Der 1. FC Union Berlin kommt in der 2. Fußball-Bundesliga nicht in Tritt und steckt weiter im Kampf um den Klassenerhalt. Gegen den SC Paderborn unterlag das Team von Trainer Uwe Neuhaus mit 0:2.
Beim 1. FC Union regiert die Tonlage moll. „Ich habe nie gesagt, dass wir raus sind aus dem Abstiegskampf“, sagte etwa Trainer Uwe Neuhaus. Torsten Mattuschka, der Kapitän der „Eisernen“, runzelte die Stirn: „Wir wussten auch vor diesem Spiel, dass wir bis zum Saisonende unten drin stecken werden.“ 0:2 (0:1) gegen den SC Paderborn – diese Heimniederlage hat dem 1. FC Union wehgetan. Eigentlich war es eine jener Partien gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, gegen den Union unbedingt gewinnen wollte. Am Ende stand nicht nur die zehnte Saisonniederlage, das Resultat vor 11.870 treuen Fans an der Alten Försterei ging am Sonntag auch völlig in Ordnung. Und niemand widersprach der Analyse von Andre Schubert, dem Paderborner Trainer: „Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann, dass wir ein oder zwei Tore zu wenig geschossen haben.“
Die Hausherren hatten bei schwierigen Bodenverhältnissen von Anfang keinen Zugriff auf das Spiel. Wenn man es sich einfach machen will, kann man die dritte Heimpleite der Saison auf Fehler reduzieren. Beim 0:1 darf man streiten, ob Unions neue Nummer eins, Marcel Höttecke, hätte an den Eckball kommen können. Der Torwart beschrieb das Unheil so: „Das war eine clevere Ecke von Paderborn, dann senkt sich der Ball in einer Bogenlampe hinter mir im Netz.“ Torschütze war Sören Brandy (24.), den Gegenspieler Younga-Mouhani gewähren ließ. Auch der Trainer war sich nicht sicher: „Bei einer Ecke, wo so viele Leute zusammenstehen, muss ich mir das Abwehrverhalten noch mal anschauen.“
Den schwarzen Peter beim 0:2 kann man Paul Thomik zuschieben. Der Unioner verlor Paderborns Philipp Heithölter aus den Augen, der lief die linke Seite hinunter und bediente den mitgelaufenen Rolf-Christel Guie-Mien, der den Ball einköpfte. Hier gab es für Höttecke nichts zu halten (57.). „Das war der erste Konter mitten in unsere Drangperiode, das war der Genickbruch“, sagte Mattuschka.
Gleichwohl greift diese Art der Fehlersuche zu kurz. Paderborn hatte von Anfang an mit Erfolg darauf gesetzt, Union unter Druck zu setzen. Derart bedrängt tun sich die Köpenicker schwer, Chancen herauszuarbeiten. Die Hausherren fanden nie richtig in ihre taktische Ordnung. Vorgegeben hatte Trainer Neuhaus ein 4-1-3-2-System. Doch Union war vor allem am Reagieren. Bei der ersten Paderborner Chance hatten die Gastgeber noch Glück. Da hatte sich Höttecke bei einer Jansen-Flanke verschätzt, im Rückwärtsfallen und dank seiner 1,99 Meter vermochte er den Ball mit den Fingerspitzen noch an die Latte zu lenken (15.). Danach glänzte der Schlussmann mit einer Fußparade gegen Enis Alushi (17.).
In der Offensive von Union hingegen offenbarte sich ein Mangel an Varianten. Wieder und wieder schlug Mattuschka weite Freistöße hoch in den Gäste-Strafraum, die Bälle wurden jedoch meist postwendend wieder herausgeköpft.
Ede vergibt Chance zum Ausgleich
Der eine gelungene Spielzug dann, den Parensen mit einer maßgerechten Flanke abschloss, scheiterte an der mangelnden Kopfballstärke von Chinedu Ede. Der Ball des Ex-Herthaners plumpste Torwart Daniel Masuch in die Arme (43.).
Was Union leisten könnte, blitzte nach der Pause auf. Eine knappe Viertelstunde dribbelte sich Ede schwungvoll durch die Paderborner Defensive. Seinen ersten Schuss lenkte Masuch mit einem starken Reflex zur Ecke (48.). Dann scheiterte Mattuschka, von Ede frei gespielt, am Paderborner Torwart (49.), anschließend verfehlte Halil Savran das Gäste-Tor um Zentimeter (50.).
Auf den zweiten Rückschlag, das 0:2, hatte Union aber keine Antwort mehr. Neuhaus wollte die Offensive stärken mit Karim Benyamina (für Savran) und Santi Kolk (für Younga-Mouhani). Die Auswirkungen beschrieb der Trainer indessen so: „Die Wechsel haben nicht gefruchtet. Sie sind verpufft. Die letzten Minuten waren nur noch quälend.“
Union steht nach 20 Runden mit 22 Zählern drei Punkte vor dem Relegationsplatz, den derzeit Oberhausen innehat. Im Überlebenskampf heißt es nun, die Ruhe zu bewahren. „Kein Vorwurf an die Mannschaft“, nahm Kapitän Mattuschka die Kollegen in Schutz. „Wir haben viel versucht, aber wenig zustande gebracht. Jetzt müssen wir nach vorne schauen.“ Da wartet am Sonnabend das Derby bei Spitzenreiter Hertha BSC im ausverkauften Olympiastadion. Dieses Thema gefiel Mattuschka sofort. „Mehr als 70.000 Zuschauer, das sind die Spiele, für die man Fußballer geworden ist. Vielleicht schaffen wir die Sensation.“