Tabellenplatz 13 ist nicht gut. Doch es gibt Einiges, durch das der 1. FC Union sich auszeichnet. Morgenpost Online nennt die Gründe, warum die Köpenicker nicht absteigen werden.

Das obligatorische Auslaufen Dienstagvormittag schenkten sie sich beim 1. FC Union. „Wer die Bedingungen hier sieht, wird erkennen, dass es nicht wirklich viel Sinn macht“, begründete Trainer Uwe Neuhaus, und sicherte seiner Mannschaft damit einen Tag mehr Weihnachtsurlaub. Die Großzügigkeit ist auch der Tatsache geschuldet, dass die Köpenicker Kicker im Hinrunden-Finale der Zweiten Liga für einen versöhnlichen Jahresabschluss gesorgt haben. Keine Frage, mit 19 Punkten ist Union auf Platz 13 längst noch nicht auf der sicheren Seite. Die Voraussetzungen, dass Union die Klasse hält und sich auf ein drittes Jahr im Bundesliga-Unterhaus freuen kann, sind aber gegeben. Morgenpost Online nennt vier Gründe, warum Union den Klassenerhalt schafft.

Teamgeist: Ein sicherlich hinlänglich strapazierter Begriff, vor allem in der Welt des Fußballs. Doch an der Alten Försterei ist der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft nicht nur eine leere Floskel. Spielerische Unzulänglichkeiten – und davon gab es in der Hinrunde des Union-Jahrgangs 2010/11 mehr als genug – wurden durch unbändigen Einsatz wettgemacht. Auch gegen Karlsruhe „haben genau die Qualitäten zum Sieg geführt, die uns schon die ganze Saison auszeichnen“, sagte Christoph Menz. Offensichtlich: Die Mannschaft ist intakt, sie ist in der Lage, auch Rückschläge wegzustecken.

Als Paradebeispiel, wie man im Abstiegskampf bestehen kann, dient Dominic Peitz. Zwar wirkt der defensive Mittelfeldspieler durch seine 1,96 Metern Körpergröße in seinem Bewegungsablauf stets etwas ungelenk. Doch seine Abräumer-Qualitäten lassen ihn an der Alten Försterei immer mehr zum Publikumsliebling werden. Peitz rennt, grätscht, scheut keinen Zweikampf, nimmt selbst blutige Blessuren am Kopf hin und ist mit insgesamt 262 bestrittenen Zweikämpfen Dritter in dieser Statistik, nur die Herthaner Raffael (285) und Peter Niemeyer (267) standen öfter in Eins-gegen-Eins-Situationen. Dieser Kampfgeist überträgt sich auf die Mannschaft. Er muss es auch, ist er doch oberstes Gebot, wenn die Spielzeit nicht mit dem Sturz in die Dritte Liga enden soll.

Zugänge: Wie sehr neue Spieler die Qualität einer Mannschaft erhöhen, merkt man oft erst, wenn sie nicht spielen können. Beispiel Santi Kolk. Durch den Niederländer bekam Neuhaus mehr Flexibilität im Offensivspiel. Dass Kolk, den zuletzt eine Einblutung in der Wade plagte, mit drei Toren Unions zweitbester Schütze ist, unterstreicht dessen Wichtigkeit. „Ich denke, dass Kolk zum Trainingsstart am 28. Dezember wieder dabei ist“, hofft Neuhaus auf eine schnelle Rückkehr.

Seinen Aufwärtstrend fortgesetzt hat Halil Savran. Der Stürmer, im Sommer vom Drittligisten Dynamo Dresden gekommen, „hat sich charakterstark verhalten“, lobte Neuhaus. Vor allem in den vergangenen Wochen, als Union dreimal in Folge ohne eigenen Treffer geblieben ist. „Er steigert sich von Einheit zu Einheit und wurde nun zurecht belohnt“, sagte Neuhaus. Savran selbst bleibt nach Tor und Vorlage gegen Karlsruhe realistisch: „Für mich war das erst mal nur ein ganz kleiner Schritt nach vorne. Es ist aber die Bestätigung für meine Arbeit, denn ich habe mich hier nie hängen lassen.“

Gleiches kann man von Jerome Polenz nicht sagen. Sein Disput mit dem Trainer im Herbst ob der Ausrichtung der Spielweise kommt ihm nun teuer zu stehen: Union erteilte dem Mittelfeldspieler, der erst im Sommer nach Berlin gewechselt war, gestern die Freigabe. Ebenso Kenan Sahin, dessen Aufschwung in den vergangenen Wochen zu spät kam, um sich für einen neuen Vertrag zu empfehlen. „Wenn es sportlich nicht passt, sollte man offen miteinander umgehen“, kommentierte Teammanager Christian Beeck die Entscheidung als „zwingend notwendig“. Gelingt es Union, wenigstens einen der Beiden in der Transferperiode vom 1. bis 31.Januar loszuwerden, würde sich der Spielraum für einen Zugang in der Winterpause erhöhen. Für einen Torjäger zum Beispiel. Denn die Statistik belegt: Union hat ligaweit die meisten Torschüsse abgegeben (207), liegt dabei sogar vor Stadtrivale Hertha BSC (203). Die Trefferquote ist mit 8,7 Prozent aber stark verbesserungswürdig und der Hauptgrund, warum Union so tief im Abstiegskampf steckt.

Lazarett: Eine Zeit lang hätte man meinen können, die Krankenstation sei eine eigene Abteilung des Vereins. Bis zu elf Spieler waren zwischenzeitlich verletzt oder fehlten gesperrt. Selbst gegen den KSC spielte Union noch ohne fünf Stammspieler. Doch das Lazarett lichtet sich zusehend. So wird neben Kolk auch Michael Parensen (Neuhaus: „Ein essenzieller Bestandteil der Mannschaft“) in sechs Tagen auf dem Trainingsplatz zurückerwartet. Auch Torsten Mattuschka ist nach seinem Virusinfekt auf dem Weg der Besserung. Neuhaus: „Bei ihm müssen wir noch ein wenig abwarten, wie er die drei Wochen mit Antibiotika verkraftet hat.“ Torwart Marcel Höttecke soll spätestens in der zweiten Januarwoche wieder eingreifen können. Einzig Ahmed Madouni, bei dem neben seinem Innenbandanriss im Knie eine Fraktur im Schienbeinköpfchen festgestellt wurde, wird noch länger fehlen.

Krisenmanagement: Ob das Verhältnis zwischen Trainer und Klubführung intakt ist, beweist sich immer in einer Krisensituation. Union-Präsident Dirk Zingler stand entgegen der allgemeinen Praxis auch nach nur sechs Punkten aus neun Spielen weiter hinter Neuhaus. Trainerdiskussionen bei Union seien nicht vom Ergebnis abhängig, sondern vor allem „vom persönlichen Verhalten der Mitarbeiter“, sagte Zingler. Acht Wochen später hat sich die Ruhe bezahlt gemacht.

Fazit: Wenn Trainer Uwe Neuhaus sagt, man habe sich in der Hinrunde oft unter Wert verkauft, hat er nicht Unrecht. Union liegt bei gespielten Pässen und Flanken, den Indikatoren für Ballbesitz und Offensivbemühungen, sogar im vorderen Bereich der Liga. Bleiben die Köpenicker von weiteren Rückschlägen verschont und treffen die Stürmer endlich das Tor wieder öfter, ist Union der Verbleib in der Zweiten Liga sicher.