Zweite Liga

Union-Kapitän Kessel glaubt an erfolgreiche Rückrunde

| Lesedauer: 6 Minuten
Michael Färber
Seit Oktober vergangenen Jahres ist Benjamin Kessel Kapitän des 1. FC Union

Seit Oktober vergangenen Jahres ist Benjamin Kessel Kapitän des 1. FC Union

Foto: Herbert Rudel / picture alliance / Herbert Rudel

Benjamin Kessel, Unions Kapitän, ist sich sicher, dass das Team die Spielphilosophie von Trainer Lewandowski endlich verstanden hat.

Berlin.  Die Zeit des Wartens ist endlich vorbei. Auf den Tag genau sieben Wochen sind seit dem letzten Pflichtspiel des vergangenen Jahres gegen Sandhausen (1:0) vergangen, wenn der 1. FC Union heute zur Fortsetzung der Rückrunde in der Zweiten Liga beim 1. FC Kaiserslautern (18.30 Uhr, Sky) antritt. „Natürlich haben wir den Ehrgeiz, dort etwas mitzunehmen. Wir wollen uns gut präsentieren“, sagte der Berliner Trainer Sascha Lewandowski. Kein leichtes Unterfangen, denn die Pfälzer blieben im Rahmen der Winter-Vorbereitung ohne Gegentor in ihren fünf Testpartien (drei Siege). Unions Testspielbilanz ist mit drei Erfolgen und drei Niederlagen ausgeglichen. FCK-Coach Konrad Fünfstück glaubt dennoch, „dass wir mit Union ein schönes Brett vor der Brust haben. Der Kader hat eigentlich die Qualität, ganz oben mitzuspielen“. Auch Unions Kapitän Benjamin Kessel (28) glaubt, dass es für die Köpenicker nun bergauf gehen wird. Und liefert im Gespräch die Begründung.

Berliner Morgenpost: Zum Punktspielstart 2016 geht es gleich nach Kaiserslautern. Auf dem Betzenberg gegen einen so unbequemen Gegner zu spielen, ist sicherlich kein Zuckerschlecken.

Benjamin Kessel: Aber es macht auch riesigen Spaß, ich komme ja aus der Region. Auf dem Betzenberg herrscht einfach eine geile Atmosphäre, auf die man sich freuen kann. Und danach kommt ja schon 1860 München in die Alte Försterei. Das sind dann schon zwei sehr richtungweisende Spiele für uns. Erst mal ein bisschen schauen, wie man reinkommt, so wie in der Hinrunde – das dürfen wir uns nicht erlauben. Wir müssen von der ersten Sekunde an da sein, weil es nur noch 15 Spiele sind. Die gehen ganz schnell vorbei.

Die Rückrunde hat mit den Siegen in Düsseldorf (3:0) und gegen Sandhausen (1:0) ja schon perfekt angefangen. Selbstvertrauen sollte also da sein.

Das tat natürlich sehr, sehr gut. Das erleichterte auch vieles in der Vorbereitung, weil du nicht unmittelbar im Abstiegskampf steckst und der Druck nicht riesengroß ist. Aber wir dürfen jetzt aufgrund der beiden Siege keinen Meter nachlassen, sondern müssen daraus Motivation ziehen, dass unsere Spielweise auch zu Punkten führt. Das muss der Ansatz sein.

Im vergangenen Sommer hat die Mannschaft auch super gearbeitet, alle waren optimistisch. Doch die Hinrunde führte Union zwischendurch sogar bis in die Abstiegszone. Was ist schief gelaufen?

Du kommst in so eine Saison rein und vergeigst gleich die ersten fünf Spiele. Da ist es doch klar, dass du nicht vor Selbstbewusstsein strotzt. Spätestens nach dem Paderborn-Spiel (0:2, die Red.) haben wir auch in der Mannschaft gesagt: So kann es nicht mehr weiter gehen. Klar wollen wir eine stetige Entwicklung haben, ich denke, da sind wir jetzt auf einem guten Weg. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, die kämpferischen Tugenden an den Tag zu legen und einfach mal dreckig Spiele zu gewinnen. Ich glaube, dass spätestens jetzt auch der Letzte begriffen hat, wie das zu funktionieren hat.

Was lässt Sie glauben, dass es nun jeder begriffen hat?

Die letzten beiden Spiele und wie wir uns da präsentiert haben: Die mannschaftliche Geschlossenheit, die wir in Düsseldorf gezeigt haben, und wie wir gegen Sandhausen einen Gegner spielerisch als auch kämpferisch dominiert haben. Doch das dürfen keine Eintagsfliegen bleiben.

Hat die Mannschaft jetzt vielleicht auch tatsächlich verstanden, was Trainer Sascha Lewandowski von ihr möchte?

Ich denke schon. Es ist ja die erste Vorbereitung, die er mit uns gemacht hat, und er hatte jetzt erstmals mehr Zeit, seine Spielphilosophie der Mannschaft einzuimpfen. Bislang gab es immer alle sechs, sieben Tage ein Spiel. Da hat man natürlich ein, zwei Trainingstage, an denen man der Mannschaft Input geben kann. Das darf aber auch nicht zu viel sein, weil schon gleich das nächste Spiel ansteht. Ich denke, dass wir da auf einem guten Weg sind. Auch wenn man natürlich sieht, dass wir noch Steigerungspotenzial haben.

Haben Sie schon einmal so viele Videoanalysen erlebt wie bei Lewandowski?

Es hilft, die Inhalte, die er mit uns trainieren will, vorher kurz noch mal auf Video zu zeigen. Das finde ich prinzipiell eine gute Sache. Dadurch wird vieles auch ein Stück weit verständlicher. Die Mannschaft nimmt das auch gern an.

Union hat mit Emanuel Pogatetz einen neuen Mann für die Abwehr verpflichtet. Was halten Sie von ihm?

Er ist natürlich ein sehr erfahrener Spieler und sehr kopfballstark. Mit seinen Tugenden kann er uns auf jeden Fall weiterhelfen. Er zeigt auch keine Allüren, sondern hat sich super in die Gruppe integriert. Das ist in seinem Alter (33 Jahre, d.Red.) auch nicht selbstverständlich, dass man so aufgeschlossen ist wie er.

Inwiefern ist er jemand, der auch Ihnen als Kapitän weiterhelfen kann?

Er ist in jedem Fall einer, der den Mund aufmacht. Das ist auch für uns Gold wert. Wir haben ja jetzt nicht viele Spieler, die so extrem coachen. Insofern tut es uns schon gut, dass er auf dem Platz viel redet und mich da auch mit einigen anderen unterstützt.

Sie sind seit Ende Oktober Kapitän. Hat Sie dieses Amt irgendwie verändert?

Vielleicht in Nuancen. Aber ich war schon immer ein Spieler, der seinen Mund aufmacht auf dem Platz. Natürlich wird man etwas anders wahrgenommen. Das Größte, was sich verändert hat, ist, dass ich mehr Interviews geben muss.