Berlin vs. Ingolstadt

Union hat sich Niederlage selbst zuzuschreiben

| Lesedauer: 4 Minuten

Foto: dpa / dpa/DPA

Union Berlin musste ohne die Mittelachse Ahmed Madouni/Dominic Peitz/Torsten Mattuschka gegen Ingolstadt antreten - und kam so nicht gegen den Gegner an. Die Niederlage war schließlich verdient.

Frank Willenborg war Sonntagnachmittag ein gefragter Mann im Ingolstädter Sportpark. Vor allem bei den Gästen vom 1. FC Union. Und sicherlich nicht deshalb, weil sie dem Unparteiischen aus Osnabrück einen schönen ersten Advent wünschen wollten. Nicht nur die Spieler, auch Trainer Uwe Neuhaus – sonst eher ein besonnener Vertreter seiner Zunft – suchten das Gespräch mit dem Schiedsrichter. Alle hofften von Willenborg eine Antwort auf die Frage zu bekommen, warum er in der 86. Minute auf Freistoß für den FC Ingolstadt entschieden hatte – jenen Freistoß, der das 0:1 (0:0) des Berliner Fußball-Zweitligisten beim Vorletzten besiegeln sollte. Die Mühe war natürlich ebenso vergeblich wie unverständlich. Denn dass die Unioner als Verlierer vom Platz gingen, hatten sie sich selbst zuzuschreiben.

„Der Freistoß war sicherlich keiner, insofern hatte der Schiedsrichter schon großen Anteil daran, dass wir noch dieses Tor kassieren“, kommentierte Neuhaus die spielentscheidende Szene. Ein Zweikampf zwischen John Jairo Mosquera und dem Ingolstädter Tobias Fink wurde auf Unions rechter Seite abgepfiffen. Mosqueras Bein war hoch zum Ball, der Kopf von Fink entsprechend runter gegangen – für Schiedsrichter Willenborg eine Regelwidrigkeit, die Neuhaus später so erklärte: „Er schießt ihm aus halber Höhe den Ball unter die Nase.“ Die Schuld, dass der anschließende Freistoß von Stefan Leitl ohne die Berührung eines Spielers – Union-Verteidiger Christian Stuff segelte sogar unter dem Ball hindurch – ins Tor flog, lässt sich jedoch nicht beim Schiedsrichter suchen. Auch nicht bei Torwart Marcel Höttecke, der „uns mehrfach im Spiel gehalten hat“, so Neuhaus. Es war schlicht mangelhaftes Defensivverhalten, das Union um den Zähler gebracht hatte, mit dem man schon zufrieden gewesen wäre angesichts der personellen Probleme.

Die große Frage war: Wie verkraftet der Tabellen-13. aus Berlin den Ausfall der Mittelachse Ahmed Madouni/Dominic Peitz/Torsten Mattuschka? Die ernüchternde Antwort: so gut wie gar nicht. Bernd Rauw als Madouni-Ersatz leistete sich zahlreiche Unsicherheiten mit dem Tiefpunkt in der 77. Minute: Statt den Ball einfach nur klärend aus dem Strafraum zu prügeln, vertändelte er das Spielgerät; Leitl bedankte sich mit einem Schuss, den Höttecke glänzend parierte. Daniel Göhlert wirkte auf der Peitz-Position im defensiven Mittelfeld überfordert. Und von Jerome Polenz ging hinter den Spitzen so gut wie keine Offensiventlastung aus. Überhaupt Polenz: Dass er die Mattuschka-Rolle übernehmen musste und nicht Kenan Sahin, überraschte. Neuhaus begründete die Maßnahme damit, dass ein paar gute Trainingseindrücke nicht ausreichen würden, um ins Team zu kommen.

„Es ist, was den Zeitpunkt des Gegentores betrifft, eine bittere Niederlage, aber sie ist auf keinen Fall unverdient. Ingolstadt hat einfach mehr investiert, und wir hatten große Probleme in der Defensive“, bilanzierte Neuhaus. Knapp 30 Minuten tat sich vor 5500 Zuschauern wenig bis gar nichts. Einzig, dass Unions Rechtsverteidiger Christoph Menz die fünfte Gelbe Karte kassierte und damit für das kommende Heimspiel am 6. Dezember gegen Bundesliga-Absteiger VfL Bochum gesperrt ist, war erwähnenswert. Nach Leitls Alleingang in der 29. Minute, den Höttecke mit toller Fußabwehr entschärfte, übernahm Ingolstadt jedoch das Kommando. Finks verunglückte Flanke an den Innenpfosten (36.), erneut Höttecke und der Pfosten nach einem Zehn-Meter-Schuss von Moritz Hartmann (41.) – niemand im Union-Lager hätte sich über einen Rückstand beschweren dürfen.

Immerhin konnten die Berliner die Partie nach der Pause ein wenig ausgeglichener gestalten, was sich auch in Chancen niederschlug: Karim Benyamina, am Sonntag Kapitän, traf aber nur Latte (54.) und Pfosten (74.). Am Ende musste auch der algerische Nationalspieler konstatieren: „Wir haben nicht unverdient verloren.“ Am Schiedsrichter hat dies nicht gelegen.

( BMO )