1. FC Union

Glinker darf für drei Spiele wieder ins Tor

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Marcel Stein

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Der 1. FC Union muss nach Torsten Mattuschka schon wieder auf einen Spieler verzichten. Nachdem sich Marcel Höttecke einen Muskelfaserriss zugezogen hat, steht für ihn nun Jan Glinker im Tor.

Dass etwas nicht in Ordnung ist, hatte sich schon länger angedeutet. In Ingolstadt war Torhüter Marcel Höttecke nicht in der Lage gewesen, die Abstöße des 1.FC Union selbst auszuführen. Einen Tag später musste er zur genauen Untersuchung, einen weiteren Tag später erhielt der Fußballklub aus der Zweiten Liga die Diagnose, die ungeplante Veränderungen nach sich zieht. Denn Höttecke wird vorerst nicht mehr im Tor der Berliner stehen, aufgrund eines Muskelfaserrisses im rechten Oberschenkel rückt am Montag im Heimspiel gegen den VfL Bochum Jan Glinker zwischen die Pfosten.

Mit Verletzungspech kennen sich die Köpenicker ziemlich gut aus. „Es ist brutal, was derzeit bei uns passiert“, sagt Teammanager Christian Beeck. Insgesamt acht Spieler, die meisten davon Stammkräfte, werden am Montag wohl fehlen; nur einer davon, Christoph Menz, ist Gelb-gesperrt. Hötteckes Ausfall allerdings, der 23-Jährige kehrt in den drei Spielen der Hinrunde wohl nicht mehr in die Mannschaft zurück, führt zu einer ganz besonderen Situation bei Union. Denn der erst vor wenigen Wochen degradierte Stammtorhüter Glinker erlebt nun ein unverhofftes Comeback.

Keeper sagt kein Wort zuviel

Er geht es vorsichtig an. „Ich sage dazu nichts“, das ist alles, was der 26-Jährige sagt. Er hat vor, dass bis zum Spiel durchzuziehen. „Diese Woche gebe ich keine Interviews“, so Glinker. Der Torhüter will in Ruhe arbeiten, sich nicht ablenken lassen. Denn er weiß, wie groß der Druck sein wird, den er mit in die Partie nimmt. In seinen bis dahin letzten Pflichtspielen unterliefen ihm drei schwere Fehler, die alle zu Gegentoren führten und letztlich dazu, dass der Torhüter seinen Stammplatz nach fünf Jahren als Nummer eins bei den Köpenickern verlor.

Vier Partien musste sich Glinker von der Bank aus ansehen; er sah auch, dass Höttecke eine sehr gute Figur machte im Union-Tor. Lange hatte der Zugang von Borussia Dortmund II gebraucht, um sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Er gab sich verschlossen, fühlte sich nicht besonders wohl dabei, erstmals so weit weg von Zuhause zu sein. Zumal er nach zwei Patzern sportlich bereits während der Vorbereitung abgemeldet war, was zwar seinen Ehrgeiz weckte, ihn aber verkrampfen ließ.

Offenbar aber hinterließ die schwierige Situation des Vereins auch bei Konkurrent Glinker einige Spuren. Die lange Phase des Misserfolgs und der immer präsenter werdende Abstiegskampf mündeten in Unsicherheiten. Trainer Uwe Neuhaus machte sich die Entscheidung dennoch nicht leicht, wartete lange, bis er auf Glinker verzichtete. Für den Torhüter eine ganz neue Erfahrung bei Union, eine, die nicht leicht zu verarbeiten ist. „Man sieht, dass die Enttäuschung ganz tief in den Knochen steckt“, sagte Neuhaus damals.

Seinen Frust setzte Glinker auf dem Trainingsplatz zwar in Energie um, doch Höttecke bot keine Angriffsfläche, nachdem er den Platz im Union-Tor erobert hatte. Er blühte auf, seine Verkrampfung löste sich, der Trainer lobte ihn, weil er „mit Ausstrahlung und ohne Unsicherheiten“ hielt. Bis zur Winterpause war Höttecke in jedem Fall gesetzt, seit er in die Startaufstellung gerückt ist. Nach den Leistungen zuletzt wahrscheinlich sogar darüber hinaus.

Doch das ist nun hinfällig. Das emotionale Auf und Ab geht weiter, für beide Torhüter. Der sensible Marcel Höttecke muss einen Rückschlag verkraften, der seine gerade erst erarbeitete Position erheblich gefährden kann. Viel dümmer hätte es kaum laufen können für ihn. Jan Glinker erhält eine neue Chance, sich seinen alten Platz zurückzuholen, die eigentlich nicht vorgesehen war. Gleichzeitig weiß er, dass er sich nicht den kleinsten Fehler erlauben darf. Für Glinker werden die letzten drei Partien der Hinrunde drei Spiele auf Bewährung. Psychisch eine nicht minder große Belastung. Zumal sich an der Situation des Klubs noch immer nichts geändert hat. Union kämpft gegen den Abstieg. Daher ist gut nachzuvollziehen, dass Glinker es gerade nicht als angebracht empfindet, große Worte zu verlieren. Sie würden ihm ohnehin nicht helfen.