Berlin. Die Terroranschläge in Paris während des Länderspiels der deutschen Nationalelf gegen Frankreich, die Absage des Duells gegen die Niederlande vier Tage später in Hannover – Vorkommnisse, die auch an den Profis des 1. FC Union nicht vorbeigegangen sind. Klar wurden die Ereignisse diskutiert, auch wenn der Trainingsbetrieb darunter nicht gelitten hat.
„Wir sind schockiert, was zurzeit los ist. Ich weiß nicht, was dagegen gemacht werden kann. Unsere Spiele stehen nicht so im Fokus wie Länderspiele oder Partien in der Bundesliga“, sagte zum Beispiel Unions Vizekapitän Maximilian Thiel. Doch je näher das Spiel am Freitag beim VfL Bochum (18.30 Uhr, Sky) rückt, je näher sich der Berliner Fußball-Zweitligist dem Rewirpowerstadion nähert, desto mehr dürften sich auch die Bilder aus Paris und Hannover wieder ins Bewusstsein drängen.
Keine Frage, die Sorge fährt mit bei Union. Vor allem wegen der vergangenen Tage, aber auch wegen der eigenen sportlichen Situation. Als Tabellen-14. gehen die Köpenicker in den Jahresendspurt, das Polster zur Abstiegsregion ist mit drei Punkten recht dünn, und die Defensive gab zuletzt keinen Grund zu Optimismus. „Dass wir Außenseiter sind, ist klar. Aber wir können richtig was erreichen“, sagte Union-Trainer Sascha Lewandowski.
Lewandowski freut sich auf Rückkehr nach Bochum
Der Coach hat die zwei Wochen während der Länderspielpause genutzt, um gezielt auf das Defensivverhalten seiner Profis einzugehen. Auch ein Trainingsspiel gegen Regionalligist Berliner AK (1:3) hatte es gegeben. Als „nicht gut und sehr trist“ beschrieb Lewandowski den 70-Minuten-Auftritt. Die Leistungen in den Einheiten seien schon besser gewesen. Ob sich aber wirklich Spieler aus der zweiten Reihe empfohlen haben? Lewandowskis Gesichtsausdruck lässt ein Nein als Antwort vermuten.
Erst als man auf Bochum zu sprechen kommt, erhellt sich seine Miene. „Natürlich wäre es gelogen, wenn ich sagen würde, es wäre nichts Besonderes“, sagte Lewandowski. Seine Wohnung in Bochum liegt nur knapp einen Kilometer vom Stadion entfernt. „Und dort habe ich auch meine Trainerkarriere begonnen“, erzählt der 44-Jährige.
Mit der U19 des VfL wurde er zweimal in Folge westdeutscher Meister, „das ist sensationell, wenn man bedenkt, wen wir alles in der Liga hatten“, so Lewandowski. Dortmund, Schalke und Leverkusen zum Beispiel. Und er schaffte mit den Bochumer Talenten zweimal den Sprung ins A-Junioren-Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, die jedoch 2004 gegen Bayern München (0:3) und 2005 gegen den VfB Stuttgart (0:1) verloren gingen.
Heidenheim und auch Nürnberg als Mutmacher
Natürlich wird Lewandowski viele Freunde und Bekannte aus jenen Tagen wiedertreffen. Zumindest vor dem Anpfiff wird er sich an „zehn gute Jahre“ zurückerinnern, „aber während des Spiels kann ich das vielleicht gar nicht mehr so genießen“, so der Coach.
Lewandowskis Reise in die erfolgreiche Vergangenheit soll für Union eine Reise zurück in eine endlich erfolgreichere Zukunft werden. Immerhin könnte in Bochum das dritte Spiel in Serie ohne Niederlage eingefahren werden. Das hatte es in dieser Spielzeit nur unter Lewandowski-Vorgänger Norbert Düwel gegeben.
Dass Union auswärts gut verteidigen kann, hat die Mannschaft beim Überraschungssieg in Heidenheim (2:0) gezeigt. Selbst beim 3:3 gegen Nürnberg „haben wir das zwischen der 20. und 60. Minute gut gemacht“, sagte Lewandowski. Darauf soll in Bochum aufgebaut werden. Gegen einen Gegner, der „ein gutes Aufbauspiel, viel Tempo und Torgefahr besitzt“, so Lewandowskis Analyse.