Die Aussage des Tages liegt oft im Detail versteckt. Da wurde Uwe Neuhaus am Freitag gefragt, wie es um Christoph Haker, den derzeit dritten Torhüter des 1. FC Union, bestellt sei. "Er ist auf einem guten Weg, aber noch ein kleines Stückchen hinten dran. Er hat aber perspektivisch gute Chancen", sagte Neuhaus also. So weit so gut. Doch als der Trainer dann nach dem Zeitrahmen gefragt wurde, in dem der 19-Jährige von der U 23 an die erste Mannschaft herangeführt werden sollte, sagte er: "Ein paar Jahre sollten wir uns damit nicht Zeit lassen." Heißt: Dafür ist Haker zu gut, mindestens zur Nummer zwei wird es bald reichen.
Für seine etablierten Torhüter Jan Glinker, nominell die Nummer eins, und Marcell Höttecke muss das wie eine Kampfansage klingen. Auch am Freitag wollte sich Neuhaus nicht festlegen, ob Jan Glinker nach seinen zuletzt drei schweren Patzern wieder im Tor steht, oder ob vielleicht doch Marcell Höttecke seine erste richtige Chance in einem Pflichtspiel bekommt. Er werde die letzten Einheiten abwarten, ließ Neuhaus wissen. Seine Marschroute in dieser Woche ist klar: Er setzt seine Torhüter bis zur letzten Sekunde und noch konsequenter als zuvor unter Druck.
Hatte er sich vergangene Woche noch darauf beschränkt, drei Tore nebeneinander aufzubauen und Glinker, Höttecke und Haker parallel beim Torschusstraining zu testen, ließ er zumindest Glinker und Höttecke Anfang dieser Woche in einem direkten Duell mit gegenüberstehenden Toren antreten. Ein bisschen hat es den Anschein, als wolle der Trainer die Situation vom Beginn der Vorbereitung wieder herstellen. Damals sah sich der etablierte Glinker erstmals einem ernsthaften Konkurrenten gegenüber. Der Kampf habe ihn besser gemacht, gestand Glinker ein, nachdem er sich dann doch recht schnell gegen den Zugang aus Dortmund durchgesetzt hatte. Gut möglich, dass sich Glinker seiner Sache ein wenig zu sicher war und Neuhaus darum versucht, die alte Drucksituation wiederherzustellen.
Spiel mit dem Feuer
Doch ein bisschen spielt Neuhaus mit dem Feuer, solche Psychospielchen sind auf der Position des Torhüters eher unüblich. Zu sensibel reagieren viele Schlussleute, wenn sie nicht das totale Vertrauen spüren. So lässt das Vorgehen vermuten, dass Neuhaus längst für sich entschieden hat, dass Jan Glinker weiter im Tor stehen wird. Andernfalls hätte er seinen Ersatzmann, der seit Monaten keine Spielminute absolviert hat, ganz anders auf das Zusammenspiel mit der vor kurzem neu formierten Abwehr einstellen müssen.
Trotz der schwierigen Entscheidung dürfte Neuhaus froh sein, dass er überhaupt eine Wahl hat. Weil Ahmed Madouni weiter ausfällt, hat er die in der Abwehr nur bedingt. Auch ob Santi Kolk die Offensive unterstützen kann, ist fraglich. "Er macht gute Fortschritte, es bestehen Chancen für ihn", sagt Neuhaus. Für Torwart Christoph Haker gilt das noch kaum. Doch dass seine Person am Freitag überhaupt diskutiert wurde, zeigt, wie ernst es Neuhaus mit dem Thema Torhüter ist.