Villach. Die Haare hängen tropfnass an seinem Kopf herunter. Doch Christopher Lenz gibt sich unbeeindruckt. Vom gewaltigen Regen, der sich gerade über Villach ergießt. Und vom internen Testspiel, das Jens Keller, der neue Coach des 1. FC Union, im Trainingslager in Kärnten angesetzt hat. Der Berliner hat ein klares Ziel: „Natürlich hoffe ich, dass ich spiele. Aber das liegt ja an mir.“
Auch Kristian Pedersen erweckt eher den Eindruck, als sei er gerade der Wasserrutsche der Therme entstiegen, die an den Karawankenhof, dem Teamhotel des Berliner Fußball-Zweitligisten, grenzt. Die klare Vorstellung des Dänen (Vertrag bis 2019) von seiner Zeit in Köpenick: „Mein Ziel ist es, von Anfang an zu spielen.“
Zwei Ansinnen, die nicht verwundern. Beide Spieler sind neu zu Union gekommen, Lenz von Borussia Mönchengladbach II, Pedersen vom dänischen Zweitligisten HB Köge. Beide werden am Sonntag im Test gegen Italiens Erstligisten Udinese Calcio in Villach (17 Uhr) für sich werben können.
Lenz sollte schon in der Winterpause kommen
Was das Duell auf der linken Abwehrseite so pikant macht: Pedersen stand Lenz schon einmal im Weg, wenn auch im übertragenen Sinne. In der vergangenen Winterpause, noch zu Zeiten von Trainer Sascha Lewandowski, sollte Lenz bereits zu Union wechseln.
Doch die Hoffnung der Gladbacher auf ihren Wunschnachfolger für Lenz zerplatzte an der zu hohen Ablöseforderung des abgebenden Vereins. Der Name des Wunschnachfolgers: Kristian Pedersen. Und Lenz, der mit Pedersen in Gladbach schon kurz zusammen trainierte, musste noch ein halbes Jahr bei der Borussia bleiben.
„Zuerst war ich schon ein bisschen überrascht. Aber eigentlich ist das ja normal, denn mit nur einem ausgebildeten Linksverteidiger kannst du nicht in eine Saison gehen, auch wenn Michael Parensen ebenfalls auf dieser Position spielen kann“, sagt Lenz zum unverhofften Wiedersehen.
„Die Stadt bedeutet alles für mich“
Was in jedem Fall für ihn spricht im Duell der 21-Jährigen, ist der Heimvorteil. Geboren in Neukölln, aufgewachsen in Steglitz, jetzt in Mitte wohnend, freut sich Lenz, wieder zurück zu sein. „Die Stadt bedeutet alles für mich. In den vier Jahren, in denen ich weg war, hatte ich immer den Wunsch, irgendwann wieder zurückzukehren“, erzählt er.
Der Verteidiger gibt sich heimatnah und bodenständig, das will so gar nicht zu seinem defensiv aggressiven und offensiv stürmischen Auftreten passen. Auch wenn er nichts gegen etwas gesteigerte Aufmerksamkeit hat.
„Es war für mich nie ein Problem, die Drecksarbeit zu machen“, verdeutlicht Lenz. Schon in der Jugend von Tennis Borussia oder Hertha BSC „hatte ich richtig Spaß daran, der letzte Mann zu sein, der die Torchance verhindert. Darin liegt für mich auch ein Reiz, genauso wie bei einer Torvorlage. Als Außenverteidiger hat man heute die Möglichkeit, viel nach vorn machen zu dürfen“.
Warum er nicht bei Hertha blieb
Ein Verbleib des damaligen U19-Nationalspielers bei Hertha scheiterte, weil der Bundesligist „sich zu spät um mich gekümmert hat. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich Perspektivspieler für die erste Mannschaft bin“, erinnert sich Lenz. Der Durchbruch zum Profi blieb aber auch in den vier Regionalliga-Jahren in Mönchengladbach aus.
Es musste etwas passieren, will Lenz nicht als ewiges Talent gelten. Der Win-Win-Situation der bis 2018 befristeten Liaison zwischen ihm und Union hat nur eine Hürde. Sie ist zehn Zentimeter größer als der 1,81-Meter-Mann und heißt Pedersen.