Der Mann des Tages hatte die Mütze tief ins Gesicht gezogen und war nur schwer zu erkennen. Nicht ungewöhnlich bei den derzeit tiefen Temperaturen, doch gab es da eben einen Spieler des 1. FC Union, nach dem die Fans beim Trainingsauftakt besonders eifrig Ausschau hielten: Michael Parensen. Tatsächlich entdeckten ihn die Kiebitze dann inmitten der Mannschaft, die zum Start in die Rückrunde durch den Tiefschnee pflügte.
Parensen rackerte und lief viel, scheute kein Duell um den Ball. Dass er noch vor kurzem total deprimiert war ob der medizinischen Beurteilung, dass sein Comeback auf unbestimmte Zeit verschoben sei, war ihm nicht mehr anzumerken. „Es hat richtig Spaß gemacht“, sagte der 24-Jährige denn auch. Ein Satz, den wohl jeder Unioner nach dem launigen Auftakt im Tiefschnee unterschrieben hätte.
Von Parensen allerdings hat er besondere Bedeutung, steht er doch exemplarisch für die Verletzungsmisere des Berliner Fußball-Zweitligisten. Sorge, dass er sich auf dem schwierigen Untergrund erneut verletzten könnte, hat er zwar. „Ich hatte erst Bedenken, aber die Knochen haben gut gehalten. Ich habe mich etwas zurückgehalten“, sagt er. Doch er betont: „Mit der Angst kann ich gut umgehen, dass darf im Training keine Rolle spielen.“
Dabei ist es genau genommen das dritte Comeback binnen etwas mehr als einer Halbserie, an dem sich der gebürtige Westfale versucht. Kurz vor Saisonbeginn gab es Probleme mit dem linken Knie, in dem er sich im März einen Innenbandriss zugezogen hatte. Das sicher geglaubte Comeback zum Start in die neue Saison musste verschoben werden, es folgten Wochen, in denen Parensen nicht mehr über seine Verletzung sprechen wollte. Zu sehr machte ihm zu schafften, dass es nicht voran ging. Dann kam der vierte Spieltag, das Derby gegen Hertha BSC. Und zur Überraschung aller ließ Trainer Uwe Neuhaus Parensen von Beginn an auflaufen. Das war wohl der entscheidende Impuls, der Mutmacher, der Union zu einer starken Leistung trieb. Auch in den Spielen darauf war Parensen die treibende Kraft, er ist einer der wenigen Spieler, über die Neuhaus sagt, dass „seine Präsenz nicht zu ersetzen ist“.
Doch die Hoffnung, Parensens gutes Auge im Spielaufbau könne Union aus der zwischenzeitlichen Krise führen, erfüllte sich nicht: Im Spiel gegen den MSV Duisburg riss sich Parensen erneut das Innenband an, und die Geschichte begann von vorn. Mitte November stand er schon einmal kurz im Mannschaftstraining, alle hofften auf eine schnelle Rückkehr. Doch das Knie hatte kein Einsehen und warf Parensen erneut zurück. Nun also der dritte Versuch. „Ich muss schauen, wie das Knie reagiert. Es kann noch Probleme geben“, warnt Parensen vor überzogenen Erwartungen. Doch egal, ob er nun zum Rückrundenstart schon wieder fit ist oder noch ein, zwei Wochen warten muss: Für die Union-Fans ist wichtig, dass seine Rückkehr nach so langer Leidenszeit überhaupt wieder ein Thema ist.