann beim Drachenbootrennen. Neben ihm Co-Trainer Sebastian Bönig

Foto: Matthias Koch

Union gelang es dank seines Trainers, den Glauben an sich selbst zu behalten. Den Beweis liefert der erste Saisonsieg gegen Karlsruhe.

Berlin.  Den Sonntagnachmittag hatte Jens Keller längst verplant. „Ich habe leichtsinnigerweise zugesagt. Keine Ahnung, was da passieren wird“, sagte der Trainer des 1. FC Union. Das Drachenbootrennen auf der Regattastrecke in Grünau zählt wie das Weihnachtssingen zu den Höhepunkten des Klublebens bei den Köpenickern. Gebucht war Keller für das Team der Geschäftsstelle, vorne rechts als Schlagmann.

Kellers Laune war bestens, was nach dem 4:0 seiner Profis gegen den Karlsruher SC am Tag zuvor auch nicht weiter verwundern durfte. Schon erstaunlich, wie sicher sich die Mannschaft trotz der drei Auftaktspiele ohne Sieg und des damit erneut drohenden miserablen Starts präsentierte. „Sie hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das ist die Voraussetzung für Erfolg“, erklärte Keller.

Es ist der Trainer selbst, der mit gutem Beispiel voran geht. Die alten Geister, die mit nur zwei Punkten aus drei Partien schon wieder aufzutauchen drohten, vertrieb er mit einem einfachen Satz: „Die Vergangenheit interessiert nicht.“ Leichter gesagt als getan, wo doch im Profifußball vieles doch auch von der Psyche abhängt. Und ein „Geht das jetzt schon wieder los“ ist kontraproduktiv, um im nächsten Spiel den Bock umstoßen zu können.

Als Trainer für Ruhe im Team sorgen

Keller scheint der Mannschaft diese Fessel abgenommen zu haben. Ja, wir haben in den drei ersten Spielen nicht gewonnen, aber nein, es gibt keinen Grund, in Hektik zu verfallen. Als Trainer, so Keller unlängst, habe man auch die Aufgabe, für eben jene Ruhe zu sorgen. „Die Mannschaft ist überzeugt von dem, was wir tun“, so der Coach.

Der Auftritt gegen den KSC bestätigte die Einschätzung des 45-Jährigen. Das frühe Gegenpressing funktionierte, verlorene Bälle wurden so schnell wieder zurückerobert. Das vertikale Spiel, hervorragend beim 2:0 durch Collin Quaner praktiziert, wurde oft im richtigen Moment eingesetzt. „Wenn man die Überzeugung hat, sieht man, was für ein Spiel dabei herumkommen kann“, sagte Mittelfeldspieler Stephan Fürstner: „Es entstand fast schon eine Eigendynamik, der eine hat den anderen angesteckt.“

Viel Zeit, um über die vorangegangenen, zumindest vom Ergebnis her mäßigen Wochen nachzudenken, habe man nicht gehabt, sagte Fürstner: „Jeder war frei im Kopf.“ Und selbst bei diesen hochsommerlichen Temperaturen am Sonnabend hat die Mannschaft auch „läuferisch überzeugt“, so Keller.

Torjäger Quaner ist fasziniert vom Teamgeist

Allein das Zusammenspiel zwischen Collin Quaner und Steven Skrzybski unterstreicht: Union ist bereits jetzt, zu diesem frühen Zeitpunkt in der Saison, mehr denn je eine funktionierende Einheit. „Ich helfe ihm mit meinen Vorlagen, er hilft mir mit seinen“, sagte Skrzybski, der mit nun jeweils drei Toren und Vorlagen Zweiter in der Scorerwertung ist – hinter Quaner, der mit fünf Treffern bei zwei Assists auch die Torjägerliste anführt. „Ich bin unheimlich fasziniert, wie sehr es in der Mannschaft stimmt“, verdeutlichte Quaner.

Dazu passt auch, dass Damir Kreilach als Unions Elfmeterschütze Nummer eins den Ball vor dem 3:0 Skrzybski überließ. „Er hatte mich gefragt, ob ich mich sicher fühle“, erzählte Skrzybski, „und ich habe ihm geantwortet, dass ich ihn reinmache.“ Kreilach konnte den Stürmer also mit ruhigem Gewissen an den Punkt schicken. Es sind solche Kleinigkeiten, die unterstreichen, dass Union mit Blick auf das Saisonminimalziel Rang fünf das Wasser nicht bis zum Hals zu stehen braucht.

Gleiches galt am Sonntagnachmittag übrigens für das Team Geschäftsstelle in Grünau. Auch wenn es trotz des Schlagmanns Keller beim ersten Start nur zum zweiten Platz gereicht hat.