Berlin. Hertha unterliegt DFB-Pokalsieger RB Leipzig mit 0:1 und könnte am Ostersonntag auf den letzten Tabellenplatz abrutschen.

Es ist und bleibt eine vernichtende Statistik. Sieben Heimspiele gegen RB Leipzig. Nicht ein Pünktchen für Hertha BSC. Daran änderte sich auch im Topspiel der Fußball-Bundesliga am Sonnabend nichts. 0:1 (0:1) – eine wenig überraschende Niederlage vor 50.670 Zuschauern im Olympiastadion, die den einen oder anderen beim Hauptstadtklub aber ordentlich wurmte.

„Wir haben gut gestanden, hätten mit dem Ball aber mutiger sein müssen, das ist in unserer Situation aber nicht so einfach. Ich hatte versprochen, Hertha wird ein anderes Gesicht zeigen, das haben wir getan“, sagte Kevin-Prince Boateng.

Trainer Sandro Schwarz setzte dabei auf die gleiche Elf wie schon beim Punktgewinn vor einer Woche in Freiburg. Weil Leipzig traditionell gefährlich temporeich daherkommt, verzichtete der 44-Jährige darauf, den deutlich offensiver ausgerichteten Marco Richter nach seiner Gelbsperre zurück in die Startelf zu beordern und schickte auf der rechten Außenbahn erneut Jonjoe Kenny ins Rennen.

Hertha BSC braucht viel Leidenschaft

Präsident Kay Bernstein hatte vor dem Spiel „Leidenschaft“ gefordert, nur so könne man im Abstiegskampf bestehen. Gegen eine Mannschaft, die unter der Woche noch Borussia Dortmund aus dem DFB-Pokal geworfen hatte und in die Champions League will, reicht Herzblut allein aber nicht, um zu bestehen.

Aber es war immerhin eine gute Basis, um den haushohen Favoriten aus Sachsen möglichst lang in Schach zu halten. Abgesehen von einem verzogenen Schuss von Timo Werner (4. Minute) kam Herthas Torhüter Oliver Christensen erst mal nicht wirklich in Bedrängnis. Bis zur 39. Minute.

Nach einer Ecke von Leipzigs Dominik Szoboszlai stieg Mohamed Simakan in der Mitte vor Christensen hoch und drückte den Ball Richtung Tor. Herthas Keeper war zwar mit einer Hand dran, konnte aber nicht entscheidend eingreifen. Der Ball tropfte auf den Boden, wo ihn Amadou Haidara über die Linie drückte.

Hertha BSC ist offensiv zu harmlos

0:1 – Leipzig jubelte, die Berliner protestierten. Schiedsrichter Deniz Aytekin tauschte sich mit dem Videoassistenten aus. Wurde Christensen behindert? War irgendwo eine verbotene Hand im Spiel? Oder stand ein Leipziger im Abseits? Nein, nein und noch einmal nein. Der Treffer zählte, sehr zum Ärger von Herthas Chefcoach Schwarz, der zur Halbzeit direkt das Gespräch mit Referee Aytekin suchte.

Der reguläre Treffer war aber auch nicht unverdient. Die Hausherren stemmten sich zwar gegen die deutlich überlegenen Gäste aus Sachsen, mehr als harmlose Versuche von Tolga Cigerci (13.), Kapitän Marvin Plattenhardt mit einem direkten Freistoß (28.) und Gewühl nach einer Ecke (34.) brachte Hertha nicht zustande.

In keiner Phase der ersten Hälfte wies die Statistik mehr als 30 Prozent Ballbesitz für die Berliner aus. Ein Beleg dafür, wie die Kräfteverhältnisse im Bundesliga-Topspiel des 27. Spieltags verteilt waren. Auch wenn der Tabellen-16. nicht so unterlegen war, wie man vorher befürchtet hatte.

Hertha BSC setzt alles auf eine Karte

Zumindest daran änderte sich auch in Durchgang zwei nichts. Schwarz brachte mit Richter, Jessic Ngankam und Suat Serdar frisches Personal für den allzu harmlosen Angriff der Berliner (62.). Cigerci, Kenny und Kevin-Prince Boateng, der kurz vorher noch die Gelegenheit zum Ausgleich hatte, aber geblockt wurde, gingen raus.

Die Botschaft an die Mannschaft war wieder eindeutig: mehr Offensive wagen. Zumal sich die Leipziger auf ihrer Führung ausruhten und außer einem Schussversuch von Benjamin Henrichs an der Strafraumkante wenig versuchten (61.).

Davon nicht profitieren zu wollen, wäre im Abstiegskampf wenige Spiele vor Saisonende eine fahrlässige Herangehensweise. Und so schickte Schwarz mit Florian Niederlechner (für Filip Uremovic) und Stevan Jovetic (für den enorm unauffälligen Wilfried Kanga) noch zwei weitere Angreifer auf den Rasen.

Serdar vergibt Riesenchance für Hertha BSC

Der Trainer tigerte an der Seitenlinie entlang, fuchtelte mit den Armen, scheuchte seine Spieler nach vorn und versuchte, die zweite Niederlage in dieser Saison gegen Kumpel Marco Rose doch noch irgendwie abzuwenden.

Und siehe da: Plötzlich tauchte Serdar vielversprechend im Leipziger Strafraum auf. Der Mittelfeldmann zog ab – RB-Keeper Blaswich wehrte mit dem Fuß ab (82.). Die größte Chance der Gastgeber, die aber auch nicht zum Happy End führen sollte.

Wie gefährlich die Niederlage für Hertha wird, zeigt sich erst am Ostersonntag. Dann spielt mit Bochum gegen Stuttgart (17.30 Uhr) und Schalke in Hoffenheim (19.30 Uhr) die gesammelte Konkurrenz im Tabellenkeller gegeneinander.

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