2. Liga

1. FC Union reicht ein Luftloch zum Sieg

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Michael Färber

Foto: Matthias Kern / Bongarts/Getty Images

Ein Torwartfehler hat den FC St. Pauli gegen Union Berlin den Sieg gekostet. Im Abstiegskampf unterlagen die Hamburger in der 89. Minute 0:1. Beide Vereine hatten sich eine intensive Partie geliefert.

Wenige Augenblicke nach dem Abpfiff hatte Sebastian Polter vor allem tröstende Worte für den Pechvogel des Abends. „Ich habe ihm gesagt, dass so etwas einfach passieren kann und er den Kopf nicht hängen lassen soll“, sagte der Stürmer des 1. FC Union. Der Getröstete, Torwart Robin Himmelmann, hatte wenige Minuten zuvor praktisch die Hölle erlebt. Nach einem Rückpass setzte der Schlussmann zum Befreiungsschlag an und wurde Opfer des unebenen Rasens in der Alten Försterei. Himmelmanns Stolperer in jener 89. Minute war leichte Beute für Polter, der ungehindert einschob. Union schlägt den FC St. Pauli mit 1:0 (0:0). Nach einem Spiel, in dem beide Mannschaften eigentlich keinen Punkt verdient hatten.

„Sicher war es kein gutes Heimspiel von uns“, sagte Polter, „aber so ein dreckiger Sieg war auch mal wichtig.“ Es ist bezeichnend für den Auftritt der Köpenicker, dass die entscheidende Aktion Polters zweiter Schuss auf das Hamburger Tor im gesamten Spiel gewesen ist. Der 23-Jährige gab damit die meisten Torschüsse für Union ab. „Es ist doch klar, dass man eine 0:5-Klatsche nicht einfach so abschüttelt“, sagte Unions Trainer Norbert Düwel: „Aber wir haben uns in die Partie reingebissen und waren heute die Glücklicheren.“ Mittelfeldspieler Christopher Quiring, der vor der Partie seinen Vertrag bei Union bis Sommer 2017 verlängert hatte, sprach von einem „zähen Spiel“.

Es gab ohne Zweifel Duelle beider Mannschaften, die mehr Zuschauer als jene 21.717 verdient hatten, mit denen die Alte Försterei ausverkauft ist. Die Partie des Liga-13. gegen den Vorletzten zählte am Freitagabend nicht dazu. Denn obwohl auch die Mannschaft von Coach Ewald Lienen nur sehr bedingt ihren Anspruch auf die Ligazugehörigkeit nachwies, sprach Lienen nicht zu Unrecht von einem unverdienten Sieg. „Wir haben die meiste Zeit dominiert. Es wäre großes Kino gewesen, wenn Polter den Ball daneben geschossen hätte. Dann hätte er den Fairplay-Preis gewonnen. Ich an seiner Stelle hätte es getan“, fügte Lienen mit gewohntem Sarkasmus hinzu.

Den Unionern war die Erleichterung (Lienen: „Der Norbert hat sich gefreut wie ein Schneekönig“) anzusehen. Natürlich auch beim Torschützen. „Ich mache diesen Laufweg 200, 300 Mal in der Saison. Ich bin froh, dass er endlich einmal etwas gebracht hat“, beschrieb der Angreifer sein Gefühlsleben nach seinem zehnten Saisontreffer. Vergessen waren die immer wieder im Ansatz scheiternden Versuche eines Spielaufbaus. Die Fehlpässe und Befreiungsschläge, die beim Gegner landeten. „Es war sicher nicht alles Gold, was glänzte“, so Polter.

Vielleicht wäre die Partie anders verlaufen, hätte Steven Skrzybski nach nur 55 Sekunden nicht am Tor vorbei geschossen. Hätte Marcel Halstenberg nicht im letzten Moment Quiring noch gestoppt (43.) oder Polter nach einem Konter den Ball nicht nur halb getroffen (58.). Möglichkeiten, die die spielerischen Mängel bei den Hausherren nur kaschieren konnten. Mittendrin Björn Jopek, der nach nur 31 Minuten wegen „intensiver taktischer Gründe“ (Düwel) ausgewechselt wurde. Am Ende jubelte auch er – dank Polter.