Zweite Liga

Trainer Neuhaus hat die Union-Stammelf gefunden

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Martin Kleinemas

Bei Union greifen die Rädchen endlich ineinander: Nach zwei Siegen in Folge kristallisiert sich ein Team heraus, das der Trainer erst einmal nicht mehr verändern möchte.

Wer als Rheinländer nach Berlin zieht, hat es zumindest einmal im Jahr ganz schwer. Nämlich dann, wenn die Karnevalszeit vor der Tür steht und der geneigte Jeck jedes Jahr aufs Neue feststellen muss, dass die Hauptstadt zwar größer und schöner ist als zum Beispiel Köln, im Hinblick auf den Karneval aber noch meilenweit hinterherhinkt. Auch beim 1. FC Union nahmen sie am Donnerstag keine Rücksicht und hielten ihre wöchentliche Spieltagskonferenz ausgerechnet am Elften im Elften ab, und dann auch noch um 11 Uhr - zu der Zeit also, da in Köln und den anderen Hochburgen längst das öffentliche Leben zum Erliegen kommt und die fünfte Jahreszeit eröffnet wird. Immerhin gab es zum Abschluss dann für alle die traditionellen Pfannkuchen, und langsam breitete sich im Mediencontainer dann auch so etwas wie Frohsinn aus.

Den haben sich allerdings vor allem die Spieler aus Köpenick verdient. Nicht nur, dass sich die Mannschaft von Trainer Uwe Neuhaus mit zwei Siegen in Folge ein wenig Luft im Abstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga verschafft hat. Langsam kristallisiert sich da ein Team heraus, von dem der Trainer sagt: "Ich habe eigentlich keine Veranlassung, etwas zu verändern." Sprich: Im Spiel beim FSV Frankfurt am Sonnabend (13 Uhr) wird er aller Voraussicht nach zum fünften Mal in Folge mit der gleichen Elf beginnen - sieht man davon ab, dass in der Zwischenzeit Marcell Höttecke den Platz im Tor von Jan Glinker übernommen hat. Die neue Konstanz freut auch Neuhaus: "Ich finde das sehr wichtig, die vielen Wechsel tun einer Mannschaft nie gut, das bewahrheitet sich immer wieder."

Tatsächlich musste der 50-Jährige in den ersten Saisonspielen ständig etwas ändern. Zuerst stellte er auf ein System mit zwei Stürmern um, dann plagten ihn Verletzungssorgen. Die Lücken füllten in der Zwischenzeit verdiente Unioner wie Christoph Menz als rechter Verteidiger, Daniel Göhlert und Christian Stuff in der Innenverteidigung. So ist - zusammen mit Patrick Kohlmann - wieder die Verteidigung aus der Aufstiegssaison zusammen. "Wir haben in den letzten Wochen eine Mannschaft gesehen, in der langsam ein Rädchen in das andere greift", sagt Neuhaus. Interessant dabei ist, dass sich - wie eben in der Defensive - auf allen Posten langsam wieder verdiente Unioner durchgesetzt haben. "Anfang der Saison haben wir versucht, die Zugänge zu integrieren. Jetzt greifen wir wieder auf Altbewährtes zurück."

Parensen muss wieder pausieren

Sicher, ein Ahmed Madouni ist genauso angeschlagen wie Santi Kolk und hat deshalb auch kaum Chancen, sich derzeit wieder in den Vordergrund zu spielen. Doch Neuhaus ist nicht dafür bekannt, eine erfolgreiche Mannschaft auseinanderzureißen, nur weil sich ein Verletzter wieder zurückmeldet. Einzig Michael Parensen genießt diesen Status, doch der Mittelfeldstratege muss nach seiner Knieverletzung (Innenbandriss) diese Woche wieder beim Mannschaftstraining aussetzen. Wann er zurückkommt, ist vollkommen ungewiss. "Wir sollten ihn jetzt nicht mit einem Zeitplan unter Druck setzten, das macht er schon selbst genug. Seine Gesundheit hat jetzt Vorrang", betont Neuhaus, der seine Mannschaft vor dem Spiel beim FSV vor Übermut warnt. Man habe die Siege genossen und im Training dennoch weiter konzentriert gearbeitet. "Wir müssen auf der Hut sein", sagt Neuhaus. Oder, wie es Santi Kolk formuliert, der zumindest auf einen Einsatz als Edel-Joker hofft: "Nur weil wir jetzt zweimal gewonnen haben, dürfen wir nicht glauben, dass jetzt alles von alleine geht", sagt der 29-Jährige. Bei einer Niederlage, das wissen sie bei Union, wäre es mit dem neuen Frohsinn wohl ganz schnell wieder vorbei. Schon lange vor Aschermittwoch.