Am Abend trifft im olympischen Hockey-Finale Deutschland auf die Niederlande. Der 23 Jahre alte Berliner Verteidiger Martin Häner ist dabei.

Die Zeit der Zerstreuung ist längst vorbei. Keine launigen Beiträge mehr auf Facebook, keine Treffen mit baumlangen Basketballstars aus der NBA im olympischen Dorf. Keine Fotos. Bei Martin Häner herrscht absolute Konzentration. Tunnelblick auf das große Finale. Sonnabend, Riverbank-Arena, 20 Uhr Ortszeit. Im Finale der Olympischen Spiele greift der Berliner mit der Hockey-Nationalmannschaft nach Gold.

„Wir können jeden schlagen“, gibt sich der 23 Jahre alte Verteidiger vom BHC selbstbewusst. Und er hat auch allen Grund dazu. 64 Minuten lang hatte Häner im Halbfinale gegen Weltmeister Australien auf dem Platz gestanden und damit großen Anteil am souveränen 4:2-Erfolg gegen die „Kookaburras“. Häner ist eine tragende Säule im deutschen Hockeyteam, er ist ein beinharter Abwehrspieler mit guter Übersicht über das Spielgeschehen. Bundestrainer Markus Weise lobt auch „sein gutes Stellungsspiel“. Und seine Willensstärke: „Martin ist ein Spieler, der immer gewinnen will.“

Das zeigte er auch wieder gegen Australien. „Dort haben wir unsere beste Turnierleistung gezeigt“, sagte der Medizin-Student. Das habe noch einmal einen deutlichen Schub in Sachen Selbstvertrauen gegeben. Und so guckte der Berliner auf das Endspiel voraus: „Wir sind im Finale, wir wollen Gold!“ Das ist mal eine klare Ansage.

Hockey-Herren wollen ihr olympisches Meisterstück abliefern

Bundestrainer Weise kann am Abend eine historische Stunde erleben und in der Riverbank-Arena sein olympisches Meisterstück abliefern. Der 49-Jährige steht als Trainer nach 2004 mit den Damen und 2008 mit den Herren vor dem dritten Gewinn der Goldmedaille.

Im Duell mit dem Erzrivalen – es ist bereits das siebte Endspiel der beiden Hockey-Nationen bei internationalen Großereignissen, aber das erste Finale bei Olympia – entscheidet laut Weise die mentale Stärke. „Dieses Spiel wird im Kopf entschieden. Und wir haben keine Angst vor Holland.“ Das Vertrauen seiner Spieler ist dem Mannheimer Meistercoach gewiss. So sagt Kapitän Müller: „Markus beherrscht perfekt den Wechsel zwischen Fokussieren und Entspannen. Das ist einer der Gründe, warum er schon zweimal Gold gewonnen hat – und vielleicht auch noch einmal gewinnt.“

Furcht vor dem Erzrivalen? In den bislang 186 Vergleichen in der Länderspielgeschichte siegte die DHB-Auswahl 80 Mal. Demgegenüber stehen 51 Niederlagen sowie 55 Unentschieden. Ein Remis wird es heute Abend freilich nicht geben.

Zehn Olympiasieger sind auf dem Feld dabei

Weise schickt im Endspiel ein Team aufs Feld, das sich mit dem Kampf um Gold auskennt. Zehn Olympiasieger von Peking sind auch in London mit dabei. Da sind ungewöhnlich viele Spieler, erfolgt doch meist nach Olympia ein Umbruch und Neuaufbau in der erfolgreichsten deutschen Mannschaftssportart. Nicht so im deutschen Herrenteam, das sich das Gold-Double zum Ziel gesetzt hat. „Wir wollen Gold nicht verteidigen, sondern neu gewinnen“, sagt Weise. Nach dem Scheitern der deutschen Frauen, die am Ende Rang sieben belegten, und dem Viertelfinal-Aus der Volleyball-Herren haben nun die Hockeyspieler als einzige deutsche Mannschaft eine Medaille sicher und die Chance auf Gold in London. Gegen die Niederlande. „Hunderttausend Mal haben wir gegeneinander gespielt“, sagt Weise. Zumindest gefühlt trifft das wohl zu.

In der Vorrunde unterlag die deutsche Auswahl dem Vize-Europameister mit 1:3. Dafür will sie nun im Olympia-Finale Revanche nehmen. Martin Häner sagt: „Ich hasse es, zu verlieren, und schon gar nicht zweimal gegen dasselbe Team.“