Der Präsident von Union Berlin, Dirk Zingler, diente drei Jahre im Stasi-Wachregiment “Feliks Dzierzynski“. Am Dienstagabend erklärte er sich erstmals nach dem Bekanntwerden den Fans.

Die Räumlichkeiten waren schon größer als jemals zuvor bei einem Fantreffen des 1. FC Union, aber der Platz im „General Dealer Club“ in Oberschöneweide reichte trotzdem nicht. Eng wie in einer angesagten Disco ging es am Dienstag zu, als der Fußballklub den ersten gemeinsamen Abend in dieser Saison mit seinen Fans verbrachte. Viele konnten nur durch die offene Tür einen Blick erhaschen auf das Podium. Dort saß Dirk Zingler, der Präsident des Zweitligavereins. Er war es, der die etwa 300 Zuschauer angelockt hatte.

Denn Zingler wollte sich erklären, erstmals seit seiner Rückkehr aus dem Urlaub. Als er weg war, hatte sich ja eine ganze Menge an Klärungsbedarf ergeben. Seine Dienstzeit beim Wachregiment des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) war bekannt geworden. Ein interessantes Detail, wo doch gerade die Institution des MfS bei Union und Zingler selbst immer auf besondere Ablehnung stieß.

Es wurde ein teils sonderbarer Abend. Einige hatten sich akribisch in spezielle MfS-Gepflogenheiten eingelesen und sie vorgetragen. Doch damit langweilten sie den Rest überwiegend. Manche hielten das nicht bis zum Schluss durch. Sie konnten aber gewiss sein, dass es offenbar keine Probleme zwischen Zingler und der Basis gibt. Jedenfalls keine großen. Der Präsident erklärte, dass er „dem ganzen keine Bedeutung beigemessen“ habe. Es sei seine Armeezeit gewesen. Zwar habe er um die Zugehörigkeit des Regiments zum MfS gewusst, diese aber anders eingeschätzt, als er es heute tun würde.

Das Publikum, in dem viele ältere Union-Fans waren, hatte damit keine Schwierigkeiten. Viele wussten offenbar, dass es mit Linientreue beim Regiment „Feliks Dzierzynski“ längst nicht so weit her war, wie oft glauben gemacht wird. Dass viele sich darauf eingelassen haben, um ihre privaten Vorteile daraus zu ziehen, ohne aber danach für das MfS tätig zu werden. Zingler erhielt Beifall für seine Ausführungen. Er sagte, dass er sogar Zuschriften bekommen habe von Opferverbänden, die ihm anböten zu klagen, weil die Berichterstattung über seine Wachregimentszeit eine Bagatellisierung des MfS darstelle.

Aber warum mussten die Fans über die Medien davon erfahren? Eine Frau hatte die Frage gestellt. Zingler sagte: „Das war nie ein Geheimnis, ich bin immer offen damit umgegangen.“ Im Aufsichtsrat habe er es zweimal erwähnt. Nur an der Basis kam es nie an. Das schmeckte einigen immer noch nicht. Vor allem weil der ehemalige Hauptsponsor ISP, von dem sich Union wegen der hauptamtlichen MfS-Mitarbeit des Geschäftsführers getrennt hatte, vor rund zwei Jahren ein großes Thema war. Vielleicht sei dies eine Chance gewesen, die er nicht genutzt habe, so Zingler. Er gestand Kommunikationsmängel ein.

Absolution war da längst erteilt. Ein alter Mann sagte: „Wir hatten noch nie so einen guten Präsidenten beim 1. FC Union.“ Der musste nur noch einmal versichern, dass keine weiteren Enthüllungen folgen. Damit war aus Sicht der anwesenden Fans alles wieder gut.