Fans des 1. FC Union werden beim heutigen Spiel zur Unterstützung ihres Präsidenten Dirk Zingler T-Shirts mit dem Aufdruck “pro DZ“ tragen. Es geht um seine Armeezeit in der DDR. Im August wird er sich den Fragen der Anhänger stellen.
Dirk Zinglers Armeedienst im Stasi-Wachregiment „Felix Dzierzynski“ – zumindest für einen Teil der Fans kein Grund, dem Präsidenten ihres Klubs, des 1. FC Union, den Rücken zu kehren. So werden rechtzeitig für die Partie am heutigen Sonnabend gegen Fürth T-Shirts mit dem Aufdruck „pro DZ“ zum Kauf angeboten – die Initialen des Klubchefs als Zeichen der Verbundenheit. Wie viele dem Statement folgen werden, wird man an der Alten Försterei sehen können.
Derweil versucht der Aufsichtsrat des Köpenicker Klubs zu retten, was kaum noch zu retten ist. Nämlich das schlechte Bild, welches das Führungsgremium in den vergangenen Tagen abgegeben hat, zu korrigieren. Die widersprüchlichen Äußerungen in den vergangenen Tagen, wer wann von Zinglers Armeezeit unter dem Dach des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) gewusst hat, haben den Aufsichtsrat sichtlich unter Druck gebracht.
Dass Aufsichtsratschef Antonio Hurtado, der aus beruflichen Gründen in Dresden weilt, nun die Aufsichtsratsmitglieder Hans-Joachim Lesching und Joachim Müller anwies, die Protokolle der Aufsichtsratssitzungen und der Mitgliederversammlung aus dem Jahre 2004 zu durchforsten, um den Kenntnisstand jedes Einzelnen nachvollziehen zu können, belegt den Ernst der Lage. Es sind die Protokolle jener Sitzungen, in denen sich Zingler zunächst in den Aufsichtsrat hat wählen und später zum Präsidenten hat berufen lassen.
Hurtado, der sich selbst zunächst als unwissend zitieren ließ, um später per Pressemitteilung bekannt zu geben, dass der Aufsichtsrat „über diesen Sachverhalt informiert“ gewesen ist, erklärte die Durchsicht der Protokolle sowie seine widersprüchlichen Aussagen wie folgt: „Es ist sicher nicht ungewöhnlich, dass man sich selber sammeln und konzentrieren muss, um lange zurückliegende Ereignisse zu rekapitulieren. Nach Rücksprache mit einigen Kollegen konnten wir deshalb am Dienstagnachmittag eine Erklärung abgeben.“ Diese könne nun nach Prüfung der Protokolle präzisiert werden.
So erinnert sich Lesching nun an Gespräche der Aufsichtsratssitzung vom 28. Juni 2004, an der auch Zingler teilnahm und in deren Rahmen nach einem neuen Präsidenten gesucht wurde. „Wir haben uns auf Dirk Zingler verständigt, der uns in dieser Sitzung über seine Biografie unterrichtete und dabei unter anderem auch die Ableistung seines Wehrdienstes im Wachregiment erwähnte.“ Dass dieser Wehrdienst im Lager der Unioner oder im Umfeld des Klubs eines Tages zu einem Problem werden könnte, wurde offenbar nicht bedacht.
Die Fans jedenfalls werden offensichtlich die Möglichkeit bekommen, dem Klubchef ob seiner Armeevergangenheit auf den Zahn zu fühlen. Wie der 1. FC Union mitteilte, wird Dirk Zingler beim Fantreffen im August zugegen sein. Ort und genauer Termin der Veranstaltung stehen noch nicht fest. Die Qbar an der Wilhelminenhofstraße, traditionell der Austragungsort, wird in jedem Fall zu klein sein. Es dürfte wohl das bestbesuchte Fantreffen aller Zeiten werden.