Zweite Liga

Torwart Höttecke sorgt für Unruhe bei Union

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Michael Färber

Foto: picture alliance / ZB

Eigentlich ist Marcel Höttecke verletzt. Eigentlich soll der 23-Jährige pausieren. Doch der Torhüter kündigte an, bereits am Montag wieder zwischen den Pfosten zu stehen. Sehr zum Unwillen von Trainer Neuhaus.

Ignoranz, Überschätzung oder doch pure Verzweiflung? Was mag der Grund dafür gewesen sein, dass Marcel Höttecke die Mitteilung seines Klubs, er würde wegen eines Muskelfaserrisses bis Jahresende ausfallen, mit der Ankündigung konterkariert, am Montag gegen den VfL Bochum doch zwischen den Pfosten zu stehen? Vier Wochen nach dem Wechsel von Jan Glinker zu Höttecke hat der 1. FC Union erneut ein Torwartproblem. Nur: Diesmal ist es hausgemacht.

Unruhe, genau das ist es, was der Fußball-Zweitligist im Hinrunden-Finale gar nicht gebrauchen kann. Zumal der Abstand zu Relegationsplatz 16 inzwischen auf magere zwei Zähler geschrumpft ist. Entsprechend gereizt reagierte Trainer Uwe Neuhaus auf die Situation: „Wenn unser Vereinsarzt sagt, er hat einen Muskelfaserriss, dann ist das auch so.“ Höttecke sieht das anders, spricht davon, dass die genaue Diagnose trotz einer MRT-Untersuchung noch gar nicht feststehe.

Ignoriert der 23-Jährige seine Blessur einfach? Unwahrscheinlich, denn dass der Ex-Dortmunder, den schon vergangene Woche Adduktorenprobleme geplagt hatten, immer noch nicht hundertprozentig fit ist, ist spätestens seit Donnerstag klar. Während die Mannschaft, vom frühzeitigen Wintereinbruch getrieben, die Flucht in die wärmere Ballsporthalle Hämmerlingstraße gesucht hat, um vernünftig trainieren zu können, war von Höttecke nichts zu sehen. Er ließ sich von der medizinischen Abteilung der Köpenicker behandeln, das Risiko einer langfristigen Verletzung ist schlicht zu groß. Stattdessen mühten sich Jan Glinker, der gegen Bochum im Tor stehen wird, und A-Junioren-Torwart Kilian Pruschke als Glinkers Ersatzmann unter dem Hallendach.

Oder glaubt Höttecke, dass er der Mannschaft auch dann einen guten Dienst erweisen könnte, wenn er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte im Tor steht? Dass es der 1,99-Meter-Mann mit seinem Ehrgeiz zuweilen übertreibt, ist seit seinem Wechsel zu Union im Sommer bekannt. Vollmundig hatte er erklärt, er sei nicht gekommen, um sich auf die Bank zu setzen – und fand sich genau dort wieder. Jetzt, da er sein Ziel, Glinker zu verdrängen, zumindest für die vergangenen vier Spiele erreicht hatte, sieht Höttecke sein primäres Vorhaben erfüllt. Und scheint sich eingedenk der Tatsache, dass man im Tor das Personal eher selten wechselt, sicher, die Position auch behalten zu dürfen.

Oder etwa doch nicht? Hötteckes Worte, er habe „das Vertrauen des Trainers“, klingen doch eher wie der verzweifelte Versuch, an dem festzuhalten, was ihm in den vergangenen Wochen widerfahren ist: nämlich die Mannschaft hinter dem Kapitän aufs Spielfeld zu führen. Dass er mit diesem Nebenkriegsschauplatz weder sich noch seinen Mitspielern einen Gefallen tut, scheint Höttecke dabei zu übersehen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass solche Spielchen mit dem Trainer nicht zu machen sind. Die Gefahr, dass sich Höttecke damit mehr verbaut, als dass er sich einen Gefallen tut, ist groß.

Klar ist: Unterlaufen Jan Glinker bei seiner Rückkehr keine gravierenden Fehler, kann sich Trainer Neuhaus mit dem Trainingsstart zur Rückrunde am 28. Dezember auf ein heißes Torwartduell um die Nummer eins freuen. Ansonsten droht Union ein chronisches Torwartproblem, das das Ziel der Saison ernsthaft gefährden kann: den Klassenhalt.