Fußball

Bananen-Helmut soll Union flott machen

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Jörn Meyn
Helmut Schulte war zuletzt Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf. Erfahrung als Cheftrainer sammelte er bei Schalke 04, St. Pauli und Dynamo Dresden

Helmut Schulte war zuletzt Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf. Erfahrung als Cheftrainer sammelte er bei Schalke 04, St. Pauli und Dynamo Dresden

Foto: Eibner-Pressefoto / picture alliance / Eibner-Presse

Die Eisernen verändern ihre Struktur und holen Helmut Schulte als neuen Sportdirektor. Der 58-Jährige schaut auf eine bewegte Karriere.

Berlin. Es gibt lustige Geschichten über Helmut Schulte, den Mann, der ab Februar mithelfen soll, den 1. FC Union in die Moderne zu führen. Da sind zum Beispiel die Bananen. Sie flogen immer in seine Richtung, wenn Schulte als Trainer des 1. FC St. Pauli Ende der 80er-Jahre ins Stadion trat.

Doch die eigenen Fans taten das nicht etwa, weil sie den gebürtigen Sauerländer beleidigen wollten. Es war vielmehr ein eigentümliches Zeichen der Anerkennung in einem der eigentümlichsten Klubs der Republik. Schulte nämlich liebt Bananen. Und so nannten sie ihn auf dem Kiez „Bananen-Helmut“. Als Trainer nämlich liebten sie ihn dort.

Heute ist Helmut Schulte kein Trainer mehr. Er ist seit Mitte der 90er-Jahre schon Funktionär. Ab dem 1. Februar wird der 58-Jährige nun „Leiter der Lizenzspielerabteilung“ beim Berliner Zweitligisten 1. FC Union, wie der Verein das am Montag etwas umständlich in einer Presseerklärung nannte.

Schulte wird Sportdirektor. Und das hat auch mit Eigentümlichkeit zutun. Denn diesbezüglich standen die Köpenicker den Brüdern im Geiste auf St. Pauli ja immer ziemlich nah. Aber ein Stück davon soll jetzt mit Schulte Geschichte sein. Denn seine Verpflichtung ist nichts anderes als ein weiterer Schritt Richtung Professionalisierung.

Nico Schäfer bleibt nur noch bis Ende Januar

Mit Helmut Schulte, der in ähnlicher Funktion davor schon in Lübeck, St. Pauli (zweimal), Wien und bis Mai vergangenen Jahres bei Fortuna Düsseldorf sowie als Nachwuchsleiter für Schalke 04 arbeitete, habe Union einen „erfahrenen Manager“ geholt, „der auch die Bereiche Scouting und Kaderplanung entwickeln und verantworten wird“, sagte Vereinspräsident Dirk Zingler. Möchte man Schulte selbst nach der neuen Aufgabe fragen, lehnt er allerdings höflich ab. Aus „Respekt den handelnden Personen gegenüber“, sagt er.

Denn da ist nämlich noch Nico Schäfer. Seit Mitte 2011 agierte der 47-Jährige unter dem eigentümlichen Titel kaufmännisch-organisatorischer Leiter, der für die Abwicklung von Transfers zuständig war – aber eben kein echter Manager. Einen Sportdirektor glaubte man nicht zu benötigen, was aber viel mit der Machtposition des damaligen Trainers Uwe Neuhaus zutun hatte.

Die handelnden Personen waren die Vereinsstruktur, so war es über Jahre gewachsen. Schäfer wird nun aber am 31. Januar seinen letzten Tag bei Union haben. Er gehe auf eigenen Wunsch, heißt es offiziell. Die aktuelle Transferperiode aber, und das ist auch wieder so ein bisschen eigentümlich, begleitet Schäfer noch. Und das, obwohl der Tabellen-13. nach der enttäuschenden Hinrunde dringend Verstärkung benötigt:

Ein zweikampfstarker, defensiver Mittelfeldspieler, vor allen aber ein Verteidiger soll kommen. Mit Schulte kommt nun ein übergeordneter Kaderplaner, aber erst, wenn das Transferfenster geschlossen ist und Union vor dem Start ins Liga-Jahr in Kaiserslautern am 5. Februar steht. An diesem Mittwoch ist Trainingsauftakt.

Strukturreform im Geheimen

Damit vollzieht sich aber auch eine echte Revolution bei den Berlinern, die allerdings schon vor knapp einem Jahr im Geheimen beschlossen wurde. Kurz vor Weihnachten offenbarte Zingler in einem Interview im Vereins-TV: Union habe bereits im Februar 2015 vereinbart, „neben dem Cheftrainer eine von ihm unabhängige vereinseigene Struktur im Sport zu haben, die sich besonders um Scouting und Kaderplanung kümmert“. Schon im Juli wurde mit Lutz Munack ein Geschäftsführer Sport installiert. Nun kommt mit Helmut Schulte ein Sportdirektor dazu.

Es wird vielleicht nicht Schultes drittes Leben, aber zumindest eine weitere Episode seines zweiten. 2007 überlebte er einen Unfall nur knapp, als in einem Orkan eine Buche auf sein Auto krachte. „Quasi tot“, sei er ergeben, hat Schulte mal erzählt. Danach habe sein zweites Leben begonnen. Wenn man so will, versucht Union nun ebenfalls den Start in ein zweites Leben – als ein Verein mit branchenüblichen Strukturen. Ob Schulte der richtige Mann für diese Aufgabe ist, muss er jedoch erst noch beweisen.

Zum Klub scheint er schon mal zu passen. In Hamburg formulierte er einst die Utopie, dass die Bundesliga nicht allein durch das sportliche Abschneiden entschieden werden sollte. Das Team sollte Meister werden, dass aus seinen finanziellen Möglichkeiten das beste Ergebnis erzielte. Das ist natürlich ein bisschen fußballromantisch – aber es passt irgendwie zu Union.