Diesen Satz gab es zuletzt nicht oft zu hören von ihm. „Mir geht es gut, ich habe derzeit keine Beschwerden“, sagt Daniel Schulz. Die Freude darüber ist dem 24-Jährigen anzumerken. Zu oft hat er in den vergangenen ein, zwei Jahren seinen Beruf nicht ausüben können. Mal spielte das Knie nicht mit, mal war es eine gebrochene Hand, immer war es eine wochenlange Pause, die ihn vom Fußballspielen ferngehalten hat. So oft, dass er beim 1. FC Union den Ruf des Pechvogels weg hatte. Als Schulz im Sommer den Fußball-Zweitligisten verlassen musste und sich eine Klasse tiefer dem SV Sandhausen anschloss, sollte alles besser werden. Seine Profikarriere, die vor dreieinhalb Jahren so hoffnungsvoll in Berlin gestartet war, sollte in der Provinz einen Neuanfang erfahren. Doch das Einzige, was ihm treu blieb, war das Pech.
Es ist wie so oft, wenn ein neues Jahr beginnt und der Spielbetrieb ruht: Man hat Zeit, um über einige Dinge nachzudenken. Zum Beispiel, ob es der richtige Schritt gewesen ist, erstmals den Großraum Berlin zu verlassen, um gut 580 Kilometer weiter süd-westlich sein Glück zu versuchen. „Um diese Frage zu beantworten, ist noch nicht genug Zeit vergangen“, sagt Schulz. Oder vielleicht noch nicht genug Positives passiert, um zu einem anderen Schluss zu kommen.
Gleich wieder Kapitän
Wie auch, wenn die vergangene Saison mit einer Enttäuschung endete, die sichtlich Spuren bei ihm hinterlassen hat. Neun Jahre hatte Daniel Schulz das Union-Trikot getragen, Trainer Uwe Neuhaus machte den damals 21-Jährigen im Sommer 2007 sogleich zum Kapitän der Regionalliga-Mannschaft. Es sollte ein Zeichen sein, wie stark die Köpenicker auf die eigene Nachwuchsarbeit setzen wollten. Doch drei Jahre und viele Verletzungen später kam der Abschied. „Es gab für mich praktisch keine andere Möglichkeit“, erzählt Schulz. Bei Union ging es nicht mehr weiter, sein Vertrag wurde nicht mehr verlängert, „von daher war es der logische Schritt wegzugehen“.
Und es begann gut in Sandhausen, sehr gut sogar. Trainer Frank Leicht hatte Schulz als Führungsspieler verpflichtet – und machte ihn gleich zum Kapitän. „Das war schon ein schönes Gefühl“, erinnert sich Schulz. Doch es sollte anders kommen. Statt als Geheimtipp in den Aufstiegskampf einzugreifen, rutschte der SVS in den Tabellenkeller. Bei der Suche nach Gründen für die sportliche Misere muss Schulz nicht lange überlegen: „Der alte Trainer hat versucht, der Mannschaft eine Hierarchie aufzudrücken. Es waren jedoch genug gestandene Spieler da, die auch in der vergangenen Saison schon ihre Leistung gebracht hatten. Die haben sich dann natürlich übergangen gefühlt.“ All dies habe dazu beigetragen, „dass es nicht so richtig lief“. Pavel Dotchev löste Frank Leicht als Trainer ab, und Daniel Schulz war seine Kapitänsbinde wieder los. Und auch seinen Stammplatz in der Innenverteidigung.
Noch keine Zweifel am Wechsel
„Im Nachhinein betrachtet, war das Kapitänsamt vielleicht eine zu große Bürde“, gibt sich Schulz selbstkritisch. Es klingt fast so, als sei er erleichtert über seine Degradierung zu einem „normalen“ Spieler. Groß etwas einzufordern war schon zu Zeiten bei Union seine Sache nicht. Zweifel, sich mit Sandhausen richtig entschieden zu haben, sind dem 24-Jährigen jedenfalls noch nicht gekommen. „Jetzt hoffe ich, dass wir da unten wieder rauskommen.“ Da unten, das ist momentan Rang 17, der erste Abstiegsplatz, der am Saisonende auch gleichbedeutend wäre mit dem Ende seines Engagements in Sandhausen. „Aber daran wollen wir jetzt nicht denken“, sagt Schulz, dem der Sprung von Berlin in den Nordwesten Baden-Württembergs sichtlich gut tut. „Hier ist alles viel kleiner, egal ob Trainingsplätze, Stadion oder Fans. Da muss man sich schon umstellen“, sagt Schulz. Genau das richtige, um seine Karriere neu zu ordnen: „Und in zehn Minuten ist man in Heidelberg, eine sehr schöne Stadt übrigens.“
Den Kontakt in die Heimat hat er dennoch nicht verloren. Mit Freunden und Familie telefoniert er praktisch täglich oder chattet im Internet. Nur die Verbindungen zu Union sind rar geworden. „Zu Co-Trainer Andre Hofschneider habe ich noch einen engeren Kontakt, wir tauschen uns eigentlich regelmäßig aus“, sagt Schulz. Nicht jedoch in den Tagen vor und nach Weihnachten. Die genoss er mit seiner Freundin, zunächst bei ihren Verwandten an der Ostsee, schließlich bei seiner Familie in Berlin. Daniel Schulz hebt seine Stimme, als er davon erzählt. Es geht ihm gut, keine Frage.