Einen kleinen Scherz mochte er sich dann doch nicht verkneifen. „Der Trainer hat Geburtstag, da wären drei Punkte sehr sinnvoll für die Mannschaft“, sagte Uwe Neuhaus, Trainer des 1. FC Union, am Freitag also. Doch Neuhaus wäre auch mit nun 51 Jahren nicht Neuhaus, wenn er nicht sogleich Entwarnung geben würde: „Das war keine Drohung.“
Eine Drohung sicherlich nicht, eine unmissverständliche Aufforderung an seine Mannschaft, am Sonntag beim FC Ingolstadt (13.30 Uhr, Sky live und im Live-Ticker von Morgenpost Online ) etwas Zählbares, sprich Punkte, mit nach Köpenick zu bringen, schon – trotz der angespannten personellen Situation. Es gilt, gleich drei Stammkräfte zu ersetzen: Dominic Peitz ist Gelb-gesperrt, Ahmed Madouni setzt ein Innenbandanriss im Knie außer Gefecht, und Torsten Mattuschka fehlt wegen eines fiebrigen Infekts in Folge einer Entzündung am Bein, die inzwischen antibiotisch behandelt wird. Nun, so der Coach, sei die Zeit, in der die Spieler aus der zweiten Reihe „die Möglichkeit haben zu zeigen, was sie drauf haben“.
Die Personalie, die dem Trainer scheinbar kein Kopfzerbrechen bereitet, ist die in der Innenverteidigung. Daniel Göhlert, der wohl auch die Kapitänsbinde übernehmen wird, ersetzt Madouni, so wie er es schon in den Wochen zuvor getan hatte. Und das mehr als nur im Stile eines Reservisten. Doch Göhlert ist auch ein Kandidat für die Position von Abräumer Peitz vor der Abwehr. Für ihn könnte dann Bernd Rauw in die Abwehrkette rücken. Eine durchaus denkbare Variante, zumal Unions zweiter echter Sechser, Macchambes Younga-Mouhani, zuletzt sein Dasein auf der Tribüne fristete. Eine Rückkehr direkt in die Startelf käme bei Neuhaus einer Revolution gleich.
Entwarnung bei Torwart Höttecke
Bleibt eine richtig schwere Entscheidung: Wer ersetzt Kapitän Mattuschka? Der Kandidat aus der zweiten Garde, der sich am meisten Hoffnungen auf einen Einsatz von Beginn an machen kann, ist Kenan Sahin. „Er ist eine Alternative“, bestätigte Neuhaus. Und vergaß dabei natürlich nicht, sein – nennen wir es – angespanntes Verhältnis zum Offensivmann erneut darzulegen. „Er ist Profi genug, um zu erkennen, wenn sich ihm eine Chance bietet“, sagte Neuhaus: „Wenn er das jetzt nicht erkannt hat, dann kann ihm keiner mehr helfen.“ So genannte letzte Chancen für einen Spieler kamen auch schon mal herzlicher rüber. Sahins Trainingsleistungen, für den Trainer einziges Kriterium für eine Berücksichtigung, seien wie eine Achterbahnfahrt. Nun habe der gelernte Stürmer die Möglichkeit, „das Pendel wieder zur anderen Seite ausschlagen zu lassen“.
Eine Systemveränderung, die das Fehlen des Mittelfeldregisseurs kompensieren könnte, schloss Neuhaus hingegen aus: „Ich bin ja bekannt dafür, dass ich nach erfolgreichen Spielen nicht so viel verändere.“ Es habe der Mannschaft gut getan, dass stets im 4-4-2 mit einem Abräumer vor der Abwehr gespielt wurde. Drei Siege in den vergangenen vier Partien unterstreichen das deutlich.
Leichte Entwarnung gab es immerhin auf der Torhüterposition. So konnte Marcel Höttecke am Freitag voll mittrainieren, trotz seiner Adduktorenprobleme. „Er hat ja in den vergangenen Wochen durchtrainiert. Da war es nicht so schlimm, dass er jetzt zweimal kürzer treten musste“, sagte Uwe Neuhaus. Nichtsdestotrotz wurde für den A-Junioren-Torwart Kilian Pruschke, der bei einem Ausfall Hötteckes als Ersatzmann mit nach Ingostadt reisen würde, eine Spielgenehmigung beantragt. Sicher ist sicher.
Egal, wen Neuhaus im Ingolstädter Sportpark aufstellen wird, er wird vollen Einsatz verlangen. Zumindest darauf hat sich der Coach immer verlassen können. „Uns hat in der Vergangenheit immer unser Teamgeist ausgezeichnet, auch wenn uns das Wasser tabellarisch oder so wie jetzt personell bis zum Halse gestanden hat“, erklärte Neuhaus.