Berlin. Hertha verliert mit 0:2 beim FC Bayern und liegt als Schlusslicht vier Spieltage vor Schluss sechs Punkte hinter dem Relegationsplatz.
Direkt nach dem Abpfiff versammelten sich die Spieler von Hertha BSC zu einem Kreis auf dem Rasen der Allianz Arena. Das 0:2 (0:0) bei Bayern München war gerade erst wenige Augenblicke alt, als Pal Dardai folgende Worte an seine Spieler richtete: „Jungs, ich habe heute eine Mannschaft gesehen. Dafür gibt es ein Lob.“
Beim Hauptstadtklub versucht man, das Positive herauszustellen trotz der 18. Saisonniederlage. „Wir haben es gegen den Ball sehr gut gemacht und wenig zugelassen. So musst du im Abstiegskampf auftreten. Wenn wir so die letzten zwei Spiele gegen Schalke und Bremen gespielt hätten, hätten wir mehr Punkte auf dem Konto“, sagte etwa Stürmer Florian Niederlechner.
- Hertha BSC hat nun sechs Punkte Rückstand zum Relegationsplatz
- In München hatte Hertha BSC nur 19 Prozent Ballbesitz
- Für Hertha BSC war es die vierte Niederlage in Folge in der Bundesliga (acht Spiele ohne Sieg)
Und Verteidiger Maximilian Mittelstädt fügte hinzu: „Wir haben 70 Minuten lang gut verteidigt. Das müssen wir für die letzten Spiele mitnehmen.“ Der Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga sagt jedoch: Der Abstieg in die Zweite Liga rückt für Hertha BSC immer näher. Vier Spieltage vor Schluss liegt das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga fünf Punkte hinter dem Vorletzten Schalke 04. Relegationsplatz 16 und das rettende Ufer mit Rang 15 sind bereits sechs Punkte entfernt. Die Bayern lösten mit dem Sieg Borussia Dortmund wieder von der Tabellenspitze ab.
Dardai verändert Hertha BSC auf sechs Positionen
„In der vergangenen Woche gab es viele Dinge, die mich begeistert haben“, sagte Trainer Pal Dardai vor der Partie: „Wir haben viel gearbeitet an mentaler Stärke.“ Ob es an der Verunsicherung beim Rekordmeister lag oder tatsächlich am Zusammenraufen auf Berliner Seite – Hertha zeigte tatsächlich eine Qualität, die man der Mannschaft nach Monaten voller Fehler und Enttäuschungen schon gar nicht mehr zugetraut hatte.
Mit Jonjoe Kenny, Filip Uremovic, Agustin Rogel, Jean-Paul Boetius, Maximilian Mittelstädt und Florian Niederlechner anstelle von Marc Kempf (Gelb-Sperre), Marton Dardai, Marco Richter (beide angeschlagen), Peter Pekarik, Tolga Cigerci und Derry Scherhant verbarrikadierte sich Hertha vor dem eigenen Tor. Und da den feldüberlegenen Bayern nichts einfiel, um den Hertha-Riegel zu knacken, brauchte es nur Organisation und Wachsamkeit, um das Starensemble in Schach zu halten.

Genau das tat der Tabellenletzte. Mittelstädt mit ein wenig Glück gegen Kingsley Coman (27.), Torwart Oliver Christensen erneut gegen den Franzosen (35., 40.), dazu ein verunglückter Kopfball von Sadio Mané – Hertha vereitelte die wenigen Möglichkeiten des Rekordmeisters. Das Dardai-Team selbst wiederum versuchte, vor allem über Dodi Lukebakio (16., 22.) für Entlastung zu sorgen.
Wunderdinge war von der Mannschaft, die zuvor auf Schalke (2:5) und gegen Bremen (2:4) maßlos enttäuscht hatte, nicht zu erwarten. Und selbst ein lange Zeit mögliches Unentschieden wäre angesichts der Punktgewinne der Konkurrenz im Abstiegskampf (Bochum 1:1 gegen Dortmund, Stuttgart 2:1 gegen Mönchengladbach, Schalke 2:1 gegen Bremen) eigentlich zu wenig gewesen.
Gegentore durch Gnabry und Coman
Doch ein Remis in München hätte der Moral mit Blick auf die beiden wohl entscheidenden Heimspiele gegen Stuttgart (6. Mai) und Bochum (20. Mai) sicher einen Schub geben können. Zumal die Münchner bei aller Ballsicherheit sich jeden Pass hart erarbeiten mussten. Doch in der 69. Minute setzte sich in einer einzigen Szene dann eben doch die Qualität der Bayern durch.

Ein Chipball von Joshua Kimmich erreicht im Hertha-Strafraum Serge Gnabry. Und weil der Hauptstadtklub in dieser 69. Minute einen der wenigen wirklich unsortierten Momente in München offenbarte, konnte der Nationalspieler per Flugkopfball zum 0:1 abschließen. „Die Mannschaft hat gekämpft und im schlechtesten Moment ein unnötiges Tor kassiert“, bilanzierte Coach Dardai.
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Gut zehn Minuten später war es erneut eine Vorlage von Kimmich auf Coman, die das 0:2 zur Folge hatte. Der Franzose – bester Mann auf dem Platz – hatte auf der linken Seite Herthas Kapitän Marvin Plattenhardt abschütteln können (80.). Erst in der 84. Minute konnte sich Hertha durch Lucas Tousart die erste Torchance erspielen, Bayern-Torwart Yann Sommer war jedoch zur Stelle.