Berlin. Der 23-jährige Union-Stürmer Steven Skrzybski war in allen Zweitligaspielen dabei. Zuletzt zum Leidwesen eines gestandenen Profis.
Er läuft und läuft und läuft. Unermüdlich und vor allem auch noch schnell. Das Tempo, das Steven Skrzybski auf den Rasen bringt, braucht sich hinter der Geschwindigkeit nicht zu verstecken, mit der sich der Stürmer des 1. FC Union entwickelt hat. Von unverzichtbar zu sprechen, ist in der schnelllebigen Profifußballbranche zu hoch gegriffen. Den Durchbruch zur Stammkraft beim Berliner Fußball-Zweitligisten hat Skrzybski jedoch geschafft.
Das Motto des Angreifers ist einfach: „Nur wer schießt, kann auch treffen.“ Getroffen hat der 23-Jährige in dieser Saison bereits dreimal, so oft wie noch nie in einer Spielzeit. Und es waren Treffer, die die drei Grundtugenden eines Stürmers dokumentieren. Gegen Fürth (1:2) war es der Torriecher, als er eine Flanke von Benjamin Kessel erahnte und den Ball vor seinem Gegenspieler über die Linie drückte. In Heidenheim (2:0) spielte er seine Schnelligkeit aus. Nach einem weiten Schlag von Damir Kreilach machte er beim Sprint durch die Heidenheimer Hälfte einfach mal fünf Meter Rückstand auf die Abwehrspieler wett, ehe er ihnen den Ball wegspitzelte und im Tor versenkte.
Schließlich ist da – Stichwort Schusstechnik – der herrliche Treffer gegen Nürnberg (3:3), der aus gut 20 Metern oben rechts im Eck einschlug. Oder wie es Skrzybskis Trainer Sascha Lewandowski zusammenfasste: „Der Junge macht einfach Spaß.“
Körperlich einiges zugelegt
Das hat noch einen anderen Grund. In den vergangenen Spielzeiten wirkte Skrzybski trotz aller Qualitäten eher schmächtig. Gerade in Zweikämpfen fehlte ihm das Durchsetzungsvermögen. Das hat sich geändert. Der Berliner hat sich ein paar Muskeln antrainiert und ist damit robuster im Duell Mann gegen Mann.
Der Lohn: Skrzybski bestritt alle 15 Spiele der laufenden Saison, stand dabei zwölf Mal in der Startelf. Gut möglich, dass er auch am Sonnabend gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld (13 Uhr, Alte Försterei) wieder beim Anpfiff auf dem Platz steht. „Stevie hat einen großen Lernwillen und eine große Lernfähigkeit. Wie er in den vergangenen zweieinhalb Monaten zugelegt hat, ist beachtlich“, lobte Coach Lewandowski seinen Angreifer.
Vorbei sind die Zeiten, da Skrzybski, der seit 2001 sämtliche Jugendmannschaften der Köpenicker durchlief, als ewiges Talent galt. Weggewischt ist der Stempel, den Ex-Trainer Uwe Neuhaus ihm einst gab: Trainingsweltmeister, weil er in den Übungseinheiten mit traumwandlerischer Sicherheit einen Ball nach dem anderen versenkte, diese Qualitäten im Spiel jedoch nie abrufen konnte. Was nicht heißen soll, dass er in Sachen Abschluss nicht immer noch Luft nach oben hat.
Brandy aus der Startformation verdrängt
Spätestens beim Blick auf die Ersatzbank wird klar, wie wertvoll Skrzybski (82 Zweitliga-Spiele seit 2010, sieben Tore, Vertrag bis 2018) derzeit für Union ist. Die musste in den vergangenen drei Partien Sören Brandy drücken. In Heidenheim und gegen Nürnberg wurde er nur eingewechselt, in Bochum blieb er komplett draußen.
Der 30-Jährige hat erkannt, dass die Zeit des Freifahrtscheins für gestandene Profis vorbei ist. Trainer Lewandowski lobt Brandy für dessen mannschaftsdienliches Verhalten – und stärkt damit das Selbstvertrauen von Konkurrent Skrzybski.
Zumal Skrzybski ohnehin Vorteile hat, wenn es um den Platz neben Sturmpartner Bobby Wood geht, bei der Spielweise, die Unions Stürmer derzeit betreiben. Die Angreifer arbeiten unter Lewandowski noch mehr nach hinten, um den Defensivverbund zu stärken. Nach dem Remis von Bochum sagte Skrzybski: „Es war sehr laufintensiv, aber das war die Aufgabe, und die haben wir ordentlich umgesetzt.“ Keine Frage: Es läuft einfach bei ihm.