Olympia

Kombination der Stärke

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Elisabeth Schlammerl
Dominant wie Usain Bolt: Vinzenz Geiger, Fabian Rießle, Eric Frenzel und Johannes Rydzek (v.l.) hatten in Pyeongchang wunderbare Tage

Dominant wie Usain Bolt: Vinzenz Geiger, Fabian Rießle, Eric Frenzel und Johannes Rydzek (v.l.) hatten in Pyeongchang wunderbare Tage

Foto: Angelika Warmuth / dpa

Gemeinsam sind sie noch stärker: Mit dem Triumph in der Staffel gelingt den deutschen Kombinierern der Sieg-Hattrick bei Olympia.

Pyeongchang.  Plötzlich war da die Fahne, „ein bisschen zu früh“, wie Johannes Rydzek fand. Fast 300 Meter vor dem Ziel drückte sie ihm ein Physiotherapeut in die Hand. Er musste noch um die Kurve und eine kleine Kuppe hinauf. Ein bisschen anstrengend, wie er fand, „aber unglaublich schön, das genießen zu dürfen“. Er konnte sich sogar Zeit lassen, denn sein Vorsprung war riesig, am Ende des Teamwettbewerbes in der Nordischen Kombination kam der deutsche Schlussläufer mit 52,7 Sekunden Vorsprung auf das norwegische Quartett ins Ziel. Österreich kam dann noch einmal 15 Sekunden später an. Rydzek wollte die Fahne zunächst gar nicht mehr hergeben, er hielt sie immer noch fest, als er im Zielraum mit Vinzenz Geiger, Fabian Rießle und Eric Frenzel bei leichtem Schneetreiben den Triumph zu feiern begann.

Der letzte Titel, der in Weinbuchs Sammlung fehlte

Die deutschen Kombinierer haben am Donnerstag in Pyeongchang mit dem dritten Sieg im dritten Wettbewerb noch einmal ein Glanzlicht gesetzt. Frenzel sprach von einer „traumhaften Bilanz“, und Bundestrainer Hermann Weinbuch nannte den Auftritt der Mannschaft „eine wirkliche Demonstration“. Auf dem Siegerpodest zeigten die vier deutschen Olympia-Helden dann die Jubelpose von Jamaikas Leichtathletik-Star Usain Bolt.

Der Siegeszug seiner Schützlinge bescherte Weinbuch nun auch noch jenen Titel, der in seiner großen Sammlung noch gefehlt hat. 49 Medaillen bei Großereignissen gab es unter Weinbuchs Regie seit 1996, darunter 18 aus Gold. „Das was jetzt noch kommt, sind alles noch Geschenke“, gab er zu – und beschrieb gleich seine nächsten Aufgaben. Die Mannschaft sei im Zenit ihres Schaffens, sagt er. „Wir werden zwar noch das eine oder andere schöne Jahr miteinander erleben dürfen, aber wir müssen wieder frisches Blut zuführen.“ Ein wenig Sorge bereitet ihm im Moment des großen Triumphes, dass es im Nachwuchs derzeit nicht ganz rosig aussieht. Dennoch weiß er: „Ich muss niemandem mehr etwas beweisen, ich habe bewiesen, dass ich gut bin.“

Mit Selbstvertrauen und Mut zur Revanche am Start

Daran gibt es keine Zweifel. „Hermann ist der Baumeister dieser Geschichte“, sagte Frenzel. Fünf von sieben möglichen Medaillen haben die deutschen Kombinierer in Pyeongchang gewonnen und ganz nebenbei die Machtverhältnisse zurechtgerückt, nachdem sie in dieser Saison ihre Souveränität ein wenig eingebüßt hatten. Während die Deutschen im vergangenen Winter von einem Sieg zum nächsten geeilt waren, dominierten jetzt Norweger und der Japaner Akito Watabe, Führender im Gesamtweltcup, die Nordische Kombination. „Aber diese kleine Delle“, sagt der Bundestrainer, „hat uns wieder zusammengebracht und gemeinsam stärker gemacht.“

Nach dem ersten Gold von Frenzel und dem Dreifacherfolg mit Sieger Rydzek in den Einzelwettbewerben fühlten sich die Deutschen mental stark genug, auch im Team zu triumphieren. „Wir wussten, dass wir die Form haben“, sagte Frenzel. Dabei hatte Weinbuch vor allem die Niederlagen im Teamwettbewerb in dieser Weltcup-Saison im Kopf, aber auch ein bisschen noch das knapp verpasste Gold vor vier Jahren in Sotschi. „Norwegen hat uns jedes Mal geschlagen, von daher hatten wir noch eine Rechnung offen“, sagte der Bundestrainer.

Die Gegner schreiben Gold schon früh ab

Schon beim Springen hatten sich die vier deutschen Kombinierer eine gute Ausgangsposition verschafft. Mit sechs Sekunden Rückstand auf Österreich belegten sie den zweiten Platz vor Japan und Norwegen. Startläufer Geiger agierte wie mit den Trainern besprochen zunächst im Windschatten des Führenden Wilhelm Denifl. Erst nach der Hälfte seines Rennens sollte er vorbei spurten, und auch diese taktische Vorgabe erfüllte der 20 Jahre alte Oberstdorfer glänzend. Rießle baute nun den Vorsprung auf 42 Sekunden aus. „Da haben die Gegner schon aufgegeben und nur noch auf Silber geschaut“, sagte Weinbuch.

Als Frenzel eine Minute vor dem ersten Verfolger ins Ziel kam, jubelte er schon siegessicher seiner Familie zu. Die Trainer verfolgten die letzten fünf Kilometer „ziemlich entspannt“, wie Weinbuch später zugab. Nur einmal sei er nervös gewesen an diesem Tag im Alpensia Nordic Park. „Uns ist vor dem Start eingefallen, dass wir keine Ersatzski an der Strecke haben.“ Im Gegensatz zum Einzelrennen sind die im Wettbewerb zugelassen. Es war aber auch die einzige Panne der Kombinierer bei Olympia.