Das war sie nun also, die Saison 2022/23 der Fußball-Bundesliga. Zumindest dann, wenn man es nicht mit dem VfB Stuttgart oder dem Hamburger SV hält. (Grüße in die Relegation.) Der Rest der kickenden Fraktion verabschiedet sich jetzt nach und nach in den Urlaub. Kraft tanken, Akkus aufladen, Fokus neu setzen und vielleicht auch den einen oder anderen Umzug planen.
Während die Profis in der Sonne brutzeln, hat manch ein Fan noch ziemlich an dem zu knabbern, was da in den vergangenen Wochen passiert ist. Abstiege, geplatzte Europapokalträume und verpasste Meisterschaften im allerletzten Moment. Nicht nur in den Profiligen, auch die Hobby- und Amateurligen begeben sich jetzt in die Sommerpause.
Meine persönliche Saisonbilanz hat Höhen und Tiefen
Zeit also für ein kleines Fazit. Meine persönliche Bilanz fällt einigermaßen durchwachsen aus. Da ist mein großer Herzensverein, der es tatsächlich geschafft hat, die Phalanx des FC Bayern München trotz allerbester Aussichten doch nicht zu durchbrechen. Die Farbe Schwarz ist seitdem die vorherrschende Coloration des Vereins.
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Da ist Preußen Münster, der Klub, zu dessen Spielen ich immer mit meinem Vater gefahren bin, als ich noch in der Heimat gelebt habe. Die Schwarz-Weiß-Grünen waren der einzige gemeinsame Fußball-Nenner, auf den wir uns einigen konnten. Mein Vater ist Anhänger des deutschen Rekordmeisters, Spannungen inklusive. Aber keine Angst, meine Kindheit war trotzdem schön. Preußen Münster hat es nach drei Jahren in der Regionalliga jedenfalls geschafft, in die Dritte Liga zurückzukehren.
Und auch mein Heimatstädtchen versank ein wenig im Freudentaumel. TuS Germania Horstmar ist aus der Kreis- in die Bezirksliga aufgestiegen. Herzlichen Glückwunsch ins Münsterland!
Adieu, du schönes Reporterleben in der Bundesliga
Zweimal himmelhoch jauchzend, einmal zu Tode betrübt. Da hätten die positiven Gefühle nun die Oberhand, wäre da nicht auch noch das Abschneiden des Klubs, dem ich wohl die meiste Aufmerksamkeit schenken musste: Hertha BSC. Abstieg in die Zweite Liga. Adieu, du schönes Reporter-Leben in der Bundesliga! Statt Bayern, Leipzig und Dortmund heißen die Gegner ab Ende Juli Elversberg, Paderborn und Magdeburg.
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Überraschend war das am Ende nicht mehr. Eigentlich hatte manch einer schon im Sommer geahnt, wohin der Weg des Hauptstadtklubs führen wird. Ich erinnere mich an das Testspiel in Babelsberg, das die Berliner 1:0 für sich entschieden. Auf der Tribüne saß trotzdem ein älterer Herr mit muffeliger Miene. „Dit wird nüscht dies Jahr“, brummelte er vor sich hin.
Spätestens nach dem Pokal-Aus in der ersten Runde in Braunschweig und der Derby-Niederlage zum Liga-Start war der gute Mann nicht mehr allein mit seiner bösen Vorahnung. Und als wir im Januar im Trainingslager in Florida weilten, war sich ein Kollege auch schon felsenfest sicher, dass Herthas Weg nirgendwo anders hinführen wird als in die Zweite Liga.
Hertha BSC kann das Mögliche unmöglich machen
Da am Saisonende traditionell auch immer all die Prognosen wieder herausgekramt werden, die vor der Spielzeit auf diversen Portalen erschienen sind, war ganz eindrücklich zu sehen, dass Hertha in dieser Saison die Erwartungen übererfüllt hat. Lothar Matthäus sagte ein „schwieriges Jahr“ für die Berliner vorher. Check. Etliche Fußball-Fans hatten Hertha im Tabellenkeller verortet. Check. Manche hatten dem Dauer-Sorgenkind noch die Relegation zugetraut. Zu viel des Guten.
Wenn man sich bei den Blau-Weißen in dieser Saison auf etwas verlassen konnte, dann darauf, dass sie all die dumpfen Vorahnungen übertroffen haben. Auch eine Errungenschaft.
Nun geht es in ein paar Wochen in der Zweiten Liga weiter. Und ich werde in der Vorbereitung meine Augen und Ohren wieder offenhalten, um dann in einem Jahr an dieser Stelle die nächste Bestandsaufnahme vorzunehmen. Aus Liga zwei oder aus den Niederungen des deutschen Fußballs, wenn die Deutsche Fußball Liga tatsächlich ernst machen sollte und den Berlinern als erstem Profiklub die Lizenz entzogen wird. Vorstellen kann ich mir das zwar nicht. Aber wenn wir etwas von Hertha gelernt haben, dann die Tatsache, dass es ein Leichtes ist, das Mögliche unmöglich zu machen.
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