Der 1. FC Union in der Krise? Zumindest bei den Sponsoren ist das Vertrauen in den Berliner Zweitligisten intakt. Seit Mittwoch ist die Baumarktkette Hellweg neuester Geldgeber bei den Köpenickern. "Der 1. FC Union Berlin ist ein starker Partner mit inzwischen bundesweiter Ausstrahlung", begründete Gebietsleiter Karsten Grüneberg das Engagement. Auf Seiten der Unioner freute man sich vor allem darüber, "dass Hellweg sich mit seinem ersten Engagement im Fußball für Union entschieden hat", wie Geschäftsführer Oskar Kosche erklärte.
Ein kleiner Lichtblick also in der momentan wenig glänzenden Welt der Eisernen. "Alle im Verein leiden. Die Situation schlägt einem aufs Gemüt", sagte Unions Teammanager Christian Beeck angesichts der prekären sportlichen Lage. Sechs Punkte aus neun Spielen, Rang 15 in der Tabelle, seit 17 Partien auswärts nicht mehr gewonnen - und am Freitag wartet bei Arminia Bielefeld das Kellerduell gegen das Liga-Schlusslicht (18 Uhr, Sky live). Wo, wenn nicht dort, sollte Union seine schwarze Serie beenden? Was am Freitag zählt, sind Punkte, drei am Stück. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der zweite Saisonsieg würde die Wogen der vergangenen Tage ein wenig glätten. Er würde den Glauben von Trainer Uwe Neuhaus in sein kickendes Personal stützen, den Bock doch umstoßen zu können. Und zugleich das von Präsident Zingler in den Trainer gesetzte Vertrauen bestätigen.
Vor allem die Spieler müssen nachweisen, dass sie den Schock der Last-Minute-Niederlage von Augsburg verarbeitet haben. "Das ist natürlich erst einmal schwer gefallen. Aber die Art und Weise, wie wir in Augsburg gespielt haben, stimmte", sagte Trainer Uwe Neuhaus. "Diese Einstellung brauchen wir. In den acht Spielen bis zur Winterpause dürfen wir in dieser Beziehung keine Luft ranlassen." Worte, die man so oder ähnlich allerdings auch schon vor jenem 1:2 beim FCA vor einer Woche gehört hatte.
Und doch offenbart sich in den Trainingseinheiten vor dem Kellerduell eine Mannschaft, die die momentane Situation nur noch enger zusammenzuschweißen scheint. Laut Neuhaus "können die Eindrücke darauf schließen lassen", dass die Spieler das vergangene Wochenende abgehakt haben. Selbst Klubchef Zingler ist sich sicher: "Die Spieler schütteln das ab." Was soll er auch anderes versprühen als Optimismus, erst recht nach der Rückendeckung für Neuhaus, an der nach eigenem Bekunden auch eine Niederlage in Bielefeld nichts ändern wird.
So setzt man bei Union auf eine Trotzreaktion. "Wenn wir in Bielefeld genauso gut spielen, haben wir wieder die Chance, drei Punkte mitzunehmen. Das muss unser Ziel sein. Alles andere ist egal", sagt zum Beispiel Karim Benyamina. Christian Stuff fordert einen ähnlich couragierten Auftritt wie in Augsburg: "Dann werden wir die weghauen." Und Santi Kolk verlangt: "Wir brauchen drei Punkte, selbst wenn wir jetzt gegen den FC Bayern spielen müssten." Für den Holländer kommt ein Einsatz in Bielefeld aber noch zu früh, seine Wade spielt noch nicht mit. Auch Michael Parensen fehlt weiter. Bernd Rauw, Kenan Sahin und Björn Brunnemann sind zurück im Mannschaftstraining, auch Chinedu Ede (Knöchelprobleme) absolvierte das volle Programm.
Doch Neuhaus wäre nicht Neuhaus, wenn er nicht auch in einer solchen Situation vor dem Gegner warnen würde. "Dass die Arminia lebt, hat man zuletzt beim Spiel in München gesehen", sagt der Trainer. Wieder fallen Worte wie "Willen", der ausschlaggebend sei, oder "Nerven", die man im Griff haben müsse.
Im Griff hatten die Protagonisten übrigens die Eiche, die im Biergarten Hämmerlingstraße des Stadions an der Alten Försterei gepflanzt wurde, um den neuen Sponsorenvertrag zu besiegeln. Dass die Eiche jahrhundertelang als Symbol für Heldentum galt, mag für die Bielefeld-Partie als gutes Omen gelten.