Es läuft gut für Benyamina dieser Tage. So gut, dass Unions Rekordtorschütze mit jedem Einsatz in der algerischen Nationalmannschaft immer teurer wird. Der Vertrag läuft aus, doch der Zweitligist hat dem Algerier noch kein Angebot vorgelegt.

Freud und Leid liegen im Profifußball bisweilen sehr eng beieinander. So auch beim 1. FC Union. Während Bernd Rauw das Strafmaß für seine Rote Karte aus dem Spiel in Fürth hinnehmen musste (der DFB sperrte ihn für drei Spiele, der Klub hat akzeptiert), hatte Karim Benyamina gestern gerade von einem weiteren, wichtigen Schritt in seiner Karriere erfahren. Auf der Internetseite des algerischen Fußball-Verbandes konnte der Stürmer nachlesen, dass er für das Spiel der Algerier gegen Tunesien am 9. Februar nominiert ist, auch wenn er noch keine Einladung erhalten hat.

„Erst kommt die Liste raus, dann kommt die Einladung“, vermutet Benyamina, der sich auf den Einsatz ganz besonders freut: „In Algerien zu spielen, in diesem riesigen Stadion, ist noch einmal etwas ganz Besonderes“, sagte er. Es ist seine zweite Berufung nach der Partie in Luxemburg im November 2010.

Neuhaus spricht vom Preis

Es läuft gut für Benyamina dieser Tage, richtig gut. Sicher, das erste Spiel der Rückrunde, den Sieg gegen Aachen, konnte Unions Rekordtorschütze nur von der Tribüne aus verfolgen, er war schlicht krank. Jetzt aber ist er fast wieder im Vollbesitz seiner Kräfte, „von Tag zu Tag wird es besser, je mehr Einheiten ich absolviere, desto fitter werde ich“, sagt er. Der 29-Jährige ist aus dem Angriff der Köpenicker nicht mehr wegzudenken, nicht nur wegen seiner fünf Tore und zwei Vorlagen, die in dieser Saison für ihn zu Buche stehen. Seine Präsenz auf dem Platz hat zugenommen, auch seinen Job als Kapitäns-Ersatz füllte er ordentlich aus, als Torsten Mattuschka wegen eines Infekts ausfiel.

Einzig: Der Klub hat Benyamina noch keine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages angeboten, mit jeder Nominierung für die Nationalmannschaft, mit jedem Tor wird der Angreifer teurer. Trotzdem sagt Trainer Uwe Neuhaus: „Ich freue mich für ihn, Nationalspieler zu haben, ist immer schön.“ Nur der mögliche Ausfall seines Stürmers sei ein kleiner Wermutstropfen, so Neuhaus. Doch auch er weiß: Die Verhandlungen werden hart. Und nicht nur bei Benyamina. Denn offenbar zögert der Klub mit Angeboten an seine Leistungsträger.

Mattuschka etwa soll nur ein Einjahresvertrag angeboten worden sein, andere Leistungsträger wie Dominic Peitz oder eben Benyamina wurden noch gar nicht angesprochen. „Ich denke zur Zeit an keine Verhandlungen, ich konzentriere mich auf die Spiele“, sagt er. Mehr kann er ohnehin nicht tun, nur abwarten. „Alle Spieler, die in den vergangenen Jahren Leistung gebracht haben, haben wir im Kopf. Mit ihnen werden wir verhandeln“, sagt Neuhaus und fügt an: „Das ist immer auch eine Preisfrage, alle Spieler wollen mehr verdienen.“

Sind Benyaminas Forderungen also mittlerweile zu hoch für Union? Klar ist: Der gebürtige Dresdener muss gut abwägen, der nächste Vertrag könnte sein letzter großer Kontrakt sein. Andererseits wird er nicht wegen ein paar Euro mehr seinen Status bei Union aufgeben und das Risiko eingehen, andernorts zu scheitern. Teammanager Christian Beeck freut sich jedenfalls schon auf Verhandlungen „mit hohem Unterhaltungswert“. Auch, weil Benyamina nie seinen Humor verliert. Gefragt, ob er jetzt Tore für sich sprechen lassen müsse, antwortet er mit einem schelmischen Lächeln: „Das wäre schön, wenn ich so etwas könnte.“ Ein Tor bleibt am Ende eben doch stumm.

Floskel hin oder her, auf sich aufmerksam machen kann er nun also auch auf internationalem Parkett. Und trifft in Tunesien auf ein Land, in dem es derzeit alles andere als ruhig zugeht. Doch die Aufstände in Nordafrika, die mittlerweile auch in Teilen auf Benyaminas zweite Heimat Algerien übergegangen sind, machen ihm keine Sorge: „Für die Menschen dort ist das nicht erfreulich, aber es betrifft mich nicht persönlich“, sagt er. Er will einfach nur Tore schießen, so viele wie möglich.

Kolk muss wieder pausieren

Bei Union wird er dazu vielleicht auch verdammt sein, denn am Mittwoch musste auch der gerade wiedergenesene Stürmer Santi Kolk pausieren, ihn drücken Magen-Darm-Probleme. Immerhin konnte Sturmpartner John Jairo Mosquera ein leichtes Training absolvieren, ebenso Christoph Menz. Auch Verteidiger Ahmed Madouni war gestern erstmals wieder bei der Mannschaft. Bis er aber fit ist, wird es noch einige Wochen dauern.

Leichte Entwarnung gab es immerhin bei Dominic Peitz: Der Abwehrstratege bekommt nach seinem Nasenbeinbruch heute eine Maske, sein Einsatz am Sonntag wird immer wahrscheinlicher.