Wenn die Niederlage beim Vorletzten der Zweiten Liga dem 1. FC Union etwas gebracht hat, dann folgende Erkenntnis. Ohne Torsten Mattuschka geht es derzeit nicht. Die 90 Minuten im Ingolstädter Sportpark haben offenbart, wie wichtig der Kapitän für die Köpenicker Kicker ist. Ohne ihn fehlte in der Schaltzentrale der Berliner die ordnende Hand, jemand, der in brenzligen Situationen auch einmal Ruhe ins Spiel bringt.
Für Uwe Neuhaus, Unions Trainer, gilt es nun, so schnell wie möglich eine funktionierende Lösung zu finden. Denn Mattuschka wird entgegen ersten Hoffnungen länger fehlen als vermutet. Und nach der verpassten Chance, sich im Mittelfeld der Liga weiter einzunisten, steht Union wieder mitten im Abstiegskampf und hat mit Bochum und Karlsruhe zu Hause sowie dazwischen auswärts in Cottbus ein höchst anspruchsvolles Hinrunden-Restprogramm vor der Brust. „Ob es für Mattuschka für die Partie gegen Bochum am kommenden Montag reicht, ist unklar“, sagte Neuhaus gestern. Wenn also nicht gegen den Bundesliga-Absteiger, dann eine Woche später bei Energie Cottbus, Mattuschkas ehemaligem Klub? „Wenn überhaupt“, so Neuhaus weiter. Mit anderen Worten: Union wird auf seinen Kapitän mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bis zum Jahresende verzichten müssen. Ein Ausfall, der – siehe Ingolstadt – nicht zu kompensieren ist.
Seit vergangener Woche ist Mattuschka wegen einer Virusinfektion im Krankenhaus, steht täglich im Kontakt mit seinem Trainer und seinen Mitspielern. „Wir telefonieren jeden Tag mit ihm und drücken ihm die Daumen, dass er schnell wieder fit ist“, sagte Linksverteidiger Patrick Kohlmann. Im Laufe der nächsten Tage will die Mannschaft ihren Spielführer auch besuchen in der Hoffnung, den Heilungsprozess damit beschleunigen zu können. Für die Partie in Ingolstadt hatte er seinen Teamkollegen viel Glück gewünscht – es half nicht. Auch Trainer Neuhaus telefoniert „fast täglich“ mit Mattuschka, um sich über den Gesundheitszustand zu informieren. An Fußball sei derzeit nicht zu denken, „er bekommt starke Antibiotika“. Was wie ein harmloser Infekt begann, hat sich durch eine kleine Wunde am Fuß zur größeren Infektion mit Fieber um 38 Grad ausgeweitet. Selbst Mattuschka weiß nicht, ob er noch mit einem Einsatz in diesem Jahr rechnen kann. Seine Hoffnung, nicht länger als eine Woche auszufallen, wird sich aber offenbar nicht erfüllen.
Es ist nicht nur das Auskurieren der entzündeten Stelle. „Das Zeug ist ja dann noch zwei, drei Wochen in seinem Körper“, erklärte Neuhaus. Jenes „Zeug“ sind die antibiotischen Medikamente, denen sich der Körper nur Schritt für Schritt wieder entledigt. Und die natürlich eine erhebliche Schwächung der physischen Konstitution nach sich ziehen. Soll heißen: Selbst wenn Mattuschka das Krankenhaus wieder verlassen kann, braucht es noch Wochen, bis er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist und der Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt helfen kann.
„Wir können dann die Belastungen im Training nur langsam steigern“, sagte Neuhaus. Und das Risiko, seinen Kapitän aus der Not heraus dann schon wieder früher einzusetzen, zum Beispiel im Hinrunden-Finale am 20. Dezember gegen den Karlsruher SC, wird der Trainer nicht eingehen. Dafür ist Mattuschka zu wichtig für das Spiel der Köpenicker und das Risiko viel zu groß, dass er sich gleich wieder verletzten könnte und dann vielleicht noch länger ausfällt. „Er ist unser Kapitän, ein Führungsspieler“, unterstrich Kohlmann die Wichtigkeit des 30-Jährigen. Offensivmann Kenan Sahin sagt sogar: „Mit Mattuschka fehlt der Kopf der Mannschaft.“
Der Ausfall Mattuschkas ist der Tiefpunkt einer Union-Hinrunde, die von Verletzungen nur so übersät ist. Denn auch Santi Kolk, ein potenzieller Mattuschka-Ersatz, fällt wegen einer Einblutung in der Wade ebenso bis zum Ende der Hinrunde aus wie Innenverteidiger Ahmed Madouni, Michael Parensen (beide Innenbandanriss im linken Knie) sowie vermutlich auch Björn Brunnemann (Muskelfaserriss). Eine solche Verletzung wie die Mattuschkas hat Trainer Neuhaus in seiner Karriere jedoch „noch nicht erlebt“.