Zweite Liga

Union steht gegen Bochum schon wieder unter Druck

| Lesedauer: 4 Minuten
Michael Färber

Foto: picture alliance / ZB / picture alliance / ZB/dpa-Zentralbild

Alle Heimspiele wieder muss Union erneut kämpfen. Bislang hat das Team von Trainer Uwe Neuhaus Nerven bewiesen. Auch gegen Bochum ist das Team optimistisch.

Ob der frühe Wintereinbruch mit Minusgraden und reichlich Schnee die Vorbereitung des 1. FC Union auf die Partie gegen den VfL Bochum beeinflussen würde, wurde Christian Beeck gefragt. Der Teammanager des 1..FC Union ließ keinen Zweifel daran, was er von der Mannschaft des Berliner Fußball-Zweitligisten trotz eingeschränkter Möglichkeiten erwartet. „Entweder man beschäftigt sich tagelang damit. Oder man versucht, aus der Situation des Beste zu machen.“

Als ob Union nicht schon genug Sorgen hätte, angesichts der zahlreichen Ausfälle beim kickenden Personal und der wieder brisanter gewordenen Tabellensituation. Ingolstadt holt einen Punkt bei Spitzenreiter Aue, Düsseldorf gewinnt im Kellerduell gegen Karlsruhe und zieht an Union vorbei – das Eis zur Abstiegsregion, beginnend mit Relegationsplatz 16, ist auf magere zwei Pünktchen geschmolzen. Es ist wie immer in dieser Saison: Alle Heimspiele wieder steht Union unter erhöhtem Druck. Und bislang hat das Team von Trainer Uwe Neuhaus diesen Situationen Stand gehalten. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mit Druck ganz gut umgehen kann“, sagte Neuhaus: „Sie setzt den Druck jedenfalls nicht so um, dass er zu Misserfolg führt.“

Die vergangenen Wochen bestätigen die Einschätzung des Trainers. Am 4. Spieltag wurde mit einem 1:1 gegen den Lokalrivalen Hertha BSC ein kompletter Fehlstart verhindert – dank großem Kampf. Als es eine Woche später galt, das 1:4-Debakel in Osnabrück vergessen zu machen, folgte der erste Saisonsieg gegen Duisburg – nach der zu diesem Zeitpunkt spielerisch besten Leistung.

Die Mannschaft ist zusammengewachsen

„Wir sind natürlich auch gegen Bochum optimistisch. Weil wir als Mannschaft gefestigt sind“, will Linksverteidiger Patrick Kohlmann das Fehlen der Verletzten schon im Vorfeld nicht als Alibi für eine mögliche Pleite gegen den Bundesliga-Absteiger gelten lassen. Denn auch trotz immer neuer Schwierigkeiten zogen sich die Unioner immer wieder selbst aus dem Tal der Tränen. John Jairo Mosquera beendet gegen Sensationsaufsteiger Aue seine Torflaute nach neun Monaten – 1:1. Die unglückliche Niederlage in Augsburg konterte Union mit dem Sieg in Bielefeld – dank eines Karim Benyamina, der seinen Torinstinkt wiedergefunden hatte und sich auch bei seinem Last-Minute-Siegtreffer gegen Oberhausen eine Woche später hellwach präsentierte. Ganz nebenbei hatte die Mannschaft den Torwartwechsel vom schwächelnden Jan Glinker zu Marcel Höttecke weggesteckt. Dass Glinker für den verletzten Höttecke (Muskelfaserriss) wieder ins Union-Tor zurückkehrt, betrachtet man an der Alten Försterei als eine neue Herausforderung. Viel wird davon abhängen, wie die langjährige Nummer eins ihre Degradierung vor vier Wochen verkraftet hat.

„Wir dürfen, können und werden wieder beweisen, dass wir zu Hause leidenschaftlichen Fußball zeigen“, gibt sich Teammanager Beeck mit einer Mischung aus Sarkasmus und Vertrauen in die Mannschaft kämpferisch. Auch er hat diesen bedingungslosen Einsatz beim Sieg gegen Düsseldorf noch gut in Erinnerung. Nicht weniger wird gegen Bochum verlangt. „Bei uns zu Hause brennt ohnehin die Luft. Das gibt allen, die spielen, den letzten Kick“, kündigte Benyamina den Bochumern einen heißen Empfang an: „Es scheint, dass wir hier zu ganz besonderen Leistungen fähig sind.“ Bochums Trainer Friedhelm Funkel warnt die Seinen schon seit mehreren Tagen vor Schönspielerei: „Damit gewinnt man die wenigsten Spiele in einer Saison.“

Genug Beispiele, die belegen, dass der Union-Jahrgang 2010/11 mit Drucksituationen umgehen kann, ja, diese sogar für sich zu nutzen weiß, gibt es jedenfalls. Auch wenn sich die Mannschaft sicherlich einen entspannteren Saisonverlauf gewünscht hätte. Der Schluss, Union brauche den Druck, um die besten Leistungen abrufen zu können, liegt nahe. Dem widerspricht Kohlmann stellvertretend für das gesamte Team: „Also ich brauche den Druck ganz bestimmt nicht.“ Ein Sieg gegen den VfL Bochum – und die so äußerst angespannte Lage wäre Schnee von gestern.