Zweite Liga

Union ist in Freiburg ohne Chance

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Michael Färber
Marc-Oliver Kempf köpft für Freiburg ein, Union – hier Leistner und Parensen – hat das Nachsehen

Marc-Oliver Kempf köpft für Freiburg ein, Union – hier Leistner und Parensen – hat das Nachsehen

Foto: imago sportfotodienst / imago/R. Wittek

Schwächen bei Standards werden Union in Freiburg zum Verhängnis. Dabei waren gerade Ecken und Freistöße im Vorfeld ein großes Thema.

Freiburg.  Nein, es ist sicherlich keine Schande, in Freiburg zu verlieren. Der SC darf ruhigen Gewissens als der FC Bayern der Zweiten Liga betrachtet werden, was spielerisches Vermögen, Dominanz auf dem Platz und Vollstreckerqualitäten angeht.

Aber so zu verlieren, wie es der 1. FC Union am Sonnabend getan hat, ist alles andere als ein Ruhmesblatt. Mit 0:3 (0:2) kassierten die Köpenicker zum Abschluss der Hinrunde die höchste Saisonniederlage – nach drei Standardsituationen.

Wenn es etwas gibt, was man unter der Woche wieder und wieder trainieren kann, dann ist es das Verhalten bei Ecken und Freistößen. Legt man die entscheidenden Szenen im Breisgau vor 24.000 Zuschauern zugrunde, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass die Union-Profis entweder nicht genau genug zugehört oder es einfach nicht verstanden haben, was Trainer Sascha Lewandowski unter der Woche zu vermitteln versucht hat.

Trainer Lewandowski ist genervt

Entsprechend angefressen zeigte sich der Coach auch nach den 90 Minuten. „Wir haben am Dienstag angefangen, uns damit zu beschäftigen. Am Mittwoch und Donnerstag haben wir die Videoanalyse dazugenommen“, erklärte Lewandowski. Dennoch gab drei Gegentreffer nach Standards, „das ist das, was mich nervt“, sagte der Union-Coach: „Ansonsten ist Freiburg nur schwer unter Kontrolle zu bekommen. Aber wenn man es ihnen so leicht macht...“

Und Union machte es dem Aufstiegskandidaten Nummer eins leicht. Beim 0:1 schauten die Berliner nach einem Freistoß von Vincenzo Grifo und einer Parade von Torwart Daniel Haas nur interessiert zu, wie Immanuel Höhn den Ball im Anschluss quer durch den Strafraum auf Mike Frantz legte. Der Freiburger brauchte nur noch einzuschieben (22.).

Beim 0:2 segelte erneut ein Grifo-Freistoß in den Strafraum, den Marc-Oliver Kempf ungehindert zu einem Kopfball nutzen konnte (30.).

Kapitän Kessel findet keine Erklärung

Schließlich das 0:3 nach einem Grifo-Eckball, den der am langen Pfosten offensichtlich übersehene Höhn über die Linie drückte. Es war das 14. Gegentor nach einem ruhenden Ball – in diesem Gebiet ist Union Liga-Schlusslicht.

„In den vergangenen Wochen haben wir die Standardsituationen eigentlich gut verteidigt, deshalb kann ich das nicht nachvollziehen“, sagte Benjamin Kessel. Unions Kapitän hatte seine angeschlagene Achillessehne vom Bielefeld-Spiel rechtzeitig auskuriert und übernahm den Platz auf der rechten Außenbahn. So gab es mit Collin Quaner für Steven Skrzybski im Angriff nur einen personellen Wechsel im 5-2-3-System der Berliner.

„Das hat es für uns schwer gemacht. Union hat gut verschoben“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich. Man kann dies auch Jammern auf hohem Niveau nennen, denn der Bundesliga-Absteiger dominierte die Partie gerade in der ersten Halbzeit nach Belieben. Union musste sich zwangsläufig damit begnügen, dem Favoriten das Leben so schwer wie möglich zu machen. Was durchaus gelang. „Sicher hatten die Freiburger auch aus dem Spiel heraus einige Chancen, aber viel haben wir nicht zugelassen“, sagte Kessel.

Nur im Abstiegsjahr 2003/04 noch schlechter

Das mag zwar stimmen. Doch von der mutigen Spielweise, die Lewandowski von den Seinen sehen wollte, war wenig bis gar nichts zu sehen. Erst nach dem Wechsel nahm Union ein wenig mehr am Spiel teil. Lewandowski hatte Dennis Daube für den Rot-gefährdeten Stephan Fürstner und Skrzybski für Damir Kreilach gebracht.

Dass Union nach dem abgefälschten Schuss von Maximilian Thiel an den Pfosten (43.) nun einige Möglichkeiten durch Quaner (54.), Daube (68.) und Bobby Wood (90.+1) bekam, lag auch daran, dass die Freiburger einen Gang runterschalteten. Die Kontrolle gaben sie nie aus der Hand.

So beendet Union die erste Halbserie 2015/16 nach der zweitschlechtesten Hinrunde der eigenen Zweitliga-Historie mit 17 Punkten im schlimmsten Fall auf Rang 15, sollte Düsseldorf am Montag gegen Braunschweig gewinnen. Nur im Abstiegsjahr 2003/04 war Union schlechter (16 Zähler).