Vor der Mitgliederversammlung

Aufregung um fragwürdigen Abwahlantrag bei Hertha

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Inga Böddeling
Kay Bernstein ist seit knapp einem Jahr Präsident von Hertha BSC:

Kay Bernstein ist seit knapp einem Jahr Präsident von Hertha BSC:

Foto: Soeren Stache / dpa

Ein Mitglied von Hertha BSC fordert die Abwahl des Präsidiums. Die Begründungen enthalten teils gefährliches Gedankengut.

Berlin.  Es gehört mittlerweile zum Standardrepertoire einer jeden Mitgliederversammlung von Hertha BSC, dass über Abwahlanträge entschieden wird. Gegen das Präsidium, gegen den Aufsichtsrat, besonders gern auch gegen dessen Vorsitzenden Klaus Brüggemann. Und so wurde am Dienstag bekannt, dass auch für die Versammlung am kommenden Sonntag (ab 11 Uhr, Messe Berlin) ein solcher Antrag eingereicht wurde.

Die Aufregung war groß. Das Vereinsmitglied fordert die Abwahl des gesamten Präsidiums um Kay Bernstein sowie die von Brüggemann. 75 Prozent der anwesenden Mitglieder müssten diesem Antrag zustimmen, um eine Abwahl zu erwirken.

Hertha BSC sieht sich erneut mit Abwahlanträgen konfrontiert

Für Brüggemann ist diese Situation nicht neu. Der 64-Jährige sah sich schon vergangenen November bei der Mitgliederversammlung mit einem solchen Antrag konfrontiert. Da aber nicht die geforderte Mehrheit zustande kam, blieb Brüggemann im Amt.

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Wirft man allerdings einen genaueren Blick in das 30 Seiten lange Dokument, das vor einigen Wochen auf Herthas Geschäftsstelle einging, darf bezweifelt werden, dass dieser Abwahlantrag Erfolg haben wird. Abgesehen davon, dass Herthas Chefetage und Bernstein immer noch die breite Unterstützung der Fanszene haben, werden teils fragwürdige Verbindungen hergestellt.

Antisemitisches Gedankengut im Abwahlantrag?

Unter anderem sind antisemitische Tendenzen zu erkennen, wenn das Mitglied extra herausstellt, dass Ex-Investor Lars Windhorst eng mit der jüdischen Community zusammenarbeite, und dass auch Josh Wander, CEO des neuen Geldgebers 777, Jude sei.

Begründet wird der Abwahlantrag gegen Bernstein und seine sechs Präsidiumsmitglieder Fabian Drescher, Anne Jüngermann, Ingmar Pering, Peer Mock-Stümer, Tim Kauermann und Hans-Joachim Bläsing mit Bedenken zur Amtsführungsberechtigung.

Bernstein strebt Satzungsänderung an

Als nach dem Rücktritt von Präsident Werner Gegenbauer im vergangenen Juni nachgewählt wurde, bestand das neue Präsidium lediglich aus sieben Mitgliedern – in der Satzung aber wird an einer Stelle von neun Mitgliedern geschrieben. Deshalb möchte Bernstein auf der Versammlung am Sonntag über eine Satzungsänderung abstimmen lassen, wonach das Präsidium aus mindestens sieben und höchstens neun Personen bestehen soll.

Es ist deutlich wahrscheinlicher, dass die Mitgliederversammlung dieser Anpassung zustimmt, als dass die Abwahlanträge des Mitglieds durchgehen. Allein wegen des durchaus bedenklichen Gedankenguts, das so gar nicht zu Herthas Werten passen will.

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