Rückrundenvorbereitung

Union trainert "ein bisschen wie am Strand"

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Michael Färber

Während sich die Konkurrenz überwiegend in wärmeren Gefilden auf die Rückrunde vorbereitet, trainiert die Mannschaft von Union-Coach Uwe Neuhaus wegen Geldmangels im Berliner Winter - und sucht dabei den Spaß.

Geht man die Straße an der Wuhlheide entlang und riskiert dabei einen Blick in Richtung Stadion an der Alten Försterei, dann sieht man vor allem eines: Schnee. Das überrascht in dieser Jahreszeit nicht wirklich, dennoch erwartet man dieser Tage durchaus etwas anderes zu sehen, als lediglich weiße Wüste. Erst wenn man am Stadion, auf dessen Rasen trotz permanent arbeitender Heizung immer noch ein leichter Schneefilm liegt, vorbei geht, entdeckt man sie: die Spieler des 1. FC Union. Gestern waren die Kicker erstmals im Freien, um sich in einer richtigen Trainingseinheit auf die Zweitliga-Rückrunde vorzubereiten. Wobei es schon einer Erklärung bedarf, was unter „richtig“ zu verstehen ist. Legt man die ersten Tage des Jahres zu Grunde, dann ist es schon ein „kleiner Fortschritt“, wie Trainer Uwe Neuhaus sagt, dass man endlich wieder draußen sein kann, trotz auch gestern wieder klirrender Kälte. Bislang hielten sich die Unioner in der Ballsporthalle Hämmerlingstraße fit. Oder wurden zum Laktattest gebeten – in der Rudolf-Harbig-Halle unweit des Olympiastadions. Die eigentliche „Prüfstelle“, der Sportplatz in der nahen Wendenschloßstraße, ist gesperrt.

Immerhin durften sie bereits mehrere Runden um den Rasen ihrer Heimspielstätte laufen, um, wie es so schön heißt, wenigstens ein bisschen an der frischen Luft zu sein. Insgesamt hat das Winterchaos die Trainingsarbeit bei Union dennoch voll im Griff. Umso motivierter gingen die Mannen des Tabellen-13. am Mittwoch zu Werke, als sie endlich auf einer vom Schnee befreiten Hälfte des Kunstrasenplatzes hinter dem Stadion üben durften, auch wenn das Programm nur eingeschränkt ist. Direktes Passspiel in Vierergruppen wechselte sich mit Torschussübungen nach Flanken aller Art ab. Mittendrin der Coach, der immer wieder erklärt und korrigiert. Dabei fühlte man sich in die Zeit des Stadionbaus zurück versetzt: Derweil die Profis ihrem Tagwerk nachgingen, brummte im Hintergrund schweres Gerät, um den Platz vollständig frei zu legen.

Während diverse Konkurrenten sich also in wärmeren Gefilden vorbereiten, darunter auch in Spanien wie der kommende Gegner Alemannia Aachen, macht Union aus der Situation das Beste. Was bleibt dem Klub auch anderes übrig, wo für ein Trainingslager doch kein Geld vorhanden ist? „Sicher läuft der Ball etwas schneller als auf Naturrasen“, kommentierte Neuhaus die Einheit auf künstlichem Geläuf, „doch es macht bedeutend mehr Spaß als in der Halle.“ Seinen Spaß hatte vor allem Holger Bahra. „Ist schon ein bisschen wie am Strand hier“, sagte Unions Torwarttrainer. Wer ihn sah, dick eingepackt in Daunenjacke und Mütze, kam da schon ins Zweifeln. Doch die Bewegungen im Tiefschnee des Nebenplatzes, auf dem Bahra mit Union-Torwart Nummer drei Christoph Haker arbeitete, ließen nur ähnlich Kraft raubende Bewegungen zu wie tiefer Sand. Jan Glinker und Marcel Höttecke, die Anwärter auf die Nummer eins, suchte man übrigens vergeblich. Glinker liegt mit Grippe und Fieber im Bett, Höttecke arbeitet nach seinem Muskelfaserriss im Fitnessraum. Zumindest im Test am Sonntag gegen Teplice ist deren Einsatz ausgeschlossen.

Also konnte Haker gestern zeigen, was er kann. Sein Disput mit Kenan Sahin hat ihm jedoch keine Pluspunkte beim Trainer eingebracht. Nachdem der Stürmer einen Ball vor dem Torschuss erst stoppte, statt wie vom Trainer aufgetragen direkt den Abschluss zu suchen, beschwerte sich Haker bei Sahin. Als beide schließlich Kopf an Kopf standen, mussten sogar Mitspieler einschreiten, um die beiden Streithähne zu trennen. Den Rüffel vom Trainer gab es für Haker dennoch: „Womit hast du ein Problem, dass er ihn reingemacht hat?“

Apropos Strand – neben Co-Trainer Andre Hofschneider ließen es sich auch Bernd Rauw, Christian Stuff und Patrick Kohlmann nicht nehmen, in kurzen Hosen zu trainieren. „Das Wetter war so schön“, sagte Rauw, der später doch gestand, dass er „lange Hosen noch nie gemocht“ hat. Zumindest nicht beim Training.