„Frankfurt hat sicher nicht damit gerechnet, noch einmal in akute Abstiegsnot zu geraten. Vielleicht haben sie gedacht, man ist bereits durch. Das könnte uns schon in die Karten spielen“, hatte Norbert Düwel, der Trainer des 1. FC Union, vor dem Gastspiel beim FSV Frankfurt gemutmaßt. Die 90 Minuten am Sonntagnachmittag sollten ihm recht geben. Der Berliner Fußball-Zweitligist gewann mit 3:1 (1:1) und beendete damit wie schon vor zwei Wochen in München eine Negativserie. Für Union war es im sechsten Anlauf der erste Sieg bei den Hessen überhaupt.
Den Frankfurtern war in der Tat anzumerken, welche Belastung das Abrutschen in den vergangenen Wochen erzeugt hat. Noch nach dem 25. Spieltag lag der FSV als Tabellenneunter der Zweiten Liga im gesicherten Mittelfeld. Nach der dritten Niederlage in Folge und dem elften Spiel ohne Sieg findet sich Frankfurt vor dem letzten Spieltag auf Relegationsrang 16 wieder. Union hat derweil nicht nur die Heimpleite gegen Aue wettmachen können, sondern ist auch dem Ziel obere Ligahälfte einen großen Schritt nähergekommen.
„Nachdem wir letzte Woche ein schlechtes Heimspiel abgeliefert haben, hatten wir uns für heute vorgenommen, diese Scharte auszuwetzen. Wir haben im Training intensiv gearbeitet und waren im Spiel sehr fokussiert. Das Spiel hatten wir von Anfang an gut im Griff“, lobte Düwel seine Spieler.
Es war ein verdienter Sieg, den Union einfuhr. Weil das Düwel-Team erneut erkennen ließ, welche Art von Fußball die Köpenicker in den nächsten beiden Spielzeiten an die Aufstiegsplätze heran führen soll. Exemplarisch steht hier der Führungstreffer durch Maximilian Thiel. Nachdem Sebastian Polter im Mittelfeld den Ball verloren hatte, setzte Thiel sofort nach und eroberte das Spielgerät zurück. Dann ging alles ganz schnell: Thiel spielte den Ball auf die linke Seite zu Steven Skrzybski, dessen Querpass in den FSV-Strafraum erwischte Polter nicht richtig. Dafür aber der mitgelaufene Thiel, der ohne Mühe einschob (10.).
Die Zeit nach dem 1:0 stand wiederum exemplarisch für jenen 1. FC Union, den man nicht mehr sehen möchte. Wieder war es eine Standardsituation, die die Köpenicker Führung zunichte machte: Eckball durch Frankfurts Vincenzo Grifo, am Fünfmeterraum kam Edmond Kapplani mit dem Kopf schneller als Roberto Puncec an den Ball, schon stand es 1:1 (24.). Zuvor hatte Union noch das Glück, dass Grifo mit seinem Freistoß aus gut 25 Metern nur den Pfosten getroffen hatte.
Die Entscheidung zugunsten Unions fiel in der 62. Minute. Odise Roshi traf zweimal innerhalb weniger Sekunden nur den Pfosten des Union-Tores. Im direkten Gegenzug fackelte Martin Kobylanski, der wie erwartet den angeschlagenen Christopher Quiring ersetzte, nicht lange. Sein Schuss aus 22 Metern flog vor 6853 Zuschauern hinein ins Union-Vergnügen. „Nach der Unachtsamkeit beim Gegentreffer haben wir uns schnell wieder gefangen. Im Konterspiel haben wir brutale Effektivität gezeigt“, analysierte Coach Düwel.
Damir Kreilach war es vorbehalten, nach einer Polter-Flanke den Schlusspunkt zu setzen – mit einem Treffer aus spitzem Winkel durch die Beine von FSV-Torhüter Patric Klandt (81.). „Wir haben alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir waren sehr überzeugend“, befand Unions Kapitän.