Ausgerechnet der FC Ingolstadt. Und ausgerechnet jetzt. Kaum ein Gegner könnte momentan für den 1. FC Union unbequemer sein als der Tabellenvorletzte. Jetzt, da der Aufsteiger aus Bayern mit seinem neuen Trainer Benno Möhlmann und dem Sieg beim VfL Bochum im Rücken neue Hoffnung hat, während die Berliner stark ersatzgeschwächt an die Donau reisen mussten. Begriffe wie „Herausforderung“ oder „anspruchsvolle Aufgabe“ machen die Runde im Lager der Unioner, die sich nach zuletzt drei Siegen in vier Spielen im Abstiegskampf immer noch nicht auf der sicheren Seite sehen. Weil sie es einfach noch nicht dürfen. In unserem Ticker können Sie das Spiel live mitverfolgen .
„Wir befinden uns immer noch im Abstiegskampf“, machte Christian Beeck, Unions Teammanager, noch einmal deutlich. Nicht zuletzt durch den Sieg der Düsseldorfer in Bielefeld am Freitagabend sei die Partie im Ingolstädter Sportpark „elementar wichtig“. Es gilt, die Fortuna weiter auf Distanz zu halten, den Abstand zu den beiden Abstiegsplätzen weiter zu vergrößern – und ganz nebenbei die Position im Mittelfeld zu festigen. Denn nach der Niederlage von Alemannia Aachen gegen den FC Augsburg (1:3) winkt den Unionern sogar Rang zehn – vor wenigen Wochen wäre das noch undenkbar gewesen.
Dass Union – trotz der Ausfälle der drei Stammkräfte Torsten Mattuschka, Dominic Peitz und Ahmed Madouni – dazu in der Lage ist, hat die Mannschaft in den vergangenen Wochen bewiesen. Egal wer auf dem Platz stand, es wurde gelaufen, gegrätscht und gekämpft bis zur totalen Erschöpfung. Kurzum: Die Neuhaus-Schützlinge haben begriffen, wie Abstiegskampf funktioniert. „Diesen Kampf müssen wir auch in Ingolstadt annehmen“, fordert Teammanager Beeck.
Sicher wird man von den Unionern auch in Ingolstadt nicht erwarten können, dass sie den Gegner nun an die Wand spielen. Doch man habe genug gute Spieler, um die Ausfälle zu kompensieren, stärkte Peitz den Akteuren aus der zweiten Reihe den Rücken. „Wie wir das immer wieder wegstecken, ist schon hervorragend“, glaubt der Gelb-gesperrte Mittelfeldspieler, dass seine Teamkollegen auch in Ingolstadt punkten werden. Dieser Zusammenhalt, den die Mannschaft immer wieder im Spiel oder auch im Training präsentiert, ist ein nicht hoch genug einzuordnender Trumpf im Kampf um den Klassenerhalt.
„Jeder hat definitiv begriffen, worum es geht“, sagt Mattuschka. Wie lange der Kapitän den Unionern fehlen wird, ist jedoch unklar. Sein fiebriger Infekt, der durch eine Entzündung am Bein noch verstärkt wurde, ist schlimmer als zunächst angenommen. Erst eine Untersuchung des Blutbildes gab Aufschluss über die Schwere der Infektion. Ob Matuschka rechtzeitig zum kommenden Heimspiel am 6. Dezember gegen den Bundesliga-Absteiger VfL Bochum wieder fit wird, muss zumindest zum jetzigen Zeitpunkt bezweifelt werden.
Beim heutigen Gegner wird das Fehlen des Union-Spielführers nicht unbedingt als Schwächung ausgelegt. Mattuschka sei ein enorm wichtiger Spieler, sagte Benno Möhlmann, der neue Coach der Schanzer, zwar: „Seine Abwesenheit wird die Spielweise von Union allerdings unberechenbarer machen. Und das macht die Aufgabe nicht leichter für uns.“ Die Rolle des Favoriten schiebt der FC-Trainer ohne Zweifel den Berlinern zu.
Also: Was ist möglich für die Unioner in Ingolstadt? „Grundsätzlich alles. Denn in dieser Zweiten Liga ist jedes Spiel schwer. Jeder kann jeden schlagen“, sagt Trainer Neuhaus in seinem gewohnt zurückhaltenden Duktus. Und warnt sogleich eindringlich davor, jetzt, im Hinrunden-Endspurt, auch nur einen Deut nachzulassen. „Das 4:1 der Ingolstädter in Bochum war schon ein außerordentliches Ausrufezeichen, allein schon wegen der Höhe des Ergebnisses. Sie werden jetzt sicherlich versuchen, uns wieder mit reinzureißen“, sagte der Coach. Unions Abstiegskämpfer sind heute aufgefordert, genau dies zu verhindern.